Sonn­tags­ge­dan­ken: Ist Gott an Allem schuld?

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

„Herr, schicke, was Du willst,
ein Lie­bes oder Leides;
Ich bin ver­gnügt, dass beides
aus Dei­nen Hän­den quillt.
Wol­lest mit Freuden
und wol­lest mit Leiden
mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
liegt hol­des Bescheiden.“

Der schwä­bi­sche Dich­ter und Pfar­rer Edu­ard Möri­ke nahm sein Leben mit allen Höhen und Tie­fen dank­bar, beschei­den aus Got­tes Hand. Doch hier­ge­gen wer­den vie­le pro­te­stie­ren: Soll­te Gott auch für das Böse ver­ant­wort­lich sein? Wer mit größ­ter Selbst­ver­ständ­lich­keit auf sei­ne Frei­heit pocht, ist dann auch hun­dert­pro­zen­tig für sich, sei­ne Taten und deren (Spät-)Folgen ver­ant­wort­lich; und doch hat Möri­ke Recht: Gott hält die Zügel in Hän­den, er hat es nicht nötig, uns sei­nen Wil­len immer auf­zu­zwin­gen. Ich den­ke nicht, dass Gott für alles ver­ant­wort­lich ist, was auf Erden geschieht. Man­ches ist mensch­li­che Schuld, man­ches Zufall. Das Schlim­me kann mich aber auch auf­rüt­teln aus dem ein­schlä­fern­den All­tags­trott, kann mich vor Selbst­über­schät­zung bewah­ren, kann mich zum Nach­den­ken brin­gen, was in mei­nem Leben zählt, wo ich Kraft und Ruhe fin­de. Im Leid darf ich mich neu in Got­tes Hand ber­gen, darf das Schö­ne als Zei­chen sei­ner Gna­de, sei­ner Lie­be freu­dig anneh­men. Das macht uns beschei­de­ner, ruhi­ger und dankbarer.

Das rech­te Maß aber müs­sen wir in jeder Lebens­la­ge fin­den, jedes Über­maß scha­det. Wer wie Möri­ke lebt, wird dann auch in die hoff­nungs­fro­hen Ver­se des all­zu früh ver­stor­be­nen Dich­ters Nova­lis einstimmen:

„Gott­lob, dass ich auf Erden bin
und Leib und See­le habe,
ich dan­ke Gott in mei­nem Sinn
für die­se gro­ße Gnade.
Der Leib ist mir doch herz­lich lieb
trotz sei­ner Fehl und Mängel,
ich neh­me gern mit ihm vorlieb
und nei­de kei­nem Engel.“

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind