Bam­ber­ger Lati­nist Mar­kus Schau­er unter Fina­li­sten des Baye­ri­schen Buchpreises

Symbolbild Bildung
Professor Dr. Markus Schauer

Pro­fes­sor Dr. Mar­kus Schauer

Cae­sar als Erzählstratege

Die ersten Wor­te von Cae­sars Com­men­ta­rii de Bel­lo Gal­li­co sind vie­len noch aus dem Latein-Unter­richt bekannt: „Gal­lia est omnis divi­sa in par­tes tres“. Der Bam­ber­ger Lati­ni­stik-Pro­fes­sor Dr. Mar­kus Schau­er hat über die Com­men­ta­rii geforscht. Ein­ge­flos­sen sind Schau­ers neue Erkennt­nis­se in sein Sach­buch „Der Gal­li­sche Krieg – Geschich­te und Täu­schung in Cae­sars Mei­ster­werk“. Mit sei­nem Werk setz­te sich der Lati­nist gegen rund 90.000 ande­re Sach­bü­cher durch und schaff­te es auf die Short­list des Baye­ri­schen Buch­prei­ses. Er erhält eine Prä­mie von 2000 Euro. Letzt­lich ging der Preis an Andrea Wulf für ihr Werk „Alex­an­der von Hum­boldt und die Erfin­dung der Natur“.

In sei­nem Sach­buch hat der Bam­ber­ger Lati­nist vor allem die Spra­che Cae­sars genau­er erforscht. „Cae­sar ist ein Erzähl­stra­te­ge. Er ficht nicht nur mit Waf­fen, son­dern auch mit Wor­ten. Denn im Grun­de genom­men sind die Com­men­ta­rii eine Pro­pa­gan­da­schrift, deren größ­te Raf­fi­nes­se dar­in liegt, dass sie sprach­lich so schlicht daher­kommt und somit nicht wie eine Pro­pa­gan­da­schrift wirkt.“ Die Com­men­ta­rii de Bel­lo Gal­li­co sind ein Bericht des römi­schen Feld­herrn Gai­us Juli­us Cae­sar über den Gal­li­schen Krieg von 58 bis 51/50 v. Chr., in dem den Römern die Erobe­rung Gal­li­ens gelang.

Mar­kus Schau­er hat unter ande­rem zwei Text­stel­len in einen neu­en Kon­text gestellt und so bis­lang unbe­kann­te Erkennt­nis­se zu Tage geför­dert. So beschreibt Cae­sar bei­spiels­wei­se, wie ein Teil der gal­li­schen Trup­pen in der Stadt Ale­sia durch einen römi­schen Bela­ge­rungs­ring ein­ge­schlos­sen ist. Als die Nah­rungs­mit­tel knapp wer­den, ruft der Gal­li­er Cri­to­gna­ti­us in einer Rede zu Kan­ni­ba­lis­mus auf. Die­se Rede ist die läng­ste wört­li­che Rede in den Com­men­ta­rii und vie­le Lati­ni­sten hiel­ten die­se Rede für rhe­to­risch äußerst aus­ge­feilt. Dem wider­spricht der Bam­ber­ger For­scher: „Was auf den ersten Blick wie eine durch­dach­te und wohl­kom­po­nier­te Rede aus­sieht, ent­puppt sich bei genaue­rem Hin­se­hen als äuße­rer Schein. Denn es fin­den sich in ihr meh­re­re Unge­schickt­hei­ten und Denk­feh­ler.“ Cae­sar las­se Cri­to­gna­ti­us in sei­ner Rede den Römer mimen, um den Bar­ba­ren umso stär­ker sicht­bar zu machen.

Neue Erkennt­nis­se lie­fert Schau­er auch zu den berühm­ten ersten Wor­ten „Gal­lia est omnis divi­sa in par­tes tres“. Zunächst erscheint es, als wären in die­sem bekann­ten ersten Satz nur geo­gra­phi­sche Fak­ten fest­ge­hal­ten. Doch bereits zu Beginn der Com­men­ta­rii nut­ze Cae­sar die Arg­lo­sig­keit der Lese­rin­nen und Leser aus, sagt Schau­er: „Gleich mit der bewuss­ten Wahl die­ses Sat­zes beginnt Cae­sar, sich zu insze­nie­ren und poli­tisch zu posi­tio­nie­ren.“ Denn anders als Cae­sars For­mu­lie­rung es nahe­le­ge, exi­stier­te ein Gal­li­en in festen Gren­zen bis zu Cae­sars Erobe­rung gar nicht. Mit sei­nen Wor­ten schaf­fe Cae­sar also Fakten.

Ermit­telt wur­de die Gewin­ne­rin des Baye­ri­schen Buch­prei­ses am 1. Dezem­ber in der Aller­hei­li­gen-Hof­kir­che der Münch­ner Resi­denz in einer Dis­kus­si­ons­run­de zwi­schen der Jour­na­li­stin Fran­zis­ka Aug­stein, der Autorin Caro­lin Emcke und dem Lite­ra­tur­kri­ti­ker Denis Scheck. Über­tra­gen wird die Dis­kus­si­on am 7. Dezem­ber um 22:45 Uhr im Baye­ri­schen Fern­se­hen in der Sen­dung „Süd­licht“.

Einen aus­führ­li­chen Bericht mit wei­te­ren Infor­ma­tio­nen zu dem Sach­buch fin­den Sie unter: www​.uni​-bam​berg​.de/​n​e​w​s​/​a​r​t​i​k​e​l​/​g​e​f​e​c​h​t​-​m​i​t​-​w​o​r​t​e​n​-​s​t​a​t​t​-​w​a​f​f​en/