Arti­kel­se­rie: Ener­gie­wen­de ja – aber wie? 55: Ener­gie­wen­de durch Druck von unten – Der König Kunde

Goliath Poldermolen. Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl

Goli­ath Pol­der­mo­len. Foto: Uberp­rut­ser, CC-BY-SA‑3.0‑nl

Die im letz­ten Kapi­tel beschrie­be­ne Libe­ra­li­sie­rung des Strom­mark­tes hat für den Strom­kun­den zwei wich­ti­ge Konsequenzen:
1. In das Strom­netz darf jeder Strom­erzeu­ger sei­nen Strom ein­spei­sen und den Strom­kun­den, im Rah­men der gesetz­li­chen Rege­lun­gen, zu sei­nen Tari­fen anbie­ten. Eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung um den Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gie-Quel­len (EE-Strom, grü­ner Strom, Öko-Strom) in der Brei­te zu vermarkten.

2. Der Strom­kun­de kann sich per Ver­trag sei­nen Strom­lie­fe­ran­ten aus­su­chen, der König Kun­de bestimmt, wel­chen Strom er bezahlt. D.h., je mehr Strom­kun­den EE-Strom­lie­fe­ran­ten bevor­zu­gen, umso grö­ßer wird auch der Druck von unten, die Ener­gie­wen­de vor­an zu trei­ben, um die ver­trag­lich zuge­si­cher­ten Strom­men­gen zu liefern.

Aller­dings beein­flus­sen sol­che ver­trag­li­chen Rege­lun­gen nicht den Strom, der aus ihrer Steck­do­se kommt. Wie ein­gangs die­ser Arti­kel­se­rie erläu­tert (Kapi­tel 3 bis 5), sucht sich der Strom im Netz sei­nen Weg vom Erzeu­ger zum Ver­brau­cher nach phy­si­ka­li­schen Geset­zen selbst. Poli­ti­sche Geset­ze oder ver­trag­li­che Fest­le­gun­gen regeln nur die Finanz­flüs­se. Der Strom aus ihrer Steck­do­se kommt aus dem (elek­trisch) nächst lie­gen­dem Kraft­werk, egal wel­che Ener­gie­quel­le die­ses Kraft­werk nutzt und was Sie ver­trag­lich fest­ge­legt haben. Sie müs­sen sich dar­auf ver­las­sen, dass der EE-Strom, den Sie bestellt haben, auch tat­säch­lich irgend­wo in das Netz ein­ge­speist wird, und somit der „Strom­see“ etwas grü­ner wird.

Der König Kun­de kann so im Prin­zip posi­ti­ven Druck auf die Wei­ter­ent­wick­lung der Ener­gie­wen­de aus­üben. Jeder Haus­halt, der einen eige­nen Strom­zäh­ler hat, also auch Mie­ter in Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern, kann so die Ener­gie­wen­de vor­an­trei­ben. Wie kommt man als Strom­kun­de aber zu den Strom­erzeu­gern, die Öko­strom in das Netz ein­spei­sen? Sucht man unter die­sem Stich­wort im Inter­net, so bekommt man eine ver­wir­ren­de Viel­zahl von Anbie­tern. Aller­dings ist lei­der nicht über­all, wo Öko drauf­steht, auch 100% Öko drin. Am besten steigt man über die Sei­te www​.oeko​strom​-anbie​ter​.info/ ein. Hier kann man sich zunächst über die Unter­schie­de der Begrif­fe ech­ter Öko­strom, grü­ner Strom, Grau­s­trom infor­mie­ren, wei­ter­hin über die ver­schie­de­nen Arten der Öko­strom­ein­spei­sung und was unter „Strom­see“ zu ver­ste­hen ist. Es wird erklärt, was hin­ter den ver­schie­de­nen Öko­strom­zer­ti­fi­zie­run­gen steckt und wie mit den „RECS-Zer­ti­fi­ka­ten“ Eti­ket­ten­schwin­del betrie­ben wird. Zum Schluss blei­ben gera­de mal 5 Öko­strom­an­bie­ter übrig, die die­sen Namen auch ver­die­nen und die ihren Strom bun­des­weit anbieten.

Die­sen ist gemein­sam, dass sie zu 100% Öko­strom ver­trei­ben, dass es kei­ne wirt­schaft­li­chen Ver­flech­tun­gen mit kon­ven­tio­nel­len Strom­an­bie­tern gibt, dass sie sich einem seriö­sen Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­ren unter­wer­fen und dass sie nicht an dem RECS-Zer­ti­fi­ka­te-Han­del teil­neh­men. Sie unter­schei­den sich etwas in dem jewei­li­gen Geschäfts­mo­dell, woher sie den Öko­strom bezie­hen, nur aus Deutsch­land oder auch grenz­über­schrei­tend, z.B. aus öster­rei­chi­schen oder nor­we­gi­schen Wasserkraftwerken.
Dar­über hin­aus gibt es seit 2015 spe­zi­ell für Bay­ern einen ech­ten Öko­strom­an­bie­ter, die bava­ria­strom (www​.bava​ria​strom​.de), eine Zusam­men­ar­beit der Bür­ger­en­er­gie Bay­ern e.V. mit dem Grün­strom­werk. War­um gera­de die­ser Anbie­ter in Bay­ern so inter­es­sant ist, dazu mehr im näch­sten Kapitel.

Die­ter Lenzkes
Bürger-für-Bürger-Energie
www​.bfb​-ener​gie​.de

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