Hand­werks­kam­mer ver­gibt Design- und Erfinderpreise

 Laudatorin Tamara Härty, Michael Pfaffenberger, Vizepräsident Matthias Graßmann und HGF Thomas Koller. Foto: Andreas Harbach

Lau­da­to­rin Tama­ra Här­ty, Micha­el Pfaf­fen­ber­ger, Vize­prä­si­dent Mat­thi­as Graß­mann und HGF Tho­mas Kol­ler. Foto: Andre­as Harbach

Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken ver­gibt den Design- und Erfin­der­preis „Sei­ten­sprün­ge“ im Rah­men der Cobur­ger Designtage

Helm­de­sign für den inter­na­tio­na­len Renn­sport, Mar­ke des Jahr­hun­derts, Fer­ti­gung exklu­siv­ster Möbel für Kun­den aus 17 ver­schie­de­nen Län­dern, inno­va­ti­ve Aces­soires aus Kera­mik, die auch in Nor­we­gen nach­ge­fragt wer­den, Bau von Kulis­sen für Fern­se­hen und Bau von Röh­ren für Com­pu­ter­to­mo­gra­phen für Kli­ni­ken in der gan­zen Welt, Digi­ta­li­sie­rung von Geschäfts­pro­zes­sen, vor­bild­li­che Umset­zung von Bar­rie­re­frei­heit: Am 1. Juni hat die Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken zehn Hand­werks­be­trie­be mit dem Design- und Inno­va­ti­ons­preis aus­ge­zeich­net. Der Preis „Sei­ten­sprün­ge“ wur­de in die­sem Jahr bereits zum 14. Mal ver­lie­hen. Die Preis­über­ga­be und Fei­er fand wie­der im Rah­men der Cobur­ger Design­ta­ge statt.

Der Vize­prä­si­dent der HWK, Mat­thi­as Graß­mann ver­wies in sei­ner Lau­da­tio auf die enor­me Band­brei­te und Lei­stungs­fä­hig­keit des ober­frän­ki­schen Hand­werks. „Gera­de die Preis­trä­ger unse­res Design- und Erfin­der­prei­ses machen uns bewusst, dass die mei­sten Hand­werks­be­ru­fe High- End- Beru­fe sind. High-End heißt, dass die­sen Beru­fen vom Kön­nen her prak­tisch kei­ne Gren­ze nach oben gesetzt ist. Und dass man in die­sen Hand­werks­be­ru­fen nie aus­ler­nen kann. Das Hand­werk kennt kei­ne Gren­zen nach oben. Des­we­gen gibt es im ober­frän­ki­schen Hand­werk Unter­neh­men, die in ihrem Bereich Welt­markt­füh­rer sind, abso­lu­te High-Tech-Unter­neh­men, die stän­dig an der Gren­ze des Mach­ba­ren arbei­ten. Es gibt Hand­werks­un­ter­neh­men, die in exklu­siv­sten Markt­seg­men­ten arbei­ten, in denen man eher Groß­un­ter­neh­men, Künst­ler oder Desi­gner als Anbie­ter ver­mu­tet. Des­we­gen gibt es im ober­frän­ki­schen Hand­werk auch Unter­neh­men, die uns deut­lich machen, dass die Gren­zen zwi­schen Hand­werk und Kunst, zwi­schen Hand­werk und Design, auch zwi­schen Hand­werk und Musik flie­ßend sind.“

Haupt­ge­schäfts­füh­rer Tho­mas Kol­ler beton­te, dass der Preis „Sei­ten­sprün­ge“ in den ver­gan­ge­nen 14 Jah­ren zu einem ech­ten Mar­ken­zei­chen gewor­den sei. Der Preis steht für Aus­bre­chen aus dem All­tags­trott, für neue Wege gehen, für design­ori­en­tier­te Pro­duk­te, für Inno­va­ti­on und für Spit­zen­lei­stun­gen aus dem Handwerk.

„Vor allem freue ich mich, dass wir auch nach 14 Jah­ren jedes Jahr wie­der her­vor­ra­gen­de Bewer­bun­gen aus dem Hand­werk bekom­men. Für uns ist das der Beweis: Der Design- und Erfin­der­preis wird vom Hand­werk ange­nom­men. Ein­schließ­lich heu­te haben wir damit seit dem Jahr 2003 ins­ge­samt 145 ober­frän­ki­sche Hand­werks­un­ter­neh­men mit dem Design- und Erfin­der­preis aus­ge­zeich­net, die tat­säch­lich aus 47 ver­schie­de­nen Hand­werks­be­ru­fen stammen.“

Da die Prei­se in Berei­chen ver­ge­ben wor­den sind, die nicht mit­ein­an­der ver­gleich­bar sind, hat die Design­preis – Jury auch in die­sem Jahr kei­ne Plat­zie­run­gen ver­ge­ben. Die Jury bestand auch in die­sem Jahr aus Tama­ra Här­ty, Lehr­be­auf­trag­te an der Cobur­ger Hoch­schu­le, Fakul­tät Design, Prof. Auwi Stüb­be, erster Vor­sit­zen­der des Cobur­ger Design­fo­rums und dem Desi­gner Karl-Lud­wig Holl.

Lau­da­tio
Ideen­werk­statt Micha­el Pfaf­fen­ber­ger, Weidenberg

Micha­el Pfaf­fen­ber­ger aus Wei­den­berg mach­te sich Gedan­ken zu einem Pro­dukt, das unse­re gan­ze Regi­on als Bier­re­gi­on poten­zie­ren könn­te. Er ent­wickel­te ein Tasting-Board für Craft-Bier-Sor­ten. Also eine Art Ser­vier­ta­blett für meh­re­re Glä­ser. Zwar scha­de, dass die Trends immer noch erst ein­mal aus dem Aus­land kom­men müs­sen und eng­lisch klin­gen müs­sen um dann auch in der Hei­mat Fuß zu fas­sen, aber immerhin.

Craft-Bie­re und die gene­rel­le Ver­ed­lung von Bie­ren erfah­ren in den letz­ten Jah­ren gro­ße Beliebt­heit und dar­aus folgt ein wach­sen­des öko­no­mi­sches Inter­es­sen­feld der Braue­rei und Ver­mark­ter. Es han­delt sich dabei um Bier­spe­zia­li­tä­ten, die aus­schließ­lich auf Roh­stof­fen des Rein­heits­ge­bo­tes basie­ren und die mit gro­ßem hand­werk­li­chem Kön­nen ver­ar­bei­tet wer­den. Es geht nicht mehr aus­schließ­lich dar­um das Mas­sen- und Men­gen­bier her­zu­stel­len, son­dern die Brau­kunst als Hand­werks­kunst zu pfle­gen, die ver­schie­den­ste Geschmacks­er­leb­nis­se, Aro­men und Nuan­cen her­vor­bringt. Es geht um Fein­hei­ten und um Gefühl im Her­stel­lungs­pro­zess und um die dar­aus ent­ste­hen­den Gau­men­freu­den. Nach dem Mot­to her­aus aus der Bier­knei­pe, Bier wird Wis­sen­schaft intel­lek­tu­ell. Die­ser gene­rel­le Trend wird in unse­rer Bier­re­gi­on Ober­fran­ken leben­dig und bereits gelebt. Das Tasting-Board zele­briert das bereits und hilft das Geleb­te auch sicht­bar zu machen. Aber eigent­lich geht es dabei auch ums Holz und um den Schöp­fer dessen!

Der Lebens­lauf von Micha­el Pfaf­fen­ber­ger liest sich beach­tens­wert, wun­der­bar ehr­gei­zig und ganz gera­de bei der Sache geblie­ben. Leh­re als Schrei­ner, 3 Gesel­len­jah­re, Inter­es­se an Bio, Öko­lo­gie, Natur­ver­bun­den­heit, dann Mei­ster­schu­le in Cham, noch­mals in den Beruf, anschlie­ßend die Fach­aka­de­mie für Holz­ge­stal­tung in Cham. Ab 2003 selbst­stän­dig, 2011 wur­den die Werk­statt­räu­me auf 600qm erweitert.

Das Tasting-Board über­zeugt durch sei­ne Gestal­tung in Schlicht­heit und Zeit­lo­sig­keit, Ergo­no­mie und Mate­ri­al­äs­the­tik. Es liegt nicht ein­fach flach am Tisch son­dern voll­zieht einen sym­me­tri­schen Schwung, kann so auch mit Bier­kon­sum leicht gegrif­fen wer­den. Es ist ganz authen­tisch aus gebo­ge­nem Eichen­holz gefer­tigt und damit selbst ein klei­nes Stück Hand­werks­kunst. Außer­dem kann es belie­big gela­belt wer­den und auch in grö­ße­ren Men­gen pro­du­ziert wer­den. Der­zeit ist es bei „Lie­bes­bi­er“, einer neu­en Erleb­nis ori­en­tier­ten Loca­ti­on der Mais­el Braue­rei in Bay­reuth im Einsatz.

Ein wun­der­ba­res Bei­spiel für die Ver­schrän­kung, die in unse­rer Regi­on viel öfter mög­lich sein soll­te. Sowohl im Lebens­lauf von Micha­el Pfaf­fen­ber­ger, als auch in der Anwen­dung des Beru­fes. Die Ver­bin­dung von regio­na­ler Bier­brau­kunst, Anwen­dung in der ansäs­si­gen Gastro­no­mie, Holz­hand­werk, Hei­mat­ver­bun­den­heit, ein biss­chen Stolz und die Sen­si­bi­li­sie­rung für den Wert der Dinge.

Herz­li­chen Glück­wunsch dafür.
Tama­ra Härty