Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz e.V.: „Keine Angst vor Natura 2000“
Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung informierte die Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz ihre Mitglieder unter anderem über Hintergründe und Auswirkungen der europäischen Naturschutzverordnung.
„Weiter so mit der bisherigen Waldbewirtschaftung“ resümierte Klaus Stangl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) zum Abschluss seines Vortrages vor rund 200 Zuhörern. Stangl ist als Abteilungsleiter am AELF Bamberg für Natura 2000 in Oberfranken zuständig. Das Kernstück des Naturschutzes der EU wird seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert und hat bei vielen Waldbesitzern für Unsicherheit über die Folgen für ihren Wald geführt.
Hintergrund der Natura 2000-Verordnung ist der zunehmende Artenschwund von Säugetieren, Vögeln, Fischen und Pflanzen innerhalb der EU. Die Ausweisung von naturschutzfachlich hochwertigen Gebieten soll dabei helfen, den Lebensraum der bedrohten Arten zu erhalten und für die nächsten Generationen zu bewahren. Natura 2000 umfasst Fauna-Flora-Habitat (FFH-)-Gebiete und Vogelschutzgebiete (SPA, Special Protection Area). In der Fränkischen Schweiz sind dies z.B. das Wiesenttal mit seinen Seitentälern, die Ehrenbürg und Katzenköpfe, die Felsen- und Hangwälder sowie der Albtrauf von der Friesener Warte bis zur Langen Meile.
In sogenannten Managementplänen erfasst und bewertet Klaus Stangl mit seinem regionalen Kartierteam die Vorkommen von Lebensraumtypen und Arten in den Gebieten. Vor anstehenden Maßnahmen im Wald sollten Waldbesitzer prüfen, ob ihr Wald in einem FFH- oder Vogelschutzgebiet liegt und wenn ja, ob dort definierte Schutzgüter vorhanden sind. Schutzgüter sind besonders wertvolle Lebensräume einerseits sowie gezielt ausgewählte, gefährdete Tier- und Pflanzenarten andererseits. Diese können beispielweise Buchen‑, Eichen- oder Auwälder, artenreiche Wiesen, Blumen wie der Frauenschuh oder Tiere wie der Eisvogel sein.
Kernstück der Natura 2000-Verordnung sei das gesetzliche Verschlechterungsverbot für diese Schutzgüter, d.h. alle Veränderungen und Störungen, die zu deren erheblichen Beeinträchtigung führen. Es bestehe ausdrücklich kein Veränderungs- oder gar Nutzungsverbot in den Gebieten. Im Gegenteil, die Nutzung sei teilweise sogar zwingend notwendig. Als Beispiele nannte Stangl den Nieder- und Mittelwald, dessen kurzperiodische Hiebe sich positiv auf die Bodenflora auswirkten oder der Magerrasen der Ehrenbürg, dessen Artenreichtum der Beweidung durch Schafe zu verdanken sei.
Im Wald umfasst das Verschlechterungsverbot von Natura 2000 z.B. den Flächenverlust, die Beseitigung von Totholz und Biotopbäumen, die Einbringung höherer Anteile an standortfremden Baumarten, den Verlust wichtiger Baumarten infolge von Verbiss oder fehlgerichteter Pflegemaßnahmen oder beispielsweise die Zerschneidung zusammenhängender Waldkomplexe durch Autobahnen und Bahntrassen. Es gebe ausdrücklich kein Verbesserungsgebot und es werde nur die aktive Verschlechterung in den Gebieten geahndet.
Stangl und sein Team haben in Oberfranken an die 80 Managementpläne erstellt und kommen zum erfreulichen Ergebnis, dass die Bewirtschaftung der Wälder bereits heute weitestgehend im Einklang mit der Natura 2000-Verordnung erfolge. Ob der Wald im FFH- oder Vogelschutzgebiet liege und Schutzgüter enthalte, können die Waldbesitzer bei ihrem zuständigen Revierleiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erfragen.
Hier können sich die Waldbesitzer auch hinsichtlich ihrer Pflegemaßnahmen nach den Trockenjahren 2015 und 2016 informieren. Hans-Rüdiger Schmittnägel, Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten am AELF Bamberg, erläuterte in seinem Kurzvortrag, dass beispielsweise in der Waldklimastation Ebrach im Jahr 2015 20 Prozent und im Jahr 2016 fünf Prozent weniger Niederschlag gemessen wurde. Die Temperaturen stiegen seit den ersten Aufzeichnungen 1936 kontinuierlich leicht an. Höhere Temperaturen und geringer Niederschlag schwächten die Bäume, es komme zu einem vermehrten Befall von Pilzen und Insekten. Nur die regelmäßige Waldpflege schaffe Bäume mit starken Wurzeln und Kronen und es könnten klimatolerante Baumarten eingebracht werden.
Im anschließenden Geschäftsbericht erläuterte WBV-Geschäftsführer Matthias Kraft, dass im Jahr 2016 insgesamt 14.500 Festmeter vermarktet wurden. Angeführt von der Fichte mit 56 Prozent folgen 26 Prozent Kiefer und 18 Prozent Laubholz. Im Vergleich zum Vorjahr habe man die Vermarktungsmenge leicht steigern können und für 2017 sei bereits ein positiver Trend erkennbar. Bei rund 1.900 Mitgliedern setzen er und sein Team dieses Jahr verstärkt auf Sammelberatungen zum gemeinschaftlichen Durchforsten der kleinparzellierten Waldstücke in der Fränkischen Schweiz.
Nina Meyer
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