Uni­ver­si­tät Bam­berg: Islam­wis­sen­schaft­ler Neca­ti Alkan unter­sucht die Geschich­te der Alawiten

Symbolbild Bildung

Das von Bür­ger­krieg geplag­te Syri­en kommt seit Jah­ren nicht aus den Schlag­zei­len. Die dort herr­schen­de huma­ni­tä­re Kata­stro­phe und die vie­len Flüch­ten­den, die auch in Deutsch­land Schutz suchen, len­ken den Blick auf die Ursa­chen des kom­ple­xen poli­ti­schen Kon­flik­tes. Immer wie­der fällt der Blick dabei auf die reli­giö­se Min­der­heit der Ala­wi­ten, die auch Nus­airier genannt wer­den. Dr. Neca­ti Alkan, wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter am Lehr­stuhl für Islam­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät Bam­berg, unter­sucht deren Geschich­te nun in einem Forschungsprojekt.

Die Ala­wi­ten sind eine schii­ti­sche Son­der­ge­mein­schaft, deren Glau­bens­leh­re einer stren­gen Geheim­hal­tungs­pflicht unter­liegt. Ihre reli­giö­se Pra­xis weicht sowohl von der des sun­ni­ti­schen Islam als auch von der Zwöl­fer­s­chia, zu der die Mehr­heit der Schii­ten gehört, stark ab. Seit den 1970er Jah­ren lie­gen das Prä­si­den­ten­amt in Syri­en und wich­ti­ge zivi­le sowie mili­tä­ri­sche Spit­zen­po­si­tio­nen in Hän­den von ala­wi­ti­schen Glau­bens­an­ge­hö­ri­gen – und das, obwohl sie nur etwa 12 Pro­zent der Gesamt­be­völ­ke­rung ausmachen.

Das Pro­jekt unter­sucht die bis­lang noch kaum erforsch­te Geschich­te der Ala­wi­ten im späto­s­ma­ni­schen Reich von 1840 bis 1918. Neca­ti Alkan wer­tet dazu Mate­ri­al aus osma­ni­schen Archi­ven wie zum Bei­spiel dem Osma­ni­schen Archiv des Mini­ster­prä­si­den­ten­amts in Istan­bul oder mis­sio­na­ri­sche Quel­len aus. Die Unter­su­chun­gen die­ses Zeit­raums ver­spre­chen wich­ti­ge Auf­schlüs­se über die Ent­ste­hung der heu­ti­gen Kon­flik­te. „Die Wur­zeln vie­ler poli­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Nahen Osten rei­chen bis ins späto­s­ma­ni­sche Reich zurück“, erklärt er.

So hat sich in die­ser Peri­ode unter ande­rem das Ver­hält­nis der sun­ni­ti­schen Mehr­heits­ge­sell­schaft zu den Ala­wi­ten stark gewan­delt. War die Bezie­hung der Osma­nen zu den Ala­wi­ten lan­ge von Ableh­nung geprägt, zwan­gen die euro­päi­schen Groß­mäch­te den osma­ni­schen Staat in die­ser Zeit, die Ala­wi­ten als eige­ne Reli­gi­ons­ge­mein­schaft anzuerkennen.

Einen Schwer­punkt legt das For­schungs­pro­jekt auf die Inter­ak­ti­on zwi­schen Ala­wi­ten, Ver­tre­tern des späto­s­ma­ni­schen Staats und pro­te­stan­ti­schen Mis­sio­na­ren. „Dadurch möch­ten wir außer­dem einen Bei­trag zu einem bes­se­ren Ver­ständ­nis von Rand­grup­pen und den Dyna­mi­ken der Min­der­hei­ten­po­li­tik im Nahen Osten lei­sten“, sagt Alkan.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen über das For­schungs­pro­jekt „Die Nus­airi-Ala­wi­ten im späto­s­ma­ni­schen Staat“ gibt es in der aktu­el­len Aus­ga­be des For­schungs­ma­ga­zins Maga­zins „uni.vers“ der Uni­ver­si­tät Bamberg:
www​.uni​-bam​berg​.de/​u​n​i​-​p​u​b​l​i​k​a​t​i​o​n​e​n​/​u​n​i​v​e​r​s​-​f​o​r​s​c​h​u​n​g​/​2​016