Run­der Tisch „Kräu­ter­mi­schun­gen und Dro­gen“ in Forchheim

Am 02.05.2016 fand unter Feder­füh­rung der Stadt Forch­heim ein Run­der Tisch „Kräu­ter­mi­schun­gen – Ver­kauf, Kon­sum und Fol­gen“ statt. Dazu ein­ge­la­den hat­te Ober­bür­ger­mei­ster Dr. Kirsch­stein, nach­dem in den letz­ten Wochen immer mehr Per­so­nen durch den Kon­sum von soge­nann­ten Kräu­ter­mi­schun­gen durch erheb­li­che Aus­fall­erschei­nun­gen im öffent­li­chen Raum auf­ge­fal­len waren. Auch wur­de aus der Poli­tik die Fort­set­zung des Run­den Tisches „Alko­hol“ und die Erwei­te­rung um die The­ma­tik „Kräu­ter­mi­schun­gen“ angeregt.

Allein die Liste der ein­ge­la­de­nen Teil­neh­mer macht deut­lich, wie bri­sant und besorg­nis­er­re­gend die­se The­ma­tik ist. Anwe­send waren Ver­tre­ter nahe­zu aller im Stadt­rat ver­tre­ten­den Par­tei­en und Wäh­ler­grup­pen, der Jugend­be­auf­trag­te des Stadt­ra­tes, die Poli­zei­in­spek­ti­on Forch­heim, Jugend­amt, Kreis­ju­gend­ring, Lebens­mit­tel­über­wa­chung, Ver­tre­ter der Forch­hei­mer Haupt­schu­len, des Jugend­hau­ses, der Offe­nen Jugend­ar­beit Forch­heim-Nord sowie des Ord­nungs­am­tes Forch­heim. Ziel des Run­den Tisches war zum einen die Ver­mitt­lung eines ein­heit­li­chen Kennt­nis­stan­des und zum ande­ren die Erar­bei­tung von Lösungs­an­sät­zen, wie die­ser extrem gefähr­li­chen Ent­wick­lung in der Stadt Forch­heim ent­ge­gen­zu­tre­ten ist. Nach der Begrü­ßung durch den Ober­bür­ger­mei­ster refe­rier­te der Forch­hei­mer Poli­zei­chef Poli­zei­rat Knau­er über die The­ma­tik „Kräu­ter­mi­schun­gen“.

Was sind eigent­lich Kräutermischungen?

Legal Highs sind Dro­gen, die u.a. als Kräu­ter­mi­schun­gen ange­bo­ten wer­den. Die­se Pro­duk­te wer­den zumeist im Inter­net oder in soge­nann­ten Head­shops ange­bo­ten. Sie ent­hal­ten häu­fig Rausch­mit­tel, Sti­mu­lan­zi­en oder ähn­li­che che­mi­sche Wirk­stof­fe, die auf den Ver­packun­gen nicht aus­ge­wie­sen wer­den. Legal Highs wer­den zu Rausch­zwecken kon­su­miert. Die­se Kräu­ter wer­den, über­wie­gend in Asi­en, mit syn­the­ti­schen Can­na­bi­no­ide (che­mi­sche Sub­stan­zen) besprüht oder getränkt, was die Kon­su­men­ten oft nicht wis­sen. Die Ver­tei­lung erfolgt offen­sicht­lich über­wie­gend über die Nie­der­lan­de. Da die Kräu­ter­blät­ter die­se Can­na­bi­no­ide oft sehr unter­schied­lich auf­neh­men, kommt es zu die­sen extrem gefähr­li­chen Aus­fall­erschei­nun­gen, da der Kon­su­ment sich nicht sicher sein kann, ob nicht gera­de sei­ne Kräu­ter­mi­schung lebens­ge­fähr­lich über­di­men­sio­niert mit die­sen che­mi­schen Sub­stan­zen getränkt wurde.

Die Zahl neu ent­deck­ter Sub­stan­zen auf dem euro­päi­schen Dro­gen­markt wächst seit Jah­ren. Dem Früh­warn­sy­stem der EU wur­den im Jahr 2012 73 und 2013 ins­ge­samt 81 neue psy­cho­ak­ti­ve Sub­stan­zen gemel­det. Eini­ge der als Legal Highs ver­mark­te­ten Stof­fe wie BZP, Mephe­dron oder Methy­len­di­oxy­py­r­ova­l­e­ron sowie die syn­the­ti­schen, auf Can­na­bi­no­id-Rezep­to­ren wir­ken­den Alkylin­dol-Deri­va­te JWH-018, JWH-019 und JWH-073 wur­den mitt­ler­wei­le in Deutsch­land dem Betäu­bungs­mit­tel­ge­setz (BtMG) unter­stellt. Es wer­den jedoch immer wie­der neue Stof­fe zusam­men­ge­mischt, um das Betäu­bungs­mit­tel­ge­setz zu umge­hen. Die gesund­heit­li­chen Fol­gen sowie deren Wir­kung sind des­halb für Kon­su­men­ten nicht absehbar.

Die anschlie­ßen­de Dis­kus­si­on mach­te deut­lich, dass dies nicht allein ein Pro­blem der Stadt Forch­heim dar­stellt, son­dern weit über die Stadt­gren­zen hin­aus­reicht. Die anwe­sen­den Teil­neh­mer waren sich einig, dass die­ser Ent­wick­lung mit allen behörd­lich und gesell­schaft­lich zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln Ein­halt zu gebie­ten ist. Die bereits durch­ge­führ­ten poli­zei­li­chen, ver­brau­cher-schutz­recht­li­chen, straf­recht­li­chen und gewer­be­recht­li­chen Maß­nah­men wer­den wei­ter for­ciert. Zudem ist es wich­tig, die Gesell­schaft, ins­be­son­de­re Eltern­haus, Schu­len und Jugend­ein­rich­tun­gen und die poten­ti­el­len Kon­su­men­ten über die Gefähr­lich­keit die­ser Dro­ge durch prä­ven­ti­ve Maß­nah­men, ins­be­son­de­re durch Infor­ma­ti­on und Bera­tung für die­se The­ma­tik zu sen­si­bi­li­sie­ren. Auch der Bun­des­ge­setz­ge­ber ist hier gefor­dert, den zustän­di­gen Fach­be­hör­den und der Poli­zei durch ein­deu­tig gere­gel­te gesetz­li­che Vor­schrif­ten die ent­spre­chen­den Werk­zeu­ge in die Hand zu geben.

Alle teil­neh­men­den Behör­den, Poli­zei und Poli­tik waren sich einig, gemein­sam an einem Strang zu zie­hen. Die in der Run­de bereits vor­ge­brach­ten Maß­nah­men müs­sen nun aus­ge­ar­bei­tet und koor­di­niert wer­den. Der näch­ste Run­de Tisch zu die­sem The­ma soll dann am 13.06.2016 statt­fin­den. Bis dahin arbei­tet jeder in sei­nem Bereich detail­lier­te Lösun­gen aus.