Erz­bi­schof Schick zum Jah­res­tag der Selig­spre­chung Bern­hard Lichtenbergs

Symbolbild Religion

„Als das Recht gebeugt wur­de, blieb er standhaft“

Erz­bi­schof Schick ruft zum 20. Jah­res­tag der Selig­spre­chung Bern­hard Lich­ten­bergs in Ber­lin zur Ver­tei­di­gung des Rechts auf

Mit deut­li­chen Wor­ten hat der Bam­ber­ger Erz­bi­schof Lud­wig Schick das Grund­ge­setz ver­tei­digt und allen Ver­stö­ßen gegen die Rechts­ord­nung eine Absa­ge erteilt. Dazu gehör­ten ter­ro­ri­sti­sche Akte, nicht ver­fas­sungs­ge­mä­ße Ent­schei­dun­gen im öffent­li­chen Leben und eben­so Belei­di­gun­gen im Inter­net: „Wir dür­fen nicht hin­neh­men, wenn ande­re Men­schen belei­digt wer­den, weil sie ande­re Haut­far­be oder ande­re Ras­se haben, weil sie Flücht­lin­ge und Asyl­be­wer­ber sind oder weil sie als Ver­ant­wor­tungs­trä­ger für Recht und Gesetz ein­tre­ten“, sag­te Schick am Sams­tag in Ber­lin in einem Got­tes­dienst zum 20. Jah­res­tag der Selig­spre­chung des Mär­ty­rers Bern­hard Lichtenberg.

1941 wur­de der Prie­ster Lich­ten­berg zum ersten Mal ver­haf­tet, gefol­tert und zu einer zwei­jäh­ri­gen Haft­stra­fe ver­ur­teilt. 1943 soll­te er in das KZ Dach­au gebracht wer­den. Als der Zug dort­hin im frän­ki­schen Hof Halt mach­te, wur­de der schwer­kran­ke Lich­ten­berg zuerst in ein Gefäng­nis, spä­ter ins Kran­ken­haus gebracht, wo er nach zwei Tagen am 5. Novem­ber starb. Er wur­de am 23. Juni 1996 in Ber­lin von Papst Johan­nes Paul II. selig gespro­chen. Bern­hard Lich­ten­berg habe in Ber­lin jah­re­lang für die Wah­rung des Rech­tes gepre­digt, gere­det und publi­ziert. Er ver­tei­dig­te die Bür­ger­rech­te der Juden und ihr Recht auf freie Reli­gi­ons­aus­übung. Nach dem Pogrom 1938 bete­te er täg­lich öffent­lich für die Juden „deren Syn­ago­gen auch Got­tes­häu­ser sind“. Sein Andenken for­de­re dazu auf, Recht und Gerech­tig­keit zu ach­ten, wert­zu­schät­zen und das Unrecht beim Namen zu nen­nen. „Dies müs­sen wir in unse­ren Natio­nen und in unse­rem Staat for­dern und för­dern, gleich­zei­tig aber auch welt­weit“, sag­te Schick.

Lich­ten­berg sei ein Vor­bild für alle Chri­sten, die über ihr eige­nes Wohl­be­fin­den hin­aus­schau­en sol­len. Vor­aus­set­zung für den per­sön­li­chen Wohl­stand sei immer das Gemein­wohl. „Und das Gemein­wohl ist abhän­gig von Gerech­tig­keit und Recht, die nicht gebeugt wer­den dür­fen.“ Die Men­schen­wür­de müs­se unan­tast­bar blei­ben und die Men­schen­rech­te jedem zukommen.

Ohne eine men­schen­freund­li­che und men­schen­ge­rech­te Rechts­ord­nung könn­ten kei­ne Gesell­schaft und kein Staat exi­stie­ren. Eine demo­kra­tisch ver­fass­te Rechts­ord­nung müs­se ein­ge­hal­ten wer­den. Dar­auf müs­se eine wehr­haf­te Demo­kra­tie ach­ten. Deutsch­land habe eine gute Rechts­ord­nung und eine funk­tio­nie­ren­de unab­hän­gi­ge Gerichts­bar­keit, die geach­tet und bewahrt wer­den müs­se. Schick zitier­te den Trä­ger des Frie­dens­prei­ses des deut­schen Buch­han­dels, Navid Kera­mi, der zum 65. Jah­res­tag des Grund­ge­set­zes sag­te: „Dan­ke, Deutsch­land!“ „Die­sen Aus­spruch kön­nen wir alle uns zu eigen machen. Dar­aus darf aber kein Stolz und kei­ne Über­heb­lich­keit wer­den, son­dern Bewah­ren der Ver­fas­sung, des Rech­tes und guter men­schen­freund­li­cher Ver­wal­tung“, sag­te der Erzbischof.