Kein Platz für den Spatz

Wie geht es dem Haus­sper­ling in Bay­ern? – LBV-Mit­mach­ak­ti­on „Stun­de der Gar­ten­vö­gel Plus“ will zusätz­lich her­aus­fin­den, wo noch Spat­zen leben

Am kom­men­den Mut­ter­tags­wo­chen­en­de ruft der LBV alle Natur­freun­de im Frei­staat wie­der dazu auf, die Vögel in ihrem Gar­ten zu zäh­len. Zum ersten Mal liegt dabei der zusätz­li­che Schwer­punkt der Mit­mach­ak­ti­on „Stun­de der Gar­ten­vö­gel Plus“ auf dem Spatz. Der ein­sti­ge Aller­welts­vo­gel steht seit 2016 in Bay­ern sogar auf der Vor­warn­li­ste der Roten Liste der Brut­vö­gel. „Mit dem dies­jäh­ri­gen Plus der Akti­on wol­len wir her­aus­fin­den, wo der Haus­sper­ling in Bay­ern noch lebt und brü­tet“, erklärt die LBV-Citi­zen-Sci­ence Beauf­trag­te Mar­ti­na Geh­ret. Alle Teil­neh­mer sind des­halb vom 12.–14. Mai dazu auf­ge­ru­fen, nicht nur eine Stun­de lang alle Vögel zu zäh­len, son­dern zusätz­lich auch ein­fa­che Anga­ben zum Spatz zu machen. Bereits zum drei­zehn­ten Mal ruft der LBV und sein bun­des­wei­ter Part­ner NABU zur Gar­ten­vo­gel­zäh­lung auf. Die Ergeb­nis­se des „Citi­zen Science“-Projekts lie­fern Aus­kunft über die Ent­wick­lung der hei­mi­schen Vogel­welt und den Lebens­raum Garten.

Der Spatz ist der Kul­tur­fol­ger schlecht­hin: Wo der Mensch hin­geht, da fliegt der Haus­sper­ling hin­ter­her – so ist es schon seit Jahrt­hun­der­ten. Doch inten­si­ve Bau­tä­tig­kei­ten und Gebäu­de­sa­nie­run­gen in den baye­ri­schen Städ­ten wie Mün­chen, Nürn­berg und Augs­burg erschwe­ren ihm die Suche nach einem geeig­ne­ten Brut­platz. „Als so genann­ter Gebäu­de­brü­ter ist er auf Spal­ten und Hohl­räu­me unter dem Dach oder an der Fas­sa­de unse­rer Häu­ser ange­wie­sen“, erklärt Mar­ti­na Gehret.

Zusätz­lich ver­schwin­det auch sein Lebens­raum, da Hecken, Sträu­cher und dich­te Wand­be­grü­nun­gen immer weni­ger wer­den. „Dort hal­ten sich die Spat­zen aber ger­ne auf, um in der Grup­pe ihr Sozi­al­le­ben zu pfle­gen oder um sich im Not­fall vor Fein­den zu schüt­zen“, so Geh­ret. Auch in länd­li­chen Gebie­ten und Gär­ten im Frei­staat ist der Bestand des ein­sti­gen Aller­welts­vo­gel rück­läu­fig: „Heu­te tschil­pen in einer Hecke nicht mehr hun­dert Spat­zen wie frü­her, son­dern nur noch zwan­zig. Da die aber genau­so laut sind wie hun­dert, fällt der Rück­gang fast nie­man­dem auf“, weiß Gehret.

Der LBV möch­te des­halb im Rah­men sei­ner Mit­mach­ak­ti­on zusätz­lich her­aus­fin­den: An wel­chen baye­ri­schen Häu­sern brü­ten noch Haus­sper­lin­ge und gibt es in den Gär­ten noch Hecken oder Sträu­cher, in denen sich die Spat­zen regel­mä­ßig auf­hal­ten? „Die Anga­ben der Teil­neh­mer zum Spatz sind unab­hän­gig davon, ob die flin­ken Vögel wäh­rend der Zähl­stun­de beob­ach­tet wur­den“, erklärt Mar­ti­na Gehret.

Hat der Spatz einen geeig­ne­ten Nist­platz gefun­den, droht ihm gleich die näch­ste Gefahr. „Bei der Ver­sor­gung ihrer Küken ent­fer­nen sich Haus­sper­lin­ge nur maxi­mal vier­hun­dert Meter von ihrem Brut­platz“, sagt Geh­ret. Um den erhöh­ten Eiweiß­be­darf der Jung­vö­gel zu decken braucht sie daher ein reich­hal­ti­ges Insek­ten­an­ge­bot in unmit­tel­ba­rer Nähe. Insek­ten sind jedoch Man­gel­wa­re auf Grund über­mä­ßi­ger Ver­wen­dung von Insek­ti­zi­den in Pri­vat­gär­ten, Stadt­grün und der Land­wirt­schaft. Auch die zuneh­men­de Pflan­zung von nicht-hei­mi­schen Gewäch­sen, die kei­ne Nah­rung für hei­mi­sche Insek­ten bie­ten, trägt zum Insek­ten­man­gel bei.

„Wer dem Spatz ein Zuhau­se geben möch­te, kann dem gesel­li­gen Vogel einen klei­nen Well­ness-Bereich mit Staub­kuh­le und klei­nen Pfüt­zen ein­rich­ten“, rät Mar­ti­na Geh­ret. Als Ruhe­be­reich eige­nen sich dich­te Hecken und Sträu­cher, die von den Vögeln oft über Gene­ra­tio­nen hin­weg genutzt wer­den. Beson­ders beliebt bei Spat­zen ist eine geschnit­te­ne Ligu­ster­hecke. Ein natur­na­her Gar­ten mit hei­mi­schen Pflan­zen bie­tet dar­über hin­aus auch einen reich­ge­deck­ten Tisch für Jung- und Altvögel.

Zur Mit­mach­ak­ti­on

Bei der Stun­de der Gar­ten­vö­gel Plus ist Mit­ma­chen ein­fach und man muss auch kein Vogel­ex­per­te sein: Man setzt sich vom 12. bis zum 14. Mai eine Stun­de lang mit Block und Stift in den Gar­ten, Park oder auf den Bal­kon und zählt in die­sem Zeit­raum alle Vögel, die zu beob­ach­ten sind. Die Daten kön­nen direkt online in ein For­mu­lar ein­ge­ge­ben, per Post abge­schickt oder über Fax zum LBV gesandt wer­den. Als Bestim­mungs­hil­fe bie­tet der LBV zusätz­lich Steck­brie­fe mit den 30 häu­fig­sten Gar­ten­vö­geln auf sei­ner Home­page an. Die beob­ach­te­ten Vögel kön­nen ganz ein­fach über die gro­ße Akti­ons­sei­te www​.stun​de​-der​-gar​ten​voe​gel​.lbv​.de ein­ge­ge­ben werden.