Kunst­mu­se­um Bay­reuth: Zum Tod von Prof. Rolf-Gun­ter Dienst

Rolf-Gunter Dienst, o. T.  1996, Aquarell, Blattmaß: 32 x 24 cm

Rolf-Gun­ter Dienst, o. T. 1996, Aqua­rell, Blatt­maß: 32 x 24 cm

Bereits 2002 hat­te das Kunst­mu­se­um Bay­reuth zusam­men mit der Kunst­hal­le zu Kiel die Aus­stel­lung „Pola­ri­tä­ten“ mit Wer­ken von Peter Nagel und Rolf-Gun­ter Dienst gezeigt, die bei­de in Schles­wig-Hol­stein im sel­ben Jahr gebo­ren wur­den, aber gegen­sätz­li­cher wohl kaum arbei­ten könn­ten. Erreg­te Dis­kus­sio­nen ent­zün­de­ten sich an die­ser Aus­stel­lung, vor allem an den Bil­dern von Rolf-Gun­ter Dienst. Fra­gen wie „Sind das Bil­der?“ und „Ist das Kunst“ wur­den häu­fig gestellt. Unver­ges­sen ist das öffent­li­che Streit­ge­spräch zwi­schen den bei­den Künst­lern zur Eröff­nung der Aus­stel­lung. 2012 hat­ten sich das Kunst­mu­se­um Gel­sen­kir­chen und das Kunst­mu­se­um Bay­reuth zusam­men­ge­tan, um eine Ein­zel­aus­stel­lung mit Wer­ken von Rolf-Gun­ter Dienst zu zeigen.

Rolf-Gun­ter Dienst, 1942 in Kiel gebo­ren, war als Chef­re­dak­teur der Zeit­schrift „das Kunst­werk“ einer der wich­tig­sten deut­schen Kunst­kri­ti­ker, nach Gast­do­zen­tu­ren in New York, Frank­furt, Syd­ney und Stutt­gart lehr­te er von 1992 bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung 2008 als Pro­fes­sor an der Aka­de­mie der bil­den­den Kün­ste Nürnberg.

Dane­ben ent­stand ein gro­ßes male­ri­sches Werk mit iri­sie­ren­den Farb­flä­chen aus über­ein­an­der gela­ger­ten gra­phi­schen Kür­zeln und ein ganz eigen­stän­di­ges zeich­ne­ri­sches Werk. Bei­de ver­bin­det eine aus­ge­präg­te Hand­schrift­lich­keit, doch unter­schei­den sich bei­de Werk­kom­ple­xe von­ein­an­der und sind nicht auf­ein­an­der bezo­gen. In die­ser Aus­stel­lung sind die Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­de unmit­tel­bar erfahr­bar. Zur Aus­stel­lung erscheint ein Katalog.

Eugen Gom­rin­ger schreibt über „die schein­ba­re Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit der klei­nen, in sich abge­schlos­se­nen Tei­le“, die sich „zu einer Ori­en­tie­rung nach innen, nach dort, wo Ori­en­tie­rung her­kommt,“ hin­wen­det. Und Gott­fried Böhm stellt fest, dass Dienst „die Rea­li­tät mit Spie­ge­lun­gen des gemal­ten und geschrie­be­nen Lich­tes“ auf­fängt und „die Idee des kon­kre­ten Bil­des mit dem Pro­zess der bild­li­chen Erin­ne­rung ver­knüpft“ hat.

In sei­ner Rede zur Eröff­nung der Aus­stel­lung „Als Vier­te Dimen­si­on: die Stil­le“ mit Bil­dern von Rolf-Gun­ter Dienst in Saar­brücken frag­te Max Imdahl 1986: „Was sind das für Gemäl­de, sind es Bil­der? Abbil­der von etwas, was es mehr oder weni­ger ähn­lich auch sonst zu sehen gäbe, sind es nicht. Sie sind aber auch nicht Zei­chen für etwas End­gül­ti­ges oder Unab­än­der­li­ches, wie zum Bei­spiel ein Drei­eck das Zei­chen für Sta­bi­li­tät oder der rech­te Win­kel ein Zei­chen für linea­ren Kon­trast ist.“ Sei­ne Ant­wort dar­auf: „Die Gemäl­de sind Seh­bil­der. Ihr Inhalt ist das, was sich allein dem Sehen – einem gedul­di­gen Sehen – offen­bart. Ihr Inhalt ist die Geduld oder, genau­er, die Ver­in­ner­li­chung des Sehens selbst. Nur auf die­se Ver­in­ner­li­chung des Sehens ant­wor­ten die Bil­der, nur ihr sind sie gegen­wär­tig – in unauf­hör­li­chen sozu­sa­gen laut­lo­sen Über­gän­gen sich wan­delnd von einer in eine ande­re und wie­der ande­re Erschei­nung. Stil­le ist die Hin­ga­be an die Anschau­ung und an das, was sich offen­bart. Dazu gehört, dass man die Anschau­ung nicht end­gül­tig abschlie­ßen kann. Was sich offen­bart, ist ohne eigent­li­ches Ziel und Ende.“