Kar­di­nal Kas­per: Öku­me­ne dient dem Frie­den in der Welt

Symbolbild Religion

Erz­bi­schof Schick ruft zum „Chri­stus­ju­bi­lä­um“ auf

Die Öku­me­ne hat nach Wor­ten von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per auch eine poli­ti­sche Dimen­si­on. „Die Ein­heit der Kir­chen steht im Dienst der Ein­heit und des Frie­dens in der Welt“, sag­te der frü­he­re „Öku­me­ne-Mini­ster“ des Pap­stes am Sams­tag auf dem Neu­jahrs­emp­fang des Bam­ber­ger Erz­bi­schofs Lud­wig Schick in Coburg. Auch zwi­schen Chri­sten und Mus­li­men gebe es gemein­sa­me Grund­la­gen, auf denen ein respekt­vol­les Zusam­men­le­ben mög­lich sei, sag­te der ehe­ma­li­ge Prä­si­dent des Päpst­li­chen Rates zur För­de­rung der Ein­heit der Christen.

Schon heu­te sei die Öku­me­ne „ein Zei­chen des Frie­dens in einer fried­lo­sen Welt, in der reli­giö­se Unter­schie­de oft für Gewalt instru­men­ta­li­siert wer­den“. Die Grund­aus­sa­ge der Öku­me­ne lau­te: „Wir haben mehr gemein­sam als was uns trennt.“ Der Dia­log der christ­li­chen Kir­chen sol­le nicht auf dem klein­sten gemein­sa­men Nen­ner geführt wer­den, es gehe auch nicht um eine „Pro­te­stan­ti­sie­rung der katho­li­schen Kir­che“. Der Dia­log zie­le nicht auf die Auf­ga­be katho­li­scher oder evan­ge­li­scher Iden­ti­tät, son­dern auf gegen­sei­ti­ge Berei­che­rung. „Wir sind öku­me­nisch gemein­sam auf dem Weg, um von­ein­an­der zu lernen.“

Die Ein­heit der Chri­sten wer­de kei­ne Ein­heits­kir­che sein, son­dern eine „Ein­heit in ver­söhn­ter Ver­schie­den­heit, in der auch die geschicht­lich gewach­se­nen For­men respek­tiert wer­den müs­sen“. Zur öku­me­ni­schen Ent­wick­lung zeig­te Kas­per sich zuver­sicht­lich: „Am Ende wer­den wir uns die Augen rei­ben und stau­nen. Wir wer­den unser Wun­der noch erleben.“

Kon­kret sprach Kas­per das Pro­blem der Zulas­sung zur Kom­mu­ni­on bei kon­fes­si­ons­ver­schie­de­nen Ehen an, das nach einer Lösung schreie. „In den mei­sten Fäl­len“ ver­bie­te laut Öku­me­nis­mus-Dekret des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils die Ein­heit der Kir­che die Teil­nah­me von Nicht-Katho­li­ken an der Kom­mu­ni­on. Die Sor­ge um die Gna­de emp­feh­le sie aber „in man­chen Fäl­len“. „Das ist sehr fle­xi­bel for­mu­liert und lässt Raum für pasto­ra­le Lösun­gen“, so Kar­di­nal Kas­per. Damit kön­ne man gut zurecht kom­men, und die mei­sten Pfar­rer kämen damit auch gut zurecht. „Es ist mir dar­um schwer ver­ständ­lich, war­um die­se Fra­ge dau­ernd so hoch­ge­spielt wird.“ Was Refor­men in der Kir­che betref­fe, so gel­te seit Papst Fran­zis­kus die Aus­re­de nicht mehr: „Wir in Deutsch­land möch­ten ja ganz gern, aber Rom blockiert.“ Rom ermu­ti­ge die Bischofs­kon­fe­ren­zen, aktiv zu wer­den und Vor­schlä­ge zu unter­brei­ten. Dem Hei­li­gen Geist sol­le man auch mal Neu­es zutrau­en, so der Kardinal.

Erz­bi­schof Schick sprach sich in sei­nem Gruß­wort dafür aus, das Jahr 2017 nicht nur als „Chri­stus­fest“, son­dern als „Chri­stus­ju­bi­lä­um“ zu fei­ern. „500 Jah­re nach der Refor­ma­ti­on dür­fen und müs­sen wir Chri­stus erneut hoch­ju­beln“, sag­te Schick. „Als Katho­li­ken fei­ern wir die­ses Gedenk­jahr mit unse­ren evan­ge­li­schen Geschwi­stern, aber auch weil das 16. Jahr­hun­dert eben­falls für die katho­li­sche Kir­che ein Jahr der Reform war.“ Die katho­li­schen und die pro­te­stan­ti­schen Refor­mer gin­gen vor 500 Jah­ren unter­schied­li­che Wege hin­sicht­lich der Kir­che. „Im Ursprung und Ziel waren sie aber ver­eint und eins: in Jesus Chri­stus, Kir­che und Welt zu erneu­ern“, beton­te Erz­bi­schof Schick.

Die Fra­gen der Chri­sten und der Mensch­heit heu­te sei­en ande­re als die vor 500 Jah­ren. Wäh­rend damals Äng­ste und Gewis­sens­bis­se und dar­aus die Fra­ge nach dem gnä­di­gen Gott beherr­schend waren, wer­de heu­te gefragt: „Wie bekom­men wir eine fried­li­che und gerech­te Welt? Wie kön­nen wir die Schöp­fung bewah­ren? Wie kön­nen die Men­schen ver­schie­de­ner Kul­tu­ren und Eth­ni­en, die durch Mobi­li­tät und sozia­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel immer enger zusam­men­kom­men, ihre Unter­schie­de berei­chernd erfah­ren und sich als Mit­men­schen glei­cher Wür­de und glei­cher Rech­te aner­ken­nen?“ Auf die­se Fra­gen gebe in der heu­ti­gen Zeit Jesus Chri­stus im Evan­ge­li­um eben­falls Ant­wort. „Wir müs­sen sie suchen und ihn der Mensch­heit vor Augen stel­len als Ret­ter der Welt heu­te!“, so der Erzbischof.

Der Cobur­ger Ober­bür­ger­mei­ster Nor­bert Tes­s­mer nann­te es ein „star­kes öku­me­ni­sche Zei­chen“, dass der Emp­fang des Erz­bi­schofs in Coburg statt­fand, schließ­lich sei Coburg eine wich­ti­ge Luther­stät­te, hier sei der Refor­ma­tor nach Ansicht von Histo­ri­kern „über sich hin­aus­ge­wach­sen“ und habe auf der Veste Coburg letzt­ma­lig sei­ne vol­le gei­sti­ge Schaf­fens­kraft ent­wickelt. Coburg sei heu­te „welt­of­fen, bunt und tole­rant“, der inter­re­li­giö­se Dia­log spie­le eine gro­ße Rolle.

Rund 800 Gäste waren in das Cobur­ger Kon­gress­haus Rosen­gar­ten gekom­men, unter ihnen der baye­ri­sche Innen­mi­ni­ster Joa­chim Herr­mann und die Gesund­heits­mi­ni­ste­rin Mela­nie Huml sowie die evan­ge­li­sche Regio­nal­bi­schö­fin Doro­thea Grei­ner. Für die musi­ka­li­sche Umrah­mung sorg­ten das Posau­nen­quin­tett Slide-O-Mania und der Posau­nen­chor der Morizkirche.

Am Sonn­tag pre­dig­te Kar­di­nal Kas­per zum Abschluss der Gebets­wo­che um die Ein­heit der Chri­sten im Bam­ber­ger Dom. Hier sag­te er: „Der wah­re Gra­ben läuft längst nicht mehr zwi­schen Katho­li­ken und Pro­te­stan­ten, son­dern zwi­schen denen, die an Chri­stus glau­ben und die­sen Glau­ben leben, und denen, die kei­ne Chri­sten sind.“ Es sei ein ein­drucks­vol­les Zei­chen christ­li­cher Soli­da­ri­tät, wie katho­li­sche und evan­ge­li­sche Chri­sten bei der Auf­nah­me und Betreu­ung von Flücht­lin­gen selbst­ver­ständ­lich zusam­men­ar­bei­te­ten und an einem Strang zögen. Zum Abschluss sei­ner Pre­digt beton­te Kas­per, ange­sichts sei­nes Alters sei er skep­tisch, dass er die Ein­heit der Chri­sten noch erle­be: „Aber auch mit bald 84 Jah­ren habe ich noch Hoff­nung.“ Wenn die Chri­sten sich mit dem Hei­li­gen Geist auf den Weg mach­ten, könn­ten sie das Ziel gar nicht verfehlen.