Anet­te Kram­me (SPD): Unter die Lupe genom­men – Woh­nungs­si­tua­ti­on in Bayreuth

Bezahl­ba­rer Wohn­raum ist knapp, Mie­ten und Immo­bi­li­en­prei­se stei­gen. Der Woh­nungs­bau steht in vie­len Städ­ten und Land­krei­sen vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen. Auf Ein­la­dung von Par­la­men­ta­ri­scher Staats­se­kre­tä­rin Anet­te Kram­me kam nun Flo­ri­an Pro­nold, der für Bau und Stadt­ent­wick­lung zustän­di­ge Staats­se­kre­tär im Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Umwelt, Natur­schutz, Bau und Reak­tor­si­cher­heit, nach Bay­reuth, um mit Ver­tre­tern der Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten, der Wohl­fahrts­ver­bän­de sowie des Job­cen­ters im neu­en AWO-Zen­trum in der Spitz­weg­stra­ße über die Wohn­si­tua­ti­on in der Regi­on Bay­reuth zu dis­ku­tie­ren. AWO-Vor­sit­zen­der Tho­mas Bau­ske freu­te sich, mit zwei Staats­se­kre­tä­ren das für Bay­reuth wich­ti­ge The­ma des bezahl­ba­ren Miet­woh­nungs­mark­tes bespre­chen zu können.

Anet­te Kram­me erklär­te in ihrer Begrü­ßung, dass der sozia­le Woh­nungs­bau ein Grund­an­lie­gen sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Poli­tik sei. Die Län­der sei­en seit der Föde­ra­lis­mus­re­form 2006 für die För­de­rung sozia­len Wohn­raums zustän­dig. Eine Auf­ga­be, der die Staats­re­gie­rung, so Kram­me, bis­her nur unzu­rei­chend nach­kom­me. Staats­se­kre­tär Pro­nold ergänz­te, dass der Frei­staat im kom­men­den Jahr nahe­zu die Lan­des­mit­tel für die sozia­le Wohn­raum­för­de­rung in Bay­ern hal­bie­re, obwohl der Bund die Mit­tel für die Län­der auf 1,5 Mil­li­ar­den Euro ver­drei­facht habe.“

Pro­nold for­der­te dazu auf, bei der Errich­tung von bezahl­ba­rem Wohn­raum auch neue Wege zu gehen. Dies sei auch dem Umstand geschul­det, dass sich der per­sön­li­che Wohn­raum­be­darf im Gleich­schritt mit der Erhö­hung der Mie­ten und Immo­bi­li­en­prei­se ent­wickelt habe. Zudem sei die Anzahl der Sin­gle­haus­hal­te gestie­gen. Aber auch für Flücht­lin­ge müs­se benö­tig­ter Wohn­raum geschaf­fen wer­den. Von der Maß­nah­me der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung, für den Bau von Flücht­lings­woh­nun­gen höhe­re För­der­mit­tel zu zah­len, hält Pro­nold nichts: „Wir wol­len kei­ne Ghet­to­bil­dung. Wir wol­len bezahl­ba­ren Wohn­raum für alle. “

Uwe Prok­scha, Geschäfts­füh­rer der GEWOG, erläu­ter­te, dass Bay­reuth mit Woh­nun­gen im gün­sti­gen Preis­seg­ment (Durch­schnitts­kalt­mie­te 4,20 Euro/​qm) gut auf­ge­stellt sei. Auch der Lei­ter des Job­cen­ters Bay­reuth-Stadt, Jür­gen Bay­er, bestä­tig­te, dass die Miet­stei­ge­run­gen in Bay­reuth bis­lang eher mode­rat aus­ge­fal­len sei­en. Er stell­te aber fest, dass der Zuzug aus dem Land­kreis kon­stant hoch sei. Um hier ent­ge­gen zu wir­ken, müs­se beim ÖPNV nach­ge­bes­sert wer­den. „Hier brau­chen wir ver­nünf­ti­ge Anbin­dun­gen, damit auch Schicht­ar­bei­ter, Pfle­ge­kräf­te oder in der Gastro­no­mie Täti­ge die Mög­lich­keit haben ohne eige­nes Kfz ihren Arbeits­platz zu erreichen.“

Die Nach­fra­ge nach ein­fa­chen Woh­nun­gen ohne Zen­tral­hei­zung und Bal­kon sei, so Julia Fick, Geschäfts­füh­re­rin des Bau­ver­eins, über­schau­bar. „Anders als in den Bal­lungs­räu­men wie Mün­chen und Nürn­berg haben wir noch kei­ne gro­ßen Pro­ble­me mit bezahl­ba­rem Wohn­raum“, so Julia Fick. Mit­tel­fri­stig sehe sie jedoch das Pro­blem, dass ver­stärkt alters- bzw. behin­der­ten­ge­rech­ter Wohn­raum zu gün­sti­gen Mie­ten gebraucht wer­de. Etwas dif­fe­ren­zier­ter sah Prof. Dr. Man­fred Mios­ga, Pro­fes­sor für Stadt- und Regio­nal­ent­wick­lung an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, die Situa­ti­on in der Regi­on Bay­reuth. Denn in Teil­märk­ten gebe es durch­aus Eng­päs­se. Wäh­rend in der Stadt Bay­reuth vor allem 1‑Zim­mer-Woh­nun­gen gefragt sei­en, wür­den im Land­kreis ins­be­son­de­re grö­ße­re Woh­nun­gen für Fami­li­en fehlen.

Prok­scha wies kri­tisch auf die neue Ener­gie­ein­spar­ver­ord­nung (Enev) für 2016 hin. Die­se lege die Mess­lat­te an Ener­gie­spar­maß­nah­men so hoch, dass die gestie­ge­ne För­de­rung dafür nahe­zu auf­ge­fres­sen wird. Das wir­ke sich natür­lich auf die Mie­ten aus. „Wir arbei­ten dar­an, die Auf­la­gen zu ver­än­dern“, erläu­ter­te Flo­ri­an Pronold.