Bay­reu­ther For­scher ent­decken Afri­kas höch­ste Bäume

Eine Klasse für sich: Um mehr als 30 Meter überragen die Kronen von E. excelsum die normalwüchsigen Bäume am Kilimanjaro. Foto: Andreas Hemp
Eine Klasse für sich: Um mehr als 30 Meter überragen die Kronen von E. excelsum die normalwüchsigen Bäume am Kilimanjaro. Foto: Andreas Hemp

Am Süd­hang des Kili­man­ja­ro wur­den bis zu 81,5 Meter hohe Baum­rie­sen gemessen

Wo ste­hen die höch­sten Bäu­me der Welt? Aus Nord­ame­ri­ka und Austra­li­en sind seit dem 19. Jahr­hun­dert immer wie­der Rekord­zah­len über beein­drucken­de Baum­rie­sen gemel­det wor­den. In Afri­ka hin­ge­gen schie­nen Bäu­me kei­ne außer­or­dent­li­chen Höhen zu errei­chen. Eine von der DFG geför­der­te For­schungs­grup­pe um Dr. Andre­as Hemp an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth hat jedoch in einem ent­le­ge­nen Tal am Kili­man­ja­ro Bäu­me unter­sucht, die – so das Ergeb­nis der Mes­sun­gen – unbe­streit­bar in die Top-Liste der welt­weit höch­sten Bäu­me gehö­ren. Es han­delt sich um Bäu­me der Art Ent­an­dro­phrag­ma excel­sum, die zu den Maha­go­ni­ge­wäch­sen zäh­len und weit älter als 470 Jah­re wer­den kön­nen. Die 10 größ­ten die­ser Bäu­me, die von den Wis­sen­schaft­lern aus­ge­mes­sen wur­den, sind zwi­schen 59,2 und 81,5 Metern hoch und im Durch­mes­ser zwi­schen 1,24 und 2,55 Metern dick.

Am süd­li­chen Fuß des höch­sten Bergs in Afri­ka wach­sen die­se Bäu­me größ­ten­teils in einer Höhe zwi­schen 1.400 und 1.700 Metern. Hier, an Steil­hän­gen in tie­fen Wald­tä­lern unter­halb des geschlos­se­nen Berg­wald­gür­tels, ver­tei­len sie sich in deut­li­chem Abstand von­ein­an­der – inmit­ten einer Viel­falt ande­rer Bäu­me. Ihre weit aus­la­den­den Kro­nen über­ra­gen das dich­te Blät­ter­dach der tie­fe­ren Bau­me­ta­gen. Ana­to­mi­sche Beson­der­hei­ten und vor­teil­haf­te Lebens­be­din­gun­gen schei­nen ihr Höhen­wachs­tum zu för­dern. Im Ver­gleich mit benach­bar­ten Gehöl­zen bie­ten Bäu­me der Art Ent­an­dro­phrag­ma excel­sum erheb­lich mehr Lebens­raum für soge­nann­te epi­phyti­sche Pflan­zen, ins­be­son­de­re Far­ne, die sich auf ihren Ästen und ihrer Rin­de ansie­deln. So lei­sten sie einen wich­ti­gen Bei­trag zur pflanz­li­chen Artenvielfalt.

Ein ‚Hot­spot‘ der Bio­di­ver­si­tät in Ost­afri­ka, gefähr­det durch zuneh­men­de Landnutzung

Ins­ge­samt ist der höch­ste Berg Afri­kas aus der Sicht der Bay­reu­ther Wis­sen­schaft­ler ein ‚Hot­spot‘ der Bio­di­ver­si­tät in Ost­afri­ka. Ange­fan­gen von den lauf­ab­wer­fen­den Trocken­wäl­dern in der Savan­ne unter­halb von 1.000 Metern bis hin­auf zu den feuch­ten Nebel­wäl­dern in einer Höhe von 4.000 Metern gibt es am Kili­man­ja­ro eine unge­wöhn­li­che Viel­falt von Wäl­dern zu erkun­den – und dies auf einer ver­gleichs­wei­se klei­nen Flä­che. Der Kili­man­ja­ro beher­bergt also nicht nur die höch­sten Bäu­me, son­dern auch die höchst­ge­le­ge­nen Wäl­der Afri­kas. Zugleich aber berich­ten die For­scher, dass die Wald­ge­bie­te am Kili­man­ja­ro infol­ge von zuneh­men­der Land­nut­zung und ille­ga­len Rodun­gen immer mehr schrump­fen. Nach ihrer Ein­schät­zung sind nur noch unge­fähr 7 Qua­drat­ki­lo­me­ter erhal­ten, auf denen Bäu­me der Art Ent­an­dro­phrag­ma excel­sum am Kili­man­ja­ro grund­sätz­lich hei­misch wer­den könn­ten. Auf­grund von Mes­sun­gen und Hoch­rech­nun­gen gelan­gen sie zu dem Ergeb­nis, dass der­zeit wohl nur noch 1.100 Exem­pla­re die­ser Art am Kili­man­ja­ro existieren.

„Die­se Täler, in denen die ost­afri­ka­ni­schen Baum­rie­sen offen­bar sehr gute Lebens­be­din­gun­gen vor­fin­den, soll­ten mög­lichst bald in den unmit­tel­bar benach­bar­ten Kili­man­ja­ro Natio­nal­park inte­griert wer­den“; erklärt Dr. Andre­as Hemp. „Dies wäre eine her­aus­ra­gen­de und zugleich beson­ders dring­li­che Schutz­maß­nah­me. Andern­falls droht der Kili­man­ja­ro nicht nur ein ein­zig­ar­ti­ges, auf der Viel­falt der Arten beru­hen­des bio­geo­gra­fi­sches Archiv zu ver­lie­ren, son­dern auch sei­ne höch­sten Bäume.“

Ver­öf­fent­li­chung:

Andre­as Hemp et al.: Africa’s hig­hest moun­tain har­bours Africa’s tal­lest trees, Bio­di­ver­si­ty and Con­ser­va­ti­on (2016), doi: 10.1007/s10531-016‑1226‑3.

För­de­rung:

Die For­schungs­ar­bei­ten wur­den von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) und vom Schwei­ze­ri­schen Natio­nal­fonds zur För­de­rung der wis­sen­schaft­li­chen For­schung (SNFN) gefördert.