MdB Andre­as Schwarz: „Die Bun­des­wehr ist eine Par­la­ments­ar­mee im Einsatz“

Die Bun­des­wehr kämpft mit immer schwie­ri­ge­ren Auf­ga­ben. Rund 3.400 Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten sind im Rah­men von 17 Mis­sio­nen im Aus­land sta­tio­niert. Zusam­men mit dem Abge­ord­ne­ten Andre­as Schwarz (SPD), gab Dr. Karl-Heinz Brun­ner (SPD), Mit­glied im Ver­tei­di­gungs­aus­schuss des Deut­schen Bun­des­tags, einen Ein­blick in die der­zei­ti­gen Mis­sio­nen der Bun­des­wehr. Brun­ner folg­te einer Ein­la­dung des SPD-Orts­ver­eins Bam­berg Alt­stadt-Süd. Des­sen Vor­sit­zen­der, Die­ter Stö­ßel, begrüß­te die bei­den Abge­ord­ne­ten dann auch her­aus­for­dernd als „Mit­ver­ant­wort­li­che“ für die Aus­lands­ein­sät­ze der Bundeswehr.

„Wenn wir Abge­ord­ne­te die Hand für einen Ein­satz der Bun­des­wehr heben, dann geht das nicht spur­los an uns vor­bei“, bekann­te Schwarz. Täg­lich, so berich­tet auch Brun­ner, prü­fe man die eige­ne Ent­schei­dung nach. „Das macht einem unru­hi­ge Näch­te“, so Brun­ner. Die immer wie­der­keh­ren­de Fra­ge sei: „Wie lan­ge dür­fen wir zuse­hen, bis wir ein­grei­fen müssen?“

Ein­zig­ar­tig sei das deut­sche Modell einer soge­nann­ten „Par­la­ments­ar­mee“, erläu­ter­te Brun­ner. Ohne Man­dat des Deut­schen Bun­des­tags darf die Bun­des­wehr in kei­nen Aus­land­ein­satz gehen. „Das beschließt nicht die Mini­ste­rin oder die Regie­rung, son­dern das gesam­te Par­la­ment“, mach­te Brun­ner klar.

Anhand der Ope­ra­ti­on „Inher­ent Resol­ve“, bei der die Bun­des­wehr der­zeit die fran­zö­si­sche Armee in Syri­en unter­stützt, spann­te Brun­ner auch einen Bogen zur aktu­el­len Flücht­lings­po­li­tik der Bun­des­re­pu­blik. Mehr als 6 Mil­lio­nen Bin­nen­flücht­lin­ge habe der Kon­flikt zwi­schen dem Assad Régime, den Rebel­len und dem Isla­mi­schen Staat (IS) aus ihrer Hei­mat ver­trie­ben. Über 4 Mil­lio­nen Men­schen haben Syri­en ver­las­sen. „Rund 2,4 Mil­lio­nen Kin­der erhal­ten der­zeit kei­ne Schul­bil­dung. Hier ent­steht eine Gene­ra­ti­on, die ihr Land allein nicht wie­der auf­bau­en kann“, so Brunner.

In der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on mit den anwe­sen­den Zuhö­rern beka­men die bei­den SPD-Abge­ord­ne­ten durch­aus auch Kri­tik am Mili­tär­ein­satz in Syri­en zu hören, etwa das schnel­le Durch­pau­ken des Man­dats im Bun­des­tags oder feh­len­de Kon­se­quenz beim Trocken­le­gen von Finanz­strö­men für den IS.

„Euro­pa ist eine Frie­dens­idee“, ent­geg­ne­te Schwarz einem Kri­ti­ker. Ein Nein des Par­la­ments zur fran­zö­si­schen Bit­te um logi­sti­sche Unter­stüt­zung hät­te die­se euro­päi­sche Idee, die durch die feh­len­de Soli­da­ri­tät in der Flücht­lings­fra­ge ohne­hin beschä­digt sei, noch wei­ter gefährdet.

Einig­keit herrsch­te zwi­schen den SPD-Abge­ord­ne­ten und den Zuhö­rern dar­über, dass es Deutsch­land an einer natio­na­len Sicher­heits­stra­te­gie feh­le. „Wir müs­sen uns fra­gen, wel­che Rol­le und Ver­ant­wor­tung Deutsch­land zu über­neh­men bereit ist“, beton­te Brun­ner. Die­se Richt­li­ni­en­vor­ga­be müs­se jedoch aus dem Kanz­ler­amt kom­men; Nach die­ser Richt­li­nie kön­ne man dann Per­so­nal, Aus­stat­tung, Etat und Auf­ga­ben der Bun­des­wehr aus­rich­ten. „Die Bun­des­wehr befin­det sich der­zeit in einem Dilem­ma, das ohne eine natio­na­le Sicher­heits­stra­te­gie nicht auf­zu­lö­sen ist“, befand der Verteidigungsexperte.

„Bei ihrer Grün­dung 1955 war die Bun­des­wehr zur Lan­des­ver­tei­di­gung kon­zi­piert. Heu­te ist sie eine Armee im Ein­satz“, resü­mier­te Schwarz. Die Aus­lands­ein­sät­ze der Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten stel­le die Abge­ord­ne­ten stets vor schwe­re Ent­schei­dun­gen. „Sie betref­fen das Leben und die Gesund­heit von Men­schen und deren Fami­li­en. Dar­über müs­sen wir uns bewusst sein.“