Pfle­ge­oa­se Lin­den­hof – zeit­ge­mä­ße Betreu­ung von Men­schen mit Demenz

Susanne Bischof, Sieglinde Löw, Marlene Kraft, Maria Stoschek, Salome Zimmermann
Susanne Bischof, Sieglinde Löw, Marlene Kraft, Maria Stoschek, Salome Zimmermann

Es war ein ganz beson­de­rer Tag für die Mit­ar­bei­te­rin­nen der Pfle­ge­oa­se im Demenz­zen­trum Lin­den­hof in Unter­lein­lei­ter. Die Anspan­nung stand den fünf Frau­en ins Gesicht geschrie­ben. Schließ­lich dreh­te sich ein gan­zer Tag an der Evan­ge­li­schen Hoch­schu­le in Nürn­berg um ihre Arbeits­stel­le, um den Ort, wo sie seit mehr als vier Jah­ren neun schwerst­de­men­te Senio­ren in einer fami­liä­ren Klein­grup­pe betreu­en und pflegen.

Zu dem Sym­po­si­um in der mit­tel­frän­ki­schen Metro­po­le hat­te das Insti­tut für Pfle­ge­for­schung, Geron­to­lo­gie und Ethik in Koope­ra­ti­on mit dem Dia­ko­ni­schen Werk Bam­berg-Forch­heim e.V. ein­ge­la­den. Anstoß hier­zu gab das Ende der wis­sen­schaft­li­chen Beglei­tung, die über 48 Mona­te hin­weg das Leben und Arbei­ten in der spe­zi­el­len Wohn­form „Pfle­ge­oa­se“ in Unter­lein­lei­ter unter­sucht hat­te. Feder­füh­rend wur­de die­se wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chung von der Geron­to­lo­gin Kath­rin Holt­hoff und dem Diplom-Pfle­ge­wirt und Pfle­ge­dienst­lei­ter im Demenz­zen­trum Lin­den­hof, Mat­thi­as Bret­feld gemein­sam mit den Mit­ar­bei­te­rin­nen vor Ort durchgeführt.

Die Erkennt­nis­se las­sen auf­hor­chen: Neben der hohen Zufrie­den­heit, die die Ange­hö­ri­gen zurück­mel­den, ist die Moti­va­ti­on und Arbeits­zu­frie­den­heit der Oasen­mit­ar­bei­te­rin­nen auf einem aus­ge­prägt guten Niveau – trotz der erhöh­ten Anfor­de­run­gen im Umgang mit schwerst­de­men­ten Men­schen. Die Atmo­sphä­re in der Pfle­ge­oa­se wirkt sich auf alle Betei­lig­ten sehr posi­tiv aus und die durch­ge­hen­de Mit­ar­bei­ter­prä­senz, bei der die neun demenz­kran­ken Frau­en und Män­ner dau­er­haft im Blick der Pfle­ge­kraft sind, spricht für sich. Mit ein­fach­sten Mit­teln lässt sich „Stim­mung“ schaf­fen, egal ob beim Kaf­fee kochen oder beim Brat­wür­ste bra­ten. Hier­für sorgt unter ande­rem ein aus­ge­klü­gel­tes Lüftungssystem.

Dass bei nahe­zu allen Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern Medi­ka­men­te redu­ziert oder gar abge­setzt wer­den konn­ten scheint in die­sem Zusam­men­hang gar nicht so ver­wun­der­lich, ist doch eben die­se beson­de­re Atmo­sphä­re, bei der jeder Ein­zel­ne im Mit­tel­punkt steht, schon The­ra­pie an sich.

Posi­tiv auf die Stim­mung der Senio­ren und Mit­ar­bei­te­rin­nen wirkt sich auch die beson­de­re Licht­decke aus, die den Tages­licht­rhyth­mus von drau­ßen direkt in der Oase abbil­det. Besu­cher spre­chen immer wie­der von einer Art Licht­du­sche. Auch vie­le ande­re tech­ni­sche Raf­fi­nes­sen machen die Pfle­ge­oa­se im Demenz­zen­trum Lin­den­hof zu einem Modell­pro­jekt nicht nur im Frän­ki­schen Raum.

Dies mach­te in ihrem Vor­trag auch Chri­sti­na Kuhn vom Demenz-Sup­port Stutt­gart gGmbH deut­lich, die seit meh­re­ren Jah­ren zum The­ma Pfle­ge­oa­sen in Deutsch­land forscht. Sie hob bei­spiels­wei­se her­vor, dass die Oase in Unter­lein­lei­ter eine der weni­gen im deutsch­spra­chi­gen Raum sei, in der die Bewoh­ner einen eige­nen Gar­ten­zu­gang hät­ten, der sogar mit Pfle­ge­bet­ten befah­ren wer­den kann und dar­über hin­aus auch regel­mä­ßig genutzt wird.

Der Vor­stands­vor­sit­zen­de des Dia­ko­ni­schen Wer­kes, Dr. Nor­bert Kern zeig­te sich genau wie die Ein­rich­tungs­lei­te­rin Alex­an­dra Dau­er voll des Lobes für das, was da in einem rela­tiv unbe­kann­ten Ort in der Frän­ki­schen Schweiz in den letz­ten Jah­ren ent­stan­den ist. Das Demenz­zen­trum Lin­den­hof mit sei­nen Ange­bo­ten scheint weit über die Regi­on hin­aus und übt eine Vor­bild­funk­ti­on auf ande­re Ein­rich­tun­gen aus.

Am spä­ten Nach­mit­tag dann war es soweit: Die Pfle­gen­den in der Pfle­ge­oa­se Susan­ne Bischof, Mar­le­ne Kraft, Sieg­lin­de Löw, Maria Sto­schek und Salo­me Zim­mer­mann berich­te­ten ein­drucks- und humor­voll von ihrer täg­li­chen Arbeit.

Das Audi­to­ri­um war ange­tan und Prof. Dr. Bar­ba­ra Städt­ler-Mach, die Prä­si­den­tin der Hoch­schu­le, die das Sym­po­si­um an- und abmo­de­rier­te und mit einem Work­shop zur Selbst­be­stim­mung bei Demenz berei­cher­te, zeig­te sich sicht­lich begei­stert über die an die­sem Tag vor­ge­stell­ten Ergebnisse.

Die Ergeb­nis­se des Sym­po­si­ums wer­den dem­nächst in einem Tagungs­band zusam­men­ge­fasst erschei­nen. Bei Inter­es­se kann die­ser unter www​.pfle​ge​oa​se​.de ange­for­dert werden.