Kli­ni­kum Bay­reuth: Pfle­ge­kräf­te hel­fen demen­ten Pati­en­ten mit Nestel­decken, Ruhe zu finden

Suchend tasten die fal­ti­gen Hän­de über die far­ben­fro­he Decke. Es sind die Hän­de einer demen­ten Pati­en­tin. Sie fühlt über die ver­schie­de­nen Stof­fe, erta­stet einen Reiß­ver­schluss, gro­ße und klei­ne Knöp­fe. Sie wird ruhi­ger. Kri­stin Albert hat ihr eine Nestel­decke auf das Bett gelegt. „Demenz­pa­ti­en­ten sind mit ihren Hän­den stän­dig auf der Suche. Die Nestel­decke mit ihren unter­schied­li­chen Ober­flä­chen zen­triert ihre Auf­merk­sam­keit und beru­higt sie“, sagt die erfah­re­ne Kran­ken­pfle­ge­rin. Für die Pati­en­ten auf ihrer Sta­ti­on hat sie ihre Stoff­vor­rä­te geplün­dert und alte Klei­dung zer­schnit­ten, um dar­aus Decken in Patch­work-Tech­nik zu nähen. Jede die­ser drei Decken ist ein Uni­kat aus unter­schied­li­chen Stof­fen und reich mit Knöp­fen, Rin­gen, Taschen, Bom­meln oder Reiß­ver­schlüs­sen verziert.

Die Nestel­decken setzt das Pfle­ge­team der Sta­ti­on 35 im Kli­ni­kum Bay­reuth seit vier Mona­ten immer wie­der bei demen­ten Pati­en­ten ein und hat damit sehr gute Erfah­run­gen gemacht. „Unse­re Pati­en­ten las­sen sich auf die Decken ein, wer­den ruhi­ger und suchen nicht mehr nach Gegen­stän­den in der unmit­tel­ba­ren Umge­bung oder nesteln bei­spiels­wei­se deut­lich sel­te­ner an ihren Infu­si­ons­zu­gän­gen“, erzählt Albert. Auf ihrer Sta­ti­on wer­den vor­wie­gend ger­ia­tri­sche Pati­en­ten behan­delt, die sehr viel Auf­merk­sam­keit benö­ti­gen. Manch­mal bleibt im stres­si­gen Sta­ti­ons­all­tag nur wenig Zeit, um sich an das Bett von demen­ten Pati­en­ten zu set­zen. „Wir sind sehr froh, dass so vie­le unse­rer Pati­en­ten die­se Decken so gut anneh­men“, sagt Albert, „und es ist gut zu wis­sen, dass wir ihnen damit hel­fen kön­nen, Ruhe zu finden.“

Die Nestel­decke hat noch einen wei­te­ren posi­ti­ven Effekt, sagt Albert. „Um die ein­ge­näh­ten Gegen­stän­de zu erta­sten, bewe­gen die Pati­en­ten ihre Fin­ger und Hän­de immer wie­der in unter­schied­li­cher Art und Wei­se.“ Das beugt Kon­trak­tu­ren an Hand- und Fin­ger­ge­len­ken vor.

Demen­te sind häu­fig moto­risch sehr aktiv und auf der Suche nach Sti­mu­li. Sie ver­fü­gen über einen sehr aus­ge­präg­ten Tast­sinn. Bekann­tes und Gewohn­tes zu ergrei­fen und zu füh­len gibt ihnen Sicher­heit und kann Erin­ne­run­gen wecken.