Deut­sche UNESCO-Kom­mis­si­on zeich­net Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken aus

Übergabe der Anerkennungsurkunde immaterielles Kulturerbe Deutschland im Spiegelsaal des Palais Prinz Carl in Heidelberg: im Bild v.l. Kuratoriumsvorsitzender Dr. Bernd Sauer, Dr. Claudia Rose, Leiterin der Kunstabteilung im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (als Vertreterin der Deutschen Kultusministerkonferenz ), der 1. Vorsitzende Landrat Klaus- Peter Söllner und Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg. Bild: Genussregion.

Über­ga­be der Aner­ken­nungs­ur­kun­de imma­te­ri­el­les Kul­tur­er­be Deutsch­land im Spie­gel­saal des Palais Prinz Carl in Hei­del­berg: im Bild v.l. Kura­to­ri­ums­vors. Dr. Bernd Sau­er, Dr. Clau­dia Rose, Lei­te­rin der Kunst­ab­tei­lung im Mini­ste­ri­um für Wis­sen­schaft, For­schung und Kunst Baden-Würt­tem­berg (als Ver­tre­te­rin der Deut­schen Kul­tus­mi­ni­ster­kon­fe­renz ), der 1. Vor­sit­zen­de Land­rat Klaus- Peter Söll­ner und Dr. Eck­art Würz­ner, OB der Stadt Hei­del­berg. Bild: Genussregion.

Auf­nah­me in das bun­des­wei­te Ver­zeich­nis guter Pra­xis­bei­spie­le zum Erhalt des imma­te­ri­el­len Welterbes!

Jetzt ist es offi­zi­ell: Der Ver­ein Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken hat vor weni­gen Tagen von der Deut­schen Kul­tus­mi­ni­ster­kon­fe­renz und der Deut­schen UNESCO-Kom­mis­si­on die Aner­ken­nungs­ur­kun­de für die Auf­nah­me in das bun­des­wei­te Ver­zeich­nis Guter Pra­xis­bei­spie­le zum Erhalt des imma­te­ri­el­len Welt­erbes erhal­ten. In die­ses Ver­zeich­nis wer­den Pro­jek­te und Akti­vi­tä­ten auf­ge­nom­men, die modell­haft die Grund­sät­ze und Zie­le des UNESCO-Über­ein­kom­mens zur Erhal­tung des imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes wider­spie­geln. Die Arbeit des Ver­eins Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken war im Jahr 2014 bereits vom Baye­ri­schen Mini­ster­rat für die Auf­nah­me in das bun­des­wei­te Ver­zeich­nis vor­ge­schla­gen wor­den. Dem Exper­ten­ko­mi­tee der Deut­schen UNESCO-Kom­mis­si­on gehö­ren neben pro­fi­lier­ten Wis­sen­schaft­lern auch Ver­tre­ter des Aus­wär­ti­gen Amtes, des Bun­des­mi­ni­ste­ri­ums für Kul­tur und Medi­en, der Län­der, der kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de, des Zen­tral­ver­bands des Deut­schen Hand­werks und des Bunds Hei­mat und Umwelt e.V. an.

Aus der Lau­da­tio der UNESCO- Kommission:

„In Ober­fran­ken gibt es eine gro­ße Fül­le kuli­na­ri­scher Beson­der­hei­ten, mit denen häu­fig sorg­sam gepfleg­te Bräu­che und ihre krea­ti­ve Wei­ter­ent­wick­lung ver­bun­den sind. Die kuli­na­ri­sche Iden­ti­tät ist nicht nur ein Stück Geschich­te, son­dern all­seits gepfleg­te kul­tu­rel­le Gegen­wart und Teil der Iden­ti­tät der Men­schen. Das Wis­sen um Erzeu­gung, Her­stel­lung, Rezep­tu­ren, Bräu­che und Brauch­zu­sam­men­hän­ge die­ser Spe­zia­li­tä­ten wird im tra­di­ti­ons­be­wuss­ten Hand­werk und Gast­ge­wer­be, in der Land­wirt­schaft aber auch in den ein­ge­ses­se­nen Fami­li­en seit Jahr­hun­der­ten von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on wei­ter­ge­ge­ben. Die­ses kuli­na­ri­sche Erbe erst­ma­lig über­grei­fend zu doku­men­tie­ren, haben sich der Ver­ein „Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken“ und die Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken zur Auf­ga­be gemacht. Im Rah­men einer aus EU-Mit­teln geför­der­ten Kam­pa­gne wer­den die hand­werk­lich und nach über­lie­fer­ten Rezep­tu­ren erzeug­ten Lebens­mit­tel, ein­schließ­lich ihrer regio­na­len Roh­stof­fe und beson­de­ren Tier- und Pflan­zen­ar­ten erforscht und in Wort und Bild sowie in Rezep­tur und Brauch­zu­sam­men­hang in einer Daten­bank vor­ge­stellt, vgl. www​.genuss​re​gon​.ober​fran​ken​.de. Zusätz­lich wer­den eine Viel­zahl an Hin­wei­sen erfasst, wann und wo die­se Spe­zia­li­tä­ten erzeugt und ver­kauft wer­den, wo sie erleb­bar sind (Feste, Ver­ko­stun­gen, Sen­so­rik­se­mi­na­re, Füh­run­gen etc.) oder wo ihre Her­stel­lung erlernt wer­den kann.

Damit wirkt der Ver­ein „Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken“ maß­geb­lich dar­auf hin, die regio­na­le Spe­zia­li­tä­ten­viel­falt in Ober­fran­ken zu bewah­ren, zu tra­die­ren und leben­dig zu erhal­ten. Mit sei­nen viel­fäl­ti­gen Maß­nah­men trägt er zu einer neu­en Wahr­neh­mung und Wert­schät­zung des kuli­na­ri­schen Erbes und zur akti­ven Wis­sens­wei­ter­ga­be um Erzeu­gung und Her­stel­lung, um Brauch- und Tra­di­ti­ons­zu­sam­men­hän­ge bei. Durch die Inter­net­platt­form ist es gelun­gen, ein sehr akti­ves Netz­werk aus ver­schie­de­ne Akteu­ren rund um das tra­di­tio­nell in der Regi­on vor­han­de­ne Wis­sen um die Viel­falt und Qua­li­tät regio­na­ler Spe­zia­li­tä­ten zu knüp­fen und die Bevöl­ke­rung für die Wahr­neh­mung der Regi­on als eigen­stän­di­ges kuli­na­risch anspruchs­vol­les Gebiet zu sensibilisieren.

Die Tat­sa­che, dass sich in der Regi­on gemes­sen an der Zahl ihrer Ein­woh­ner die mei­sten Bäcke­rei­en, Metz­ge­rei­en und Braue­rei­en welt­weit fin­den las­sen, belegt die wirt­schaft­li­che Trag­fä­hig­keit. Die Bevöl­ke­rung nimmt die Beson­der­heit der Regi­on als iden­ti­täts­stif­ten­des Merk­mal wahr. Mit der akti­ven Hil­fe der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger konn­te eine über­grei­fen­de Doku­men­ta­ti­on regio­na­ler Spe­zia­li­tä­ten in Ober­fran­ken erstellt wer­den, die in einer Daten­bank zugäng­lich ist. Dies ist ein bemer­kens­wer­tes und gelun­ge­nes Bei­spiel für den Umgang mit imma­te­ri­el­lem Kul­tur­er­be. Im Sin­ne der UNESCO-Kon­ven­ti­on han­delt es sich dabei um eine regio­na­le, the­ma­tisch fokus­sier­te Inven­ta­ri­sie­rung zum Zwecke der Bewusst­seins­bil­dung und viel­fäl­ti­ger Erhal­tungs­maß­nah­men. Die inten­si­ve Nut­zung der Daten­bank (ca. 500.000 Auf­ru­fe pro Monat) zeigt das rege Inter­es­se der Bevöl­ke­rung an die­sem Kul­tur­er­be. Die Erleb­nis­ver­an­stal­tun­gen des Ver­eins „Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken“ tra­gen wei­ter dazu bei.

Das Bei­spiel zeigt ein­drucks­voll, wie in indu­stria­li­sier­ten Gesell­schaf­ten eine den sozi­öko­no­mi­schen Kon­text för­dern­de Rück­be­sin­nung auf regio­na­le Lebens­mit­tel auch im Sin­ne einer nach­hal­ti­gen (öko­lo­gi­schen, öko­no­mi­schen, sozia­len und kul­tu­rel­len) Ent­wick­lung geför­dert wer­den kann. Das auch wis­sen­schaft­lich beglei­te­te Pro­jekt kann ggf. ande­re Regio­nen anre­gen, sich inten­siv mit der Kul­tur, Viel­falt und Qua­li­tät regio­na­ler Spe­zia­li­tä­ten auseinanderzusetzen“.

Aus­ge­zeich­net am 11. März neben der Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken wur­den auch

  • Die Deut­sche Volkstanzbewegung
  • Die Kul­tur des Kneip­pens in Deutschland
  • Das Stern­sin­gen in Deutschland
  • Die Manu­fak­tu­rel­le Schmuck­ge­stal­tung in Deutschland
  • Die Glas­fer­ti­gung in Deutschland
  • Das Schüt­zen­we­sen in Deutschland
  • Das Cho­ral­sin­gen in Deutschland

Unter­schie­den wer­den drei Arten von Ver­zeich­nis­sen des imma­te­ri­el­len Kulturerbes:

Ver­zeich­nis­se des Kul­tur­er­bes gibt es auf Lan­des­ebe­ne, auf Bun­des­ebe­ne und auf der Ebe­ne der UNESCO. Die Arbeit der Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken wur­de nach der Lan­des­ebe­ne nun auch auf Bun­des­ebe­ne in das Regi­ster guter Pra­xis­bei­spie­le aufgenommen.

Die „Reprä­sen­ta­ti­ve Liste des imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes der Mensch­heit“ soll die Viel­falt der imma­te­ri­el­len Kul­tur­for­men anhand aus­ge­wähl­ter Bei­spie­le aus allen Welt­re­gio­nen sicht­bar machen. Die Reprä­sen­ta­ti­ve Liste soll eine bes­se­re Sicht­bar­keit des imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes gewähr­lei­sten, das Bewusst­sein für sei­ne Bedeu­tung stär­ken und den Dia­log bei gleich­zei­ti­ger Ach­tung der kul­tu­rel­len Viel­falt fördern.

Mit der „Liste des drin­gend erhal­tungs­be­dürf­ti­gen imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes“ macht die UNESCO auf vom Aus­ster­ben bedroh­te Kul­tur­for­men auf­merk­sam. Um geeig­ne­te Schutz­maß­nah­men ergrei­fen zu kön­nen, sieht das Über­ein­kom­men eine Liste des drin­gend erhal­tungs­be­dürf­ti­gen imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes vor.

In das „Regi­ster guter Pra­xis­bei­spie­le“ (hier wur­de die Genuss­re­gi­on Ober­fran­ken auf­ge­nom­men) wer­den Pro­jek­te und Akti­vi­tä­ten auf­ge­nom­men, die modell­haft die Grund­sät­ze und Zie­le des Über­ein­kom­mens wider­spie­geln. Der Zwi­schen­staat­li­che Aus­schuss für die Erhal­tung des imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes, auf Bun­des­ebe­ne die deut­sche UNESCO- Kom­mis­si­on, wählt für das Regi­ster guter Pra­xis­bei­spie­le loka­le, regio­na­le oder natio­na­le Pro­jek­te aus, die modell­haft die Grund­sät­ze und Zie­le des Über­ein­kom­mens widerspiegeln.