Dr. Sabi­ne Gern­hardt wird Chef­ärz­tin der Pal­lia­tiv­sta­ti­on am Kli­ni­kum Bayreuth

Seit dem Jahr 2009 war sie als Oberärztin und Leitende Oberärztin auf der Palliativstation tätig: Jetzt wird Dr. Sabine Gernhardt neue Chefärztin.

Seit dem Jahr 2009 war sie als Ober­ärz­tin und Lei­ten­de Ober­ärz­tin auf der Pal­lia­tiv­sta­ti­on tätig: Jetzt wird Dr. Sabi­ne Gern­hardt neue Chefärztin.

Sie über­nimmt die Lei­tung von Dr. Wolf­gang Schul­ze, der die Sta­ti­on mit­be­grün­det hat

Dr. Sabi­ne Gern­hardt ist neue Chef­ärz­tin der Pal­lia­tiv­sta­ti­on am Kli­ni­kum Bay­reuth. Sie über­nimmt die Lei­tung der Pal­lia­tiv­sta­ti­on, auf der Ärz­te, Pfle­ge­kräf­te und The­ra­peu­ten in den ver­gan­ge­nen 13 Jah­ren etwa 3500 Pati­en­ten behan­delt, betreut und beglei­tet haben, von Dr. Wolf­gang Schul­ze. Schul­ze, der zu den Grün­dern der Pal­lia­tiv­sta­ti­on am Kli­ni­kum Bay­reuth gehört, geht zum Jah­res­en­de in den Ruhestand.

Zu den Zie­len der neu­en Chef­ärz­tin gehört es, dass auch Pati­en­ten, die nicht an einem Tumor erkrankt sind, künf­tig bes­se­ren Zugang zur Pal­lia­tiv­me­di­zin bekom­men. „In den Köp­fen der Ent­schei­der in den Kran­ken­kas­sen muss sich noch stär­ker fest­set­zen, dass auch die­se Pati­en­ten einen Anspruch auf eine pal­lia­ti­ve, sym­ptom­ori­en­tier­te Behand­lung am Lebens­en­de haben sol­len“, sagt Gern­hardt. Ein wei­te­res The­ma soll die frü­he Inte­gra­ti­on von Tumor-Pati­en­ten in die Pal­lia­tiv­me­di­zin sein. Eine Stu­die aus dem Jahr 2011 zeigt, dass die Lebens­qua­li­tät und auch die Über­le­bens­ra­te von Pati­en­ten, die früh­zei­tig mit der Pal­lia­tiv­me­di­zin in Kon­takt kamen, höher sind, als die jener Pati­en­ten, die eine rein onko­lo­gi­sche Behand­lung erhiel­ten. „Für uns ist also nicht nur das Ster­ben ein The­ma“, sagt die neue Chef­ärz­tin. „Wir kön­nen das Über­le­ben ver­län­gern.“ Dr. Sabi­ne Gern­hardt will sich zudem für eine Ent­ta­bui­sie­rung des The­mas Ster­ben einsetzen.

Dr. Sabi­ne Gern­hardt hat von 1991 bis 1998 an der Uni­ver­si­tät Jena Medi­zin stu­diert, 1999 folg­te ihre Pro­mo­ti­on. Von 1998 bis 2000 arbei­te­te sie in der Schweiz, danach folg­ten Tätig­kei­ten als Anäs­the­si­stin und Schmerz­the­ra­peu­tin in ver­schie­de­nen Kli­ni­ken (BG-Unfall­kli­ni­kum Hal­le, Kli­ni­kum Darm­stadt, Kli­ni­kum Kulm­bach). In die­ser Zeit wur­de sie Fach­ärz­tin für Anäs­the­sie und Inten­siv­me­di­zin und erwarb die Zusatz­be­zeich­nun­gen „Spe­zi­el­le Schmerz­the­ra­pie“ und „Not­fall­me­di­zin“. Seit dem Jahr 2009 ist die heu­te 45-Jäh­ri­ge als Ober­ärz­tin und Lei­ten­de Ober­ärz­tin auf der Pal­lia­tiv­sta­ti­on der Kli­ni­kum Bay­reuth GmbH tätig, hier erwarb sie die Zusatz­be­zeich­nung „Pal­lia­tiv­me­di­zin“.

Mit Dr. Wolf­gang Schul­ze, Fach­arzt für Radio­lo­gie, Strah­len­the­ra­pie und Pal­lia­tiv­me­di­zin, geht einer der Mit­be­grün­der und das bekann­te­ste Gesicht der Pal­lia­tiv­sta­ti­on der Kli­ni­kum Bay­reuth GmbH in den Ruhe­stand. Vor exakt 40 Jah­ren hat Schul­ze als Assi­stenz­arzt in der Inne­ren Medi­zin und dann in der Radio­lo­gie mit Schwer­punkt Strahlentherapie/​Nuklearmedizin in Bay­reuth ange­fan­gen – zunächst im Städ­ti­schen Kran­ken­haus, dann in der Kli­ni­kum Bay­reuth GmbH. 1985 wur­de er Lei­ten­der Ober­arzt an der Strah­lenkli­nik am Kli­ni­kum Bay­reuth und blieb dies bis in das Jahr 2016. Im Jahr 2002 grün­de­te Schul­ze den Arbeits­kreis Pal­lia­tiv­me­di­zin Bay­reuth, der das Kon­zept und den Bau der Pal­lia­tiv­sta­ti­on vor­be­rei­te­te. Seit ihrer Grün­dung im Mai 2003 war Schul­ze Chef­arzt der Palliativstation.

„Ohne die erheb­li­che Unter­stüt­zung der Bay­reu­ther Hos­piz­stif­tung wäre all das nicht mög­lich gewe­sen“, sagt Schul­ze. Die Bay­reu­ther Pal­lia­tiv­sta­ti­on gehör­te zu den ersten hun­dert Sta­tio­nen die­ser Art in Deutsch­land. „Damals waren wir Exo­ten.“ Inzwi­schen hat sich die Zahl der Pal­lia­tiv­sta­tio­nen in Deutsch­land fast ver­fünf­facht. Und nicht nur die Zahl, auch die Arbeit hat sich ver­än­dert: „Am Anfang ging es eher um Ster­be­be­glei­tung“, sagt Schul­ze. Durch die bes­ser wer­den­den medi­zi­ni­schen Mög­lich­kei­ten habe die Beschwer­de­lin­de­rung an Bedeu­tung gewon­nen. Und die Pal­lai­tiv­sta­tio­nen hät­ten sich spe­zia­li­siert. Schul­ze besitzt ein Patent für eine prä­zi­se Bestrah­lung bei Hirn­me­ta­sta­sen. „Unse­re Sta­ti­on setzt einen Schwer­punkt auf die Sym­ptom­be­hand­lung mit Strah­len­the­ra­pie. Wir nut­zen die Strah­len­the­ra­pie für eine prak­tisch neben­wir­kungs­freie Sym­ptom­be­hand­lung. Wir brau­chen kei­nen Tumor mehr zu hei­len und müs­sen ihn des­halb auch nicht zu aggres­siv behan­deln. Und wir nut­zen hyp­no-the­ra­peu­ti­sche Ver­fah­ren. Das ist eine sehr acht­sa­me und sehr wert­schät­zen­de Methode.“

Schul­ze, der jah­re­lang dem Vor­stand des Hos­piz­ver­eins Bay­reuth und dem kli­ni­schen Ethik-Komi­tee ange­hör­te, hat sich in der Pal­lia­tiv­me­di­zin einen Ruf erar­bei­tet, der über Bay­reuth hin­aus aus­strahlt. Im Ver­lauf sei­ner ärzt­li­chen Tätig­keit hat er knapp 500 Vor­trä­ge gehal­ten, er gehört der Deut­schen Gesell­schaft für Pal­lia­tiv­me­di­zin, der Deut­schen Gesell­schaft für Radio­on­ko­lo­gie und der Deut­schen Gesell­schaft für Hyp­no­se und Hyp­no­the­ra­pie an. Er ist Autor zahl­rei­cher Ver­öf­fent­li­chun­gen zu den The­men „Strah­len­the­ra­pie in der Pal­lia­tiv­me­di­zin“ und „Hyp­no­se in der Pal­lia­tiv­me­di­zin“. Und er hat sein Wis­sen wei­ter­ge­ge­ben. Schul­ze hat etli­che Semi­na­re für Pal­lia­tiv­me­di­zin und für Hyp­no­se in der Pal­lia­tiv­me­di­zin gehal­ten und an die 100 Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tun­gen des Arbeits­krei­ses Pal­lia­tiv­me­di­zin Bay­reuth organisiert.

Stich­wort Palliativmedizin

Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on bezeich­net Pal­lia­tiv­me­di­zin als einen Weg, der die Lebens­qua­li­tät von Pati­en­ten und ihren Fami­li­en ver­bes­sert, die mit den Pro­ble­men bei einer lebens­be­droh­li­chen Erkran­kung kon­fron­tiert sind: durch Vor­beu­gen und Lin­dern von Lei­den, früh­zei­ti­ge Erken­nung, kla­re Ein­schät­zung und Behand­lung von Schmer­zen und ande­ren Beschwer­den kör­per­lich, see­lisch, sozi­al und spirituell.