Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken als imma­te­ri­el­les Kul­tur­er­be Bay­erns ausgezeichnet

Gudrun Brendel- Fischer, Kreishandwerksmeister Christian Herpich, Präsident Thomas Zimmer, der Abgeordnete Martin Schöffel, Kultusminister Ludwig Spänle, Dr. Bernd Sauer von der Handwerkskammer, Landrat Klaus- Peter Söllner, Guido Winter vom Amt für Landwirtschaft Kulmbach, Manfred Max, und Landrat Dr. Karl Döhler. Bild: Fuchs.
Gudrun Brendel- Fischer, Kreishandwerksmeister Christian Herpich, Präsident Thomas Zimmer, der Abgeordnete Martin Schöffel, Kultusminister Ludwig Spänle, Dr. Bernd Sauer von der Handwerkskammer, Landrat Klaus- Peter Söllner, Guido Winter vom Amt für Landwirtschaft Kulmbach, Manfred Max, und Landrat Dr. Karl Döhler. Bild: Fuchs.

Ober­frän­ki­sche Spe­zia­li­tä­ten­viel­falt ist Teil baye­ri­scher Identität

Der Geor­gi­ritt gehört dazu, die Töl­zer Leon­har­di­fahrt, der histo­ri­sche Schwert­tanz von Traun­stein oder das Spit­zen­klöp­peln im Ober­pfäl­zer Wald: sie alle sind imma­te­ri­el­les Kul­tur­er­be in Bay­ern. Seit Don­ners­tag gehört auch die Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken dazu. „Für uns ist das der Rit­ter­schlag par excel­lence“, so der Kulm­ba­cher Land­rat Klaus Peter Söll­ner, 1. Vor­sit­zen­der des Ver­eins Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken bei der Auf­nah­me in das Baye­ri­sche Lan­des­ver­zeich­nis des imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes durch Kul­tus­mi­ni­ster Lud­wig Spaen­le bei einem Fest­akt in der Münch­ner Residenz.

Ziel der Genuss­re­gi­on ist unter ande­rem die Bewah­rung der tra­di­tio­nel­len Spe­zia­li­tä­ten­viel­falt in Ober­fran­ken. Hier gebe es eine gro­ße Band­brei­te kuli­na­ri­scher Beson­der­hei­ten, mit denen meist sorg­sam gepfleg­te Bräu­che und ihre krea­ti­ve Wei­ter­ent­wick­lung ver­bun­den sind, so Söllner.

Die kuli­na­ri­sche Iden­ti­tät sei dabei nicht nur ein Stück Geschich­te, son­dern all­seits gepfleg­te kul­tu­rel­le Gegen­wart und Teil der Iden­ti­tät der Men­schen, sag­te der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de Chri­sti­an Her­pich aus Hof, der dem Publi­kum beim Fest­akt eine Stei­ge Hofer Rind­fleisch­wurst prä­sen­tier­te. Seit der Ver­eins­grün­dung 2007 sind nach den Wor­ten von HWK-Prä­si­dent Zim­mer 321 Spe­zia­li­tä­ten mit oft jahr­hun­der­te­al­ter Tra­di­ti­on und Rezep­tur erfasst, bear­bei­tet und doku­men­tiert wor­den. Damit ist Ober­fran­ken die erste Regi­on in Deutsch­land, die ihr kuli­na­ri­sches Erbe kom­plett erfasst und doku­men­tiert hat. Zen­tra­ler Bestand­teil der Genuss­re­gi­on sei dabei ein mehr­fa­cher Welt­re­kord: gemes­sen an der Zahl der Ein­woh­ner gebe es in Ober­fran­ken die welt­weit mei­sten Bäcke­rei­en und Kon­di­to­rei­en (529), die mei­sten Metz­ge­rei­en (714) und auch Braue­rei­en (200), aber auch die mei­sten Bren­ne­rei­en und Teich­wir­te. „Wir sind Welt­mei­ster in punc­to Genuss, Qua­li­tät und Viel­falt“, so Vor­stands­mit­glied Ste­phan Ertl aus Kulm­bach, der am 10. Novem­ber die ober­frän­ki­sche Gastro­mo­mie in Mün­chen vertrat.

Leben­di­ge Tra­di­tio­nen wie Musik, Tanz, Feste, Bräu­che und Hand­werks­tech­ni­ken mach­ten den Kul­tur­staat Bay­ern aus, sag­te Kul­tus­mi­ni­ster Spaen­le. Das wer­de schon dar­an deut­lich, dass von den 57 Bewer­bun­gen für die Bun­des­li­ste 20 aus Bay­ern kamen. Eigent­lich hät­ten es nur vier sein dür­fen, doch die ande­ren Bun­des­län­der hät­ten ihre Kon­tin­gen­te nicht ausgeschöpft.

Sämt­li­che Initia­ti­ven ver­kör­per­ten dabei in ganz her­vor­ra­gen­der Art und Wei­se einen moder­nen und zukunfts­ge­wand­ten Hei­mat­be­griff, der vor dem Hin­ter­grund der Glo­ba­li­sie­rung und einer stän­dig unüber­sicht­li­cher wer­den­den Welt immer wich­ti­ger wer­de. Tra­di­ti­on bedeu­te dabei, das, was wich­tig ist zu bewah­ren und wei­ter­zu­tra­gen, sag­te der Minister.

Bei dem Fest­akt in der Münch­ner Resi­denz wur­den zehn Bräu­che und Tra­di­tio­nen aus ganz Bay­ern in das Lan­des­ver­zeich­nis auf­ge­nom­men. Das Ver­zeich­nis wur­de im ver­gan­ge­nen Jahr ein­ge­rich­tet und jetzt erst­mals erwei­tert. Bewer­ben konn­te sich dabei jede Grup­pie­rung; die in irgend­ei­ner Form zum Erhalt des kul­tu­rel­len Erbes bei­trägt. Ziel ist es, den Reich­tum kul­tu­rel­ler Aus­drucks­for­men zu doku­men­tie­ren und das Bewusst­sein der Men­schen dafür zu schärfen.

Die Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken fand dabei Ein­gang in ein, ana­log zur natio­na­len und inter­na­tio­na­len Ebe­ne, neu geschaf­fe­nes „Baye­ri­sches Regi­ster guter Pra­xis­bei­spie­le der Erhal­tung des imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes“. Ein acht­köp­fi­ges Exper­ten­gre­mi­um unter der Lei­tung des Regens­bur­ger Kul­tur­wis­sen­schaft­lers Dani­el Dra­s­cek hat­te alle im zwei­ten Aus­schrei­bungs­ver­fah­ren ein­ge­gan­ge­nen Bewer­bun­gen begut­ach­tet. Eine beson­de­re Rol­le spiel­ten dabei die maß­geb­li­chen Kri­te­ri­en des UNESCO-Über­ein­kom­mens wie Alter, Wan­del, Inhalt, Bedeu­tung, Erhalt, Gefähr­dung und Kom­mer­zia­li­sie­rung. „Gera­de das ver­leiht unse­rer Kul­tur eine ganz beson­de­re Prä­gung“, sag­te Drascek.

Aus Ober­fran­ken fan­den außer­dem das Wun­sied­ler Brun­nen­fest und die eng mit dem Land­kreis Lich­ten­fels in Ver­bin­dung ste­hen­de Flecht­werk­s­tra­di­ti­on Ein­gang in das imma­te­ri­el­le Kul­tur­er­bes Bayerns.