Uni­ver­si­tät Bay­reuth: „Ver­brau­cher­schutz im digi­ta­len Zeitalter“

Symbolbild Bildung

Ein neu­es For­schungs­vor­ha­ben an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth will zu einem zeit­ge­mä­ßen und rea­li­täts­na­hen Ver­brau­cher­recht in Deutsch­land beitragen.

Wer sich im beruf­li­chen oder pri­va­ten All­tag auf digi­ta­le Pro­duk­te und Dienst­lei­stun­gen ver­lässt, erlebt dabei mög­li­cher­wei­se lästi­ge Pan­nen: Die App ver­wei­gert nach einem Update ihren Dienst, oder die Bild­qua­li­tät eines Video­streams für den geplan­ten Film­abend lässt zu wün­schen übrig. Wird der aktu­el­le Ver­brau­cher­schutz in Deutsch­land sol­chen Her­aus­for­de­run­gen noch gerecht? Legen die Kun­den auf neue gesetz­li­che Rege­lun­gen Wert, oder sind sie bei auf­tre­ten­den Pro­ble­men mit dem Ser­vice der Anbie­ter zufrieden?

Damit sol­che Fra­gen beant­wor­tet wer­den kön­nen, will ein neu­es For­schungs­vor­ha­ben dazu bei­tra­gen, die dafür erfor­der­li­che Infor­ma­ti­ons­ba­sis zu schaf­fen. Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, die der Pro­jekt­grup­pe Wirt­schafts­in­for­ma­tik des Fraun­ho­fer-Insti­tuts für Ange­wand­te Infor­ma­ti­ons­tech­nik (FIT) ange­hö­ren, wer­den in den näch­sten Mona­ten eine Stu­die zum The­ma „Stö­run­gen beim Online-Erwerb von digi­ta­len Inhal­ten“ erar­bei­ten. Die dabei gewon­ne­nen Erkennt­nis­se sol­len hel­fen, das Ver­brau­cher­recht an die Beson­der­hei­ten digi­ta­ler Pro­duk­te und Dienst­lei­stun­gen anzu­pas­sen. Die Initia­ti­ve zu die­sem Vor­ha­ben ging vom Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Umwelt- und Ver­brau­cher­schutz aus. „Wir brau­chen den best­mög­li­chen Schutz der Ver­brau­cher auch bei den Neu­en Medi­en. Wir wol­len einen Bei­trag dazu lei­sten, dass die digi­ta­le Welt den rich­ti­gen gesetz­li­chen Rah­men erhält“, erklär­te die Baye­ri­sche Ver­brau­cher­schutz­mi­ni­ste­rin Ulri­ke Scharf, als sie den Start­schuss für das For­schungs­pro­jekt gab.

Ver­knüp­fung von kun­den­ori­en­tier­ten, tech­ni­schen und recht­li­chen Aspekten

Der Lehr­stuhl für Inno­va­tions- und Dia­log­mar­ke­ting unter der Lei­tung von Prof. Dr. Dani­el Bai­er berei­tet dazu eine reprä­sen­ta­ti­ve Ver­brau­cher­be­fra­gung vor und holt kri­ti­sche wie auch loben­de Stim­men der Anbie­ter, Ver­brau­cher­ver­ei­ni­gun­gen und Nut­zer ein. Das Ziel ist ein fun­dier­ter Über­blick über die All­tags­er­fah­run­gen, wel­che die Nut­zer in Deutsch­land mit der Qua­li­tät digi­ta­ler Inhal­te – wie bei­spiels­wei­se Apps und Strea­ming-Dien­ste – machen. So wol­len die Wis­sen­schaft­ler unter ande­rem her­aus­fin­den, wie unvor­her­ge­se­he­ne Pro­ble­me, die von den Kun­den als Qua­li­täts­män­gel erlebt wer­den, in der Pra­xis beho­ben wer­den. Der­ar­ti­ge Beein­träch­ti­gun­gen wer­den dazu im Labor nachgestellt.

Anknüp­fend an die Erkennt­nis­se, die aus den Befra­gun­gen und der tech­ni­schen Unter­su­chung her­vor­ge­hen, sol­len kon­kre­te Hand­lungs­emp­feh­lun­gen für den Gesetz­ge­ber und die Anbie­ter for­mu­liert wer­den. Dazu koope­riert die FIT-Pro­jekt­grup­pe Wirt­schafts­in­for­ma­tik mit der von Prof. Dr. Mar­tin Schmidt-Kes­sel gelei­te­ten For­schungs­stel­le für Ver­brau­cher­recht der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Die ange­streb­ten Hand­lungs­emp­feh­lun­gen wer­den sich auch mit dem Richt­li­ni­en­vor­schlag für den Ver­brau­cher­schutz bei digi­ta­len Inhal­ten kri­tisch aus­ein­an­der­set­zen, den die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on im Dezem­ber 2015 vor­ge­legt hat. Dar­in ent­hal­te­ne Lücken sol­len iden­ti­fi­ziert und geschlos­sen werden.