Abge­ord­ne­ter Andre­as Schwarz in der JVA Ebrach

In der eindrucksvollen Bibliothek der Justizvollzugsanstalt Ebrach wurde der SPD-Abgeordnete Andreas Schwarz (2. v. l.) vom Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes Andreas Jung (l.), vom Leiter der JVA, Gerhard Weigand (2. v. r.) und Gefängnisseelsorger Hans Lyer (r.) empfangen. Beim Rundgang konnte Schwarz sich auch im Zellentrakt und in der Malerwerkstatt umsehen und Gespräche führen.

In der ein­drucks­vol­len Biblio­thek der Justiz­voll­zugs­an­stalt Ebrach wur­de der SPD-Abge­ord­ne­te Andre­as Schwarz (2. v. l.) vom Lei­ter des all­ge­mei­nen Voll­zugs­dien­stes Andre­as Jung (l.), vom Lei­ter der JVA, Ger­hard Weig­and (2. v. r.) und Gefäng­nis­seel­sor­ger Hans Lyer (r.) empfangen. 

In der Jugend­haft­an­stalt Ebrach gibt es über 300 Haft­plät­ze, 130 Voll­zugs­be­am­te arbei­ten mit wei­te­ren rund 50 Kol­le­gen der päd­ago­gi­schen und the­ra­peu­ti­schen Fach­dien­ste in Bay­erns größ­ter Jugend­straf­an­stalt. Die JVA ist mit rund 230 Arbeits­plät­zen der größ­te Arbeit­ge­ber in dem ober­frän­ki­schen Ört­chen. Das Gefäng­nis, ein ehe­ma­li­ges Zister­zi­en­ser­klo­ster aus dem Jahr 1127, ist orts­bild­prä­gend, die Klo­ster­kir­che auch Magnet für vie­le Steigerwaldtouristen.

Im Rah­men sei­ner Som­mer­tour infor­mier­te sich der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Andre­as Schwarz (SPD) jetzt über die Situa­ti­on im Jugend­straf­voll­zug und erhielt dabei einen Ein­blick in den All­tag der Gefan­ge­nen und der Voll­zugs­be­am­ten sowie über die zahl­rei­chen Mög­lich­kei­ten, den jugend­li­chen Straf­tä­tern wie­der eine Per­spek­ti­ve für die Zeit nach der Haft zu geben.

„Unse­re Arbeit hier stellt die Wür­de des Men­schen, wie sie im Grund­ge­setz beschrie­ben ist, in den Mit­tel­punkt. Uns geht es um jeden ein­zel­nen“, berich­te­te Anstalts­lei­ter Ger­hard Weig­and. „Es ist unse­re Moti­va­ti­on und unser Auf­trag, sich mas­siv um die Leu­te zu küm­mern, die vor­her nicht von der Gesell­schaft erreicht wurden.“

„Die JVA-Mit­ar­bei­ter legen gro­ßen Wert auf Aus­bil­dung in Schu­le und Beruf, nie­mand wird auf­ge­ge­ben, jeder hat die Chan­ce, sich selbst für eine bes­se­re Zukunft nach der Haft zu qua­li­fi­zie­ren“, zeig­te sich Schwarz beindruckt.
Die jugend­li­chen Gefan­ge­nen brau­chen Per­spek­ti­ven für die Zeit nach der Haft, damit ihre Reso­zia­li­sie­rung gelingt, „die Jugend­li­chen haben ja noch ihr Leben vor sich, wenn sie aus der Jugend­haft ent­las­sen wer­den“, so der Bam­berg-Forch­hei­mer Bundestagsabgeordnete.
Schwarz konn­te sich bei­spiels­wei­se im Maler­be­trieb der JVA ein Bild von den Aus­bil­dungs­mög­lich­kei­ten machen.

Hand­werks­mei­ster im anstalts­ei­ge­nen Werks­hof bil­den Häft­lin­ge etwa im Metz­ge­rei- und Bäcke­rei­hand­werk aus, im Kfz- und Bau­be­trieb, oder als Schrei­ner, Schlos­ser, Elek­tri­ker und Koch. 57 Aus­bil­dungs­plät­ze ste­hen so in den 15 Hand­werks­be­trie­ben der JVA zur Ver­fü­gung. Die Azu­bis müss­ten sich auch bei ihren schu­li­schen Lei­stun­gen vor nie­man­dem ver­stecken, berich­te­te der Werk­dienst­lei­ter Her­bert Bet­zold nicht ohne Stolz.

„Im Grund beginnt bei uns die Ent­las­sungs­vor­be­rei­tung mit dem ersten Tag in Haft“, erklär­te dazu Anstalts­lei­ter Weig­and. Fast alles – vom Ein­kau­fen im Anstalts­la­den, Besuchs- und Essens­zei­ten, Brief­kon­tak­te, bis zur Bücher­aus­lei­he – ist im Knast regle­men­tiert. Inter­net­zu­gang gibt es für die Häft­lin­ge aus ver­schie­de­nen Grün­den kei­nen, „aber vie­le Bil­dungs­an­ge­bo­te lau­fen mitt­ler­wei­le inter­net­ge­stützt. Hier prü­fen wir der­zeit, wie sich unser Bil­dungs­auf­trag mit einer ein­ge­schränk­ten Nut­zung von PCs, ver­ein­ba­ren lässt“, so Weigand.

Schwarz konn­te sich bei einem Rund­gang mit dem Lei­ter des all­ge­mei­nen Voll­zugs­dien­stes Andre­as Jung auch ein Bild vom Zel­len­trakt machen. Für Gefan­ge­ne mit The­ra­pie­be­darf oder sozia­lem Kom­pe­tenz­trai­ning steht ein eige­ner Trakt zur Ver­fü­gung. Auch sie kön­nen tags­über in den Hand­werks­be­trie­ben der Haft­an­stalt arbei­ten, denn The­ra­pie­sit­zun­gen fin­den nach Fei­er­abend statt, um auch arbei­ten­den Gefan­ge­nen The­ra­pie­plät­ze zu ermöglichen.

Beim Gespräch mit dem Gefäng­nis­seel­sor­ger Hans Lyer erfuhr Schwarz viel dar­über, wie es in vie­len Häft­lin­gen aus­sieht. „Mit mir muss kei­ner reden“, berich­te­te Lyer dem Poli­ti­ker, „aber die Jungs sind hier in mei­nem Büro bereit sich zu öff­nen. Sie suchen Men­schen, die ihnen zuhö­ren. Sie hal­ten Aus­schau nach Leu­ten, an denen sie sich hoch­zie­hen kön­nen“, so der katho­li­sche Seel­sor­ger. „Der Jugend­knast ist auch ein gesell­schaft­li­cher Seis­mo­graph“, erklär­te Lyer dem Poli­ti­ker. „Wir kon­fron­tie­ren die Gefan­gen damit, war­um sie hier ein­sit­zen: Weil sie sich schul­dig gemacht haben und gegen Regeln ver­sto­ßen haben.“ Hier hat die Kir­che ein Ange­bot zu machen, „wenn nicht hier, wo dann?“, beton­te Seel­sor­ger Lyer.

Ins­ge­samt, so berich­te­te Weig­and dem Bun­des­po­li­ti­ker Schwarz, sei man mit der finan­zi­el­len und per­so­nel­len Aus­stat­tung der JVA zufrie­den. Das Über­stun­den­pen­sum des Voll­zugs­per­so­nals sei im Rah­men des Ver­tret­ba­ren. Die Zusam­men­ar­beit zwi­schen dem Voll­zugs­dienst, den psy­cho­lo­gi­schen, päd­ago­gi­schen und the­ra­peu­ti­schen Fach­dien­sten und den Werks­dien­sten lau­fe sehr gut, so Weig­and. Man sei mit zahl­rei­chen Stel­len auch außer­halb des Voll­zugs sehr gut ver­netzt und kön­ne Bera­tung der IHK, der Sucht- und Schuld­ner­be­ra­tung, der Hand­werks­kam­mer, der Cari­tas und zahl­rei­cher ande­rer Dienst­lei­ster zurückgreifen.

Schwarz Resü­mee beim Abschluss­ge­spräch in der Gefäng­nis­bi­blio­thek: „Die Beam­ten, Fach­dienst- und Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­te in der JVA Ebrach lei­sten sehr gute und wich­ti­ge Arbeit“, so Schwarz, „hier fin­det viel Leben statt und auch vie­les fürs Leben.“