Uni­ver­si­tät Bam­berg: Echt­zeit-Feed­back hilft Ener­gie und Was­ser sparen

Das Forscherteam mit dem Messgerät: Prof. Dr. Thorsten Staake, Dr. Verena Tiefenbeck und Prof. Dr. Lorenz Götte. Foto: Thorsten Staake/Universität Bamberg
Das Forscherteam mit dem Messgerät: Prof. Dr. Thorsten Staake, Dr. Verena Tiefenbeck und Prof. Dr. Lorenz Götte. Foto: Thorsten Staake/Universität Bamberg

Stu­die der Uni­ver­si­tä­ten Bam­berg und Bonn: Ver­brauch beim Duschen lässt sich um 22 Pro­zent senken

Wer lan­ge duscht, ver­braucht viel Was­ser und Ener­gie. Aus­gie­bi­ge Duscher wis­sen aber meist gar nicht, in wel­chem Aus­maß sie der Umwelt scha­den. Zeigt dage­gen ein cle­ve­res Mess­sy­stem den aktu­el­len Ver­brauch an, führt das sofort zu mehr Effi­zi­enz. Die auf dem Dis­play ver­füg­ba­ren Ver­brauchs­in­for­ma­tio­nen sind Anreiz genug, den Was­ser- und Ener­gie­ver­brauch beim Duschen im Schnitt um 22 Pro­zent zu sen­ken. Das zeigt eine Stu­die der Uni­ver­si­tä­ten Bam­berg und Bonn sowie der ETH Zürich. Die Ergeb­nis­se sind vor­ab online im Fach­jour­nal „Manage­ment Sci­ence“ erschie­nen. Die Druck­aus­ga­be erscheint demnächst.

Umwelt­schutz steht gesell­schaft­lich hoch im Kurs, doch häu­fig man­gelt es an der Umset­zung. Vie­le wol­len die natür­li­chen Res­sour­cen scho­nen, ver­lie­ren das Ziel aber im All­tag aus den Augen – bei­spiels­wei­se beim Duschen. Steht man mor­gens unter dem ange­nehm war­men Brau­se­strahl, ver­gisst man schnell, wie­viel Was­ser und Ener­gie bereits im Abfluss ver­schwun­den sind. „Die mei­sten Men­schen haben nur eine sehr vage Vor­stel­lung davon, wie ener­gie­in­ten­siv Duschen ist“, sagt Prof. Dr. Lorenz Göt­te vom Insti­tut für Ange­wand­te Mikro­öko­no­mik der Uni­ver­si­tät Bonn, der zuvor in Lau­sanne geforscht und gelehrt hat.

„Vie­le Leu­te den­ken beim The­ma Ener­gie­spa­ren an Licht­aus­schal­ten und spar­sa­me­re Kühl­schrän­ke. Dabei ver­braucht der durch­schnitt­li­che Haus­halt in Deutsch­land und der Schweiz fünf­ein­halb Mal so viel Ener­gie beim Duschen wie für die gesam­te Beleuch­tung und vier­mal so viel wie für Kühl- und Gefrier­schrank zusam­men“, sagt die Erst­au­torin Dr. Vere­na Tie­fen­beck, die sowohl an der Uni­ver­si­tät Bonn als auch an der ETH Zürich forscht. Wegen der Ener­gie­in­ten­si­tät der Warm­was­ser­be­rei­tung und des bis­her noch nicht aus­ge­schöpf­ten Ein­spar­po­ten­ti­als las­se sich hier noch sehr viel errei­chen, ergänzt Prof. Dr. Thor­sten Staa­ke, Inha­ber des Lehr­stuhls für Wirt­schafts­in­for­ma­tik, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. „Die Dusche ist ein idea­ler Ansatz­punkt, denn hier benö­tigt ein Haus­halt mehr als zwei Drit­tel des Warmwassers.“

Auf wel­che Wei­se lässt sich beim Duschen am mei­sten Ener­gie spa­ren? Für die drei Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tä­ten Bam­berg, Bonn sowie der ETH Zürich han­delt es sich dabei um eine sehr ange­wand­te und zugleich grund­le­gen­de Fra­ge­stel­lung, wie sich res­sour­cen­re­le­van­te Ver­hal­tens­än­de­run­gen her­bei­füh­ren las­sen. In meh­re­ren Expe­ri­men­ten erhiel­ten ins­ge­samt 700 Ein- und Zwei­per­so­nen­haus­hal­te in der Schweiz vom Elek­tri­zi­täts­werk der Stadt Zürich (ewz) intel­li­gen­te Syste­me zur Mes­sung ihres Ener­gie- und Was­ser­ver­brauchs beim Duschen.

Smar­te Syste­me zei­gen den aktu­el­len Ener­gie- und Wasserverbrauch

Die Mess­ge­rä­te wur­den unter­halb des Dusch­kopfs mon­tiert. Auf einen Blick las­sen sich dar­auf in Echt­zeit der Was­ser­ver­brauch, die Was­ser­tem­pe­ra­tur und der Ener­gie­ver­brauch able­sen. „Die­se smar­ten Syste­me ver­mit­teln den Han­deln­den eine unmit­tel­ba­re Rück­mel­dung zu den Fol­gen des eige­nen Dusch­ver­hal­tens“, berich­tet Prof. Staa­ke. Rund zwei Mona­te zeich­ne­ten die Mess­ge­rä­te das Dusch­ver­hal­ten der Pro­ban­den auf. Ein zufäl­lig aus­ge­wähl­ter Teil der Pro­ban­den konn­te dabei live auf der Anzei­ge mit­ver­fol­gen, wie viel Ener­gie und Was­ser sie seit Beginn ihrer Dusche schon ver­braucht haben, wäh­rend ande­ren Teil­neh­mern die­se Infor­ma­ti­on nicht ange­zeigt wurde.

Erhiel­ten die Test­per­so­nen durch die Mess­sy­ste­me eine sofor­ti­ge Rück­mel­dung, san­ken die Ener­gie­ver­bräu­che beim Duschen im Schnitt um 22 Pro­zent. Bei aus­gie­bi­gen Duschern konn­te die Ein­spa­rung sogar fast 30 Pro­zent betra­gen. In einer wei­te­ren Unter­su­chung teste­ten die For­scher, ob es zu zusätz­li­chem Spar­ver­hal­ten führt, wenn die Test­per­so­nen im Nach­hin­ein eine Rück­mel­dung zu den zurück­lie­gen­den Ver­bräu­chen beka­men. „Die­se nach­träg­li­chen Infor­ma­tio­nen brach­ten so gut wie kei­nen zusätz­li­chen Effekt“, sagt Dr. Vere­na Tiefenbeck.

Die Stu­die zu den Dusch­ver­bräu­chen zeigt jeden­falls, dass es wäh­rend des zwei Mona­te wäh­ren­den Expe­ri­ments zu nach­hal­ti­gen Ver­hal­tens­än­de­run­gen gekom­men ist. „Auch über Wochen hin­weg zeig­ten sich bei den Pro­ban­den kei­ne Abstump­fungs­ef­fek­te“, resü­mie­ren die Pro­fes­so­ren Göt­te und Staa­ke. „Die erwünsch­ten Ein­spar­ef­fek­te waren am Ende des Beob­ach­tungs­zeit­raums genau­so groß wie am Anfang“, sagt Dr. Tiefenbeck.

Publi­ka­ti­on: Over­co­ming Sali­ence Bias: How Real-Time Feed­back Fosters Resour­ce Con­ser­va­ti­on, Manage­ment Sci­ence, Publi­ka­ti­on im Internet:

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