Sonn­tags­ge­dan­ken: Sepp und Dapozzo

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Sepp hat­te es schwer in sei­nem Dorf, denn die Leu­te ver­spot­te­ten ihn wegen sei­ner Fröm­mig­keit. Eines Nachts beschlos­sen die Dorf­ju­gend­li­chen einen beson­ders bösen Streich: Sie deck­ten ihm heim­lich das Dach ab, um sei­nen Glau­ben zu testen. Sepp aber beob­ach­te­te ihr Trei­ben und, als sie früh­mor­gens fer­tig waren, trat er freund­lich aus der Tür und lud sie zum Früh­stück ein, weil sie die Nacht über hart gear­bei­tet hat­ten. Das traf die Roh­lin­ge hart und sie deck­ten das Dach wie­der zu. Ja, der Eine oder Ande­re ließ sich von Sepp zum Glau­ben führen.

Ich wün­sche mir von Gott ruhi­ge Ver­nunft und star­ke Ner­ven, die Schlag­fer­tig­keit, die Näch­sten­lie­be Sepps, um auf die Angrif­fe mei­ner Mit­men­schen ange­mes­sen reagie­ren zu kön­nen. Das Böse kann man nur mit Gutem über­win­den. Der Pre­di­ger Dapoz­zo erzählt uns hier­zu ein noch dra­ma­ti­sche­res Erleb­nis: Die Nazis hat­ten ihn ins KZ gesteckt. An Weih­nach­ten 1943 ließ der Kom­man­dant ihn, den Halb­ver­hun­ger­ten, holen und Dapoz­zo muss­te zuschau­en, wie der SS-Mann vor ihm aß und zech­te. Der Kom­man­dant frag­te lau­ernd: „Glaubst Du immer noch an Gott?“ Als Dapoz­zo beja­te, erklär­te der Ande­re grin­send: „Die­sen Kuchen hier hat Dei­ne Frau für Dich gebacken und ins Lager geschickt. Nun aber esse ich ihn! Glaubst Du jetzt immer noch, dass es Gott gibt?“ Dapoz­zo fühl­te Hass und Ver­zweif­lung in sich auf­bran­den. Doch wider­stand er der Anfech­tung und bejah­te auch die­se Frage.

Nach dem Krieg mach­te sich der Christ auf die Suche nach sei­nem Pei­ni­ger, fand ihn auch und erklär­te dem Ver­dutz­ten, der mit sei­ner Ver­haf­tung rech­ne­te: „Auch die­sen Kuchen hat mei­ne Frau gebacken. Wir wol­len ihn dies­mal gemein­sam essen.“ Der Ande­re gestand unter Trä­nen sei­ne Schuld und wand­te sich zum Glauben.

Gleich­wohl muss auch ein Christ, selbst ein Pfar­rer, die Poli­zei holen, wenn es dar­um geht, ein Ver­bre­chen zu bestra­fen bzw. zu ver­hin­dern. Gott schen­ke uns die Gabe der rech­ten Unterscheidung.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind