Pre­miè­re in der „Alten Sei­le­rei“ in Bam­berg: „Mensch Odysseus“

"Mensch Odysseus"
"Mensch Odysseus"

Am Frei­tag, den 12.Mai, hat das spar­ten­über­grei­fen­de Thea­ter­stück „Mensch Odys­seus“ um 19.30 Uhr sei­ne Pre­miè­re in der „Alten Sei­le­rei“. Die­se Pro­duk­ti­on ist das Abschluss­pro­jekt der inklu­si­ven Kul­tur­werk­statt und fin­det im Rah­men des OBA-Kul­tur­fe­sti­vals 2017 anläss­lich 30 Jah­re Offe­ne Behin­der­ten­ar­beit der Lebens­hil­fe Bam­berg e.V. statt. Das Thea­ter­kol­lek­tiv TOBAK bringt gemein­sam mit dem Tanz­ensem­ble WACKEL­KON­TAKT und der Per­cus­siongrup­pe HÖR­STURZ ihre ganz eige­ne Ver­si­on und Inter­pre­ta­ti­on der Homer´schen Odys­see auf die Bühne.

Getreu dem Mot­to: „Hel­den sind auch nur Men­schen“ steht Odys­seus mit all sei­nen cha­rak­ter­li­chen Facet­ten und der inne­ren Zer­ris­sen­heit und Wider­sprü­chen im Mit­tel­punkt der Insze­nie­rung. Gezeigt wer­den sei­ne ver­schie­de­nen Gesich­ter und letzt­lich die Unvoll­kom­men­heit des Men­schen Odys­seus. Augen­schein­lich wird dies dem Zuschau­er unter­and­e­rem dadurch vor Augen geführt, dass Odys­seus nicht von einer Per­son, son­dern von ins­ge­samt fünf Schau­spie­lern dar­ge­stellt wird. Jeder die­ser Odys­seus steht für einen ande­ren Cha­rak­ter und Wesens­zug. So wird etwa der Herr­scher durch den Odys­seus „Bun­des­kanz­ler“ , der Lie­ben­de durch den Sän­ger „Max Rabe“, der Kämp­fer durch den Wrest­ling Star „Under­ta­ker“ und der fried­vol­le und auf die Macht der Göt­ter ver­trau­en­de Odys­seus durch den Jedi Rit­ter „Luke Sky­wal­ker“ reprä­sen­tiert. Die Irr­fahrt mit unzäh­li­gen Gefah­ren und Ver­füh­run­gen nach Itha­ka, steht so nicht nur geo­gra­fisch gese­hen für sei­ne Heim­kehr, son­dern auch für eine Rei­se zu sich selbst.

Aber nicht nur der Mensch Odys­seus ist inner­lich zer­ris­sen, son­dern auch die Göt­ter sind sich uneins ob und wie sie ins Schick­sal der Men­schen im all­ge­mei­nen und von Odys­seus im beson­de­ren ein­grei­fen sol­len. Auf der einen Sei­te der auf­brau­sen­de Posei­don, dem es schon mal nicht passt, dass Odys­seus ihn nicht um Erlaub­nis gefragt hat, ob er die List mit dem tro­ja­ni­schen Pferd anwen­den darf, wo er, Posei­don, doch nicht nur der Gott des Mee­res, son­dern auch der Gott der Pfer­de ist. Auf der ande­ren Sei­te steht Athe­ne, wel­che unum­wun­den zugibt sich für Odys­seus ein­zu­set­zen, da sie nun ein­mal eine Schwä­che für star­ke, intel­li­gen­te und gut­aus­se­hen­de Hel­den hat. Dazwi­schen Gott­va­ter Zeus, der not­ge­drun­gen zwi­schen sei­nem Bru­der Posei­don und sei­ner Lieb­lings­toch­ter Athe­ne zu ver­mit­teln sucht. Aber eigent­lich hat er gera­de wich­ti­ge­res zu tun: er muss sich als DJ Bobo Ver­schnitt, als Ver­füh­rer der Mas­sen, auf sei­ne näch­ste Tour­nee vor­be­rei­ten. Solan­ge die Men­schen nach sei­ner Musik tan­zen und ihm zuju­beln ist ihm alles Recht. So schlägt er sich mal auf die Sei­te Athe­nes und dann wie­der auf die Sei­te Posei­dons. Damit die Men­schen also nicht zum Spiel­ball der Göt­ter wer­den, müs­sen sie ver­su­chen ihr Schick­sal selbst in die Hand zu nehmen.

Die Insze­nie­rung und dra­ma­tur­gi­sche Umset­zung von Mensch Odys­seus ver­spricht eine unter­halt­sa­me Mischung aus thea­tra­ler Ernst­haf­tig­keit sowie zahl­rei­chen iro­ni­schen und humor­vol­len Brü­chen. Die ein­ge­wo­be­nen Tanz­sze­nen von Wackel­kon­takt ver­mi­schen sich immer wie­der mit den Schau­spiel­sze­nen und fügen sich orga­nisch ins Gesamt­bild der Auf­füh­rung. Der viel­sei­ti­ge Ein­satz der Live-Per­cus­sion von Hör­sturz mit einer Band­brei­te von unauf­dring­li­cher Unter­ma­lung der Sze­nen bis hin zu explo­si­ver Dyna­mik, run­det das spar­ten­über­grei­fen­de Thea­ter­stück äußerst ein­drucks­voll ab.

Die Auf­füh­run­gen sind am Frei­tag 12.5., Sams­tag 13.5. und Son­tag 14.5. jeweils um 19.30 Uhr in der „Alten Sei­le­rei“ (ehe­ma­li­ges Schäff­ler­ge­län­de). Kar­ten gibt es beim bvd in der Lan­gen Stra­ße oder online unter www​.bvd​-ticket​.de