Sonn­tags­ge­dan­ken: Der Prie­ster und der Kommunist

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

In den Jah­ren nach der rus­si­schen Okto­ber­re­vo­lu­ti­on tob­te ein schreck­li­cher Bür­ger­krieg zwi­schen den „Roten“ und den „Wei­ßen“, die für die Wie­der­her­stel­lung der Mon­ar­chie kämpf­ten. Sol­da­ten der „Wei­ßen“ nah­men einen jun­gen Kom­mu­ni­sten gefan­gen und woll­ten ihn am näch­sten Baum auf­hän­gen. Da kam ein ortho­do­xer Prie­ster daher und die „Wei­ßen“ grüß­ten den Got­tes­mann mit dem damals übli­chen Wort: „Seg­ne uns, Vater!“ Der Ange­re­de­te aber ver­nein­te: „Einen Mord kann ich nicht seg­nen.“ Erschrocken lie­ßen sie den jun­gen „Roten“ frei. Nach eini­ger Zeit rief ein altes Müt­ter­chen die­sen Prie­ster zu sich, denn ihr Sohn lag im Ster­ben. Als der Geist­li­che ein­trat, hör­te er die vor Wut und Schmerz ver­zerr­te Stim­me des Tot­kran­ken: „Ich will kei­nen Prie­ster. Das sind doch alles Lüg­ner und Gau­ner!“ Aber da stock­te ihm der Atem, denn er erkann­te in dem Prie­ster sei­nen Lebens­ret­ter. Ver­un­si­chert frag­te er ihn: „Du hast mir das Leben geret­tet, obwohl ich Kom­mu­nist bin und sogar den Auf­trag hat­te, Dich umzu­brin­gen. Dort auf dem Tisch liegt noch das Mes­ser. Hät­test Du mich auch geret­tet, wenn Du das gewusst hät­test?“ Als der Prie­ster dies mit Ernst und Wür­de beja­te, sank der jun­ge Mann heu­lend in sein Bett zurück. So konn­te er ver­söhnt mit Gott sterben.

Ich bewun­de­re den Mut, die Gerad­li­nig­keit, den tie­fen Glau­ben die­ses Priesters.Würden wir so eine inne­re Stär­ke auch auf­brin­gen? Sei­ne Lie­be war ein Abglanz der Lie­be Got­tes zu uns. Gott schreibt sei­ne stör­ri­schen, bos­haf­ten, oft abge­stumpf­ten Geschöp­fe eben nicht ab, wie es Men­schen so gern unter­ein­an­der tun. Gott hat Jesus für uns geop­fert, um uns aus dem Teu­fels­kreis von Schuld und Tod zu erret­ten. Teuf­lisch ist es, was Men­schen ein­an­der antun, sei es aus Berech­nung, sei es aus Leicht­sinn oder Gleich­gül­tig­keit. Teuf­lisch scheint zumin­dest manch har­tes Schick­sal zu sein. Aber vor­sicht: Der jun­ge Kom­mu­nist muss­te Schmerz, Angst und Gewis­sens­qual erlei­den, um zu Gott zu fin­den. So führ­te ihn ein schein­bar sinn­lo­ses Los zum „ewi­gen Leben“.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind