„Bunt statt Braun“ in Forchheim hielt Jahreshauptversammlung

„Bunt statt Braun“
„Bunt statt Braun“

„Bunt statt Braun“ sieht gefährlichen Rechtsruck der Gesellschaft

Bei der Jahreshauptversammlung von „Bunt statt Braun, Forchheimer Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus e.V.“ standen in diesem Jahr keine Neuwahlen an, dennoch standen eingangs ein paar Formalien auf der Tagesordnung. Sprecherin Christa Gerdes informierte die Anwesenden zunächst, daß „Bunt statt Braun“ als gemeinnützig anerkannt sei und man entsprechend Spendenbescheinigungen ausstellen könne.

Danach gab sie für den Vorstand den Jahresbericht. Die Entwicklung des Vereins sei insgesamt sehr erfreulich. Trotz der eher geringen offiziellen Mitgliederzahl sei das Bündnis auch 2016in vielfältiger Weise gegen Rechts aktiv gewesen, von der Unterstützung und Mitwirkung bei Veranstaltungen bis hin zur Organisation einer Kundgebung in Nürnberg gegen rechtsnationalistische Russlanddeutsche. Man sei inzwischen auch sehr gut vernetzt, z.B. innerhalb der Nordbayerischen Bündnisse und der „Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg“. Diese Allianz, primär ein Netzwerk der Kommunen, sei allerding wenig aktiv, so daß man die Mitarbeit dort überdenken müsse.

Eine reine Formalie war dann die Entlastung der Vorstandschaft, die einstimmig erfolgte. Darauf gab Kassier Manfred Fluhrer den Einblick in die Finanzen und konnte eine erfreuliche Entwicklung vorstellen. Die Rechnungsprüferin Anita Kern bestätigte dem Kassier eine ordentliche Kassenführung und so wurde auch er einstimmig entlastet.

Anschließend berichtete Günter Pierdzig, Sprecher der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“, über rechte Aktivitäten und Entwicklungen in der Region. Dabei stellte er fest, daß die „harten“ rechten Aktivitäten, also die von mehr oder weniger offen rechtsradikalen Personen, eher abgenommen haben. Rechten Gruppierungen gelinge es immer mehr, ihr krudes, fremdenfeindliches Gedankengut in die Mitte der bürgerlichen Gesellschaft zu schleusen. Das zeige sich insbesondere am Erstarken der AfD. Dabei beobachte er vielfältige personelle Verflechtungen von AfD und offen rechten Organisationen wie NPD und „Der Dritte Weg“. Er erkennt eine zunehmende, aber verdeckte Steuerung der AfD in Bayern durch Rechtsradikale.

Der Zulauf der AfD und die Hoffähigkeit rechten Gedankenguts in der Gesellschaft waren dann Mittelpunkt der anschließenden Diskussion und Beratung der nächsten Aktivitäten. Einig war man sich dabei in der sehr kritischen Sicht des von der CSU geplanten sog. „Integrationsgesetzes“, weil zu befürchten sei, daß es Ressentiments gegen Ausländer und Minderheiten praktisch Gesetzesrang gäbe und so fördere. Das könne für rechte Gruppierungen Ansporn und Legitimation sein, das „Recht“ in die Hand zu nehmen und z.B. gegen Flüchtlinge vorzugehen.

Die Anwesenden waren sich einig, daß es die Hauptaufgabe und schwierige Herausforderung von „Bunt statt Braun“ für die nächste Zukunft sein werde, nach Kräften dem Rechtsruck in weiten Teilen der Bevölkerung entgegenzuwirken. Dazu will sich das Bündnis auch weiter an Gegenkundgebungen bei rechten Veranstaltungen beteiligen oder selbst organisieren und weiter aktiv mit den Forchheimer Kirchen im „Netzwerk für Respekt und Toleranz“ mitarbeiten.

Manfred Hümmer schlug vor, das Gespräch mit vermutet rechtslastigen, aber nicht durchgängig rechts gefestigten Bevölkerungsgruppen zu suchen, „weil man da vielleicht noch was bewirken kann“, wie er sagte. Das fand allgemein Zustimmung und soll zeitnah angegangen werden, damit Forchheim weiter eine freiheitlich tolerante Stadt bleibt – ohne Platz für Rassisten.

Emmerich Huber,
Mitglied im Vorstand von „Bunt statt Braun“