Arti­kel­se­rie: Ener­gie­wen­de ja – aber wie? 47. Ener­gie­wen­de von Unten – all­ge­mei­ne Betrachtung

Goliath Poldermolen. Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl

Goli­ath Pol­der­mo­len. Foto: Uberp­rut­ser, CC-BY-SA‑3.0‑nl

Johann Wolf­gang von Goe­the, der sich auf eini­gen Gebie­ten auch natur­wis­sen­schaft­lich betä­tigt hat, wird fol­gen­des Zitat zugeschrieben:

Die Natur ver­steht kei­nen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer stren­ge, sie hat immer recht, und die Feh­ler und Irr­tü­mer sind immer des Menschen.

Bes­ser und kür­zer kann die Pro­ble­ma­tik unse­rer Ener­gie­wirt­schaft kaum zusam­men­ge­fasst wer­den als in die­sem über 200 Jah­re alten Satz von Goe­the; zu einer Zeit, als von elek­tri­scher Ener­gie noch gar nicht die Rede war, als noch nicht erkenn­bar war, wel­che dyna­mi­sche Ent­wick­lung sich mit der Indu­stria­li­sie­rung anbahn­te. Die Erkennt­nis dahin­ter ist ver­mut­lich noch eini­ge tau­send Jah­re älter, als die Mensch­heit anfing sich ihre eige­ne Umwelt zu gestal­ten und statt mit der Natur von der Natur zu leben. Und war­um wird immer wie­der, selbst in unse­rem auf­ge­klär­ten Zeit­al­ter, gegen die­se Erkennt­nis ver­sto­ßen? Weil im Inter­es­sen­kon­flikt zwi­schen Öko­lo­gie und Öko­no­mie immer die Öko­no­mie gewinnt.

Ener­gie ist, ähn­lich wie Was­ser, eine unab­ding­ba­re Lebens­grund­la­ge für unse­re Exi­stenz. Elek­tri­sche Ener­gie für ihre viel­fäl­ti­gen Anwen­dungs­mög­lich­kei­ten, Wär­me­en­er­gie für unse­ren Lebens­kom­fort oder als Pro­zess­wär­me in der Indu­strie, mecha­ni­sche Ener­gie für Trans­port und Ver­kehr, alles sind unab­ding­ba­re Vor­aus­set­zun­gen für unse­re Wirt­schafts­sy­ste­me und unse­ren Lebens­stan­dard. Abge­se­hen von der tie­fen Erd­wär­me (Geo­ther­mie) ist der ein­zi­ge Ener­gie­lie­fe­rant für die Erde die Son­ne, die ihre Ener­gie als Strah­lungs­en­er­gie täg­lich bereit­stellt. Ener­gie­for­men wie Wind, Was­ser oder Bio­en­er­gie, auch unse­re Lebens­mit­tel, sind letzt­lich nur aus der Strah­lungs­en­er­gie umge­wan­del­te Ener­gie­for­men, die auch eine gewis­se Spei­cher­funk­ti­on beinhal­ten. Alle Ener­gie­for­men, die ihre Ener­gie unab­hän­gig von zykli­schen Ein­flüs­sen, wie z.B. Tag-Nacht-Rhyth­mus (Licht) oder Jah­res­zei­ten-Rhyth­mus (Bioenergie/​Lebensmittel), zur Ver­fü­gung stel­len sol­len, benö­ti­gen Speicher.

Unse­re bis­he­ri­ge Ener­gie­wirt­schaft auf Basis der sog. fos­si­len Pri­mär-Ener­gie­trä­gern ist sogar zu 100% von Ener­gie­spei­chern abhän­gig, wel­che die Natur vor Mil­lio­nen von Jah­ren ange­legt hat (s.a. Arti­kel 12 bis 15, Fos­si­le Ener­gie­trä­ger). Spei­cher sind aber, wenn man ihre Inhal­te nutzt, irgend­wann leer. Außer, man füllt sie wie­der auf. Bei den fos­si­len Ener­gie­spei­chern, die sich über ca. 300 Mil­lio­nen Jah­ren ent­wickelt haben, ist dies nicht mög­lich. Von die­sen fos­si­len Spei­chern haben wir in einem Jahr­hun­dert inten­si­ver Indu­stria­li­sie­rung bereits etwa 1/3 der bekann­ten und noch ver­mu­te­ten Res­sour­cen ver­braucht. Die För­de­rung die­ser fos­si­len Ener­gie­trä­ger wird immer auf­wän­di­ger und zer­stö­re­ri­scher für Natur, Umwelt und Kli­ma, erfor­dert immer kom­pli­zier­te­re Tech­ni­ken mit noch unab­seh­ba­ren Fol­gen, wie z.B. das Frack­ing. Detail­in­for­ma­tio­nen sie­he Wiki­pe­dia und Umwelt­in­sti­tut Mün­chen.

Ziel einer Ener­gie­wen­de muss es des­halb sein, anstel­le der Aus­beu­tung der fos­si­len Ener­gie­spei­cher das Ange­bot der natür­li­chen, über­all vor­han­de­nen Ener­gie­for­men zu nut­zen. Je mehr von die­sen natür­li­chen Ener­gie­for­men anwen­der­nah in elek­tri­sche Ener­gie umge­setzt wird, umso weni­ger elek­tri­sche Ener­gie muss über gro­ße Fern­lei­tun­gen trans­por­tiert wer­den. Umso klei­ner kön­nen die­se dimen­sio­niert wer­den. Dies ist ein wesent­li­ches Ziel vor allem der Ener­gie­wen­de „von Unten“. Dass dies auf kom­mu­na­ler Ebe­ne funk­tio­niert, zei­gen die vie­len Bei­spie­le der (Bio)Energiedörfer (s.a. Kapi­tel 33 bis 37, Was ist ein (Bio)Energiedorf, und Bio­en­er­gie­dör­fer)

Dazu gehört auch der spar­sa­me Umgang mit Ener­gie. Je weni­ger gebraucht wird, umso weni­ger muss bereit­ge­stellt wer­den und umso gerin­ger sind die Ein­grif­fe in Natur und Umwelt.

Die näch­ste Fol­ge gibt einen Über­blick über die erfor­der­li­chen Komponenten.

Die­ter Lenzkes
Bürger-für-Bürger-Energie
www​.bfb​-ener​gie​.de

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