3. Ober­frän­ki­scher Per­so­nal- und Pra­xis­tag 2016

Ober­frän­ki­sche Wirt­schaft bekräf­tigt Wil­len und Bereit­schaft zur ver­stärk­ten Beschäf­ti­gung von und mit Flüchtlingen

Auf Ein­la­dung des BF/​M‑Bayreuth, des Per­so­nal­netz­wer­kes PER­SO­NET und der gast­ge­ben­den IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth infor­mier­ten sich am Diens­tag, den 23. Febru­ar 2016 beim 3. Ober­frän­ki­schen Per­so­nal- und Pra­xis­tag 60 Per­so­nal­ver­ant­wort­li­che aus der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft zu aktu­el­len per­so­nal­re­le­van­ten Her­aus­for­de­run­gen in der Regi­on. Die Ver­an­stal­tung wur­de von den Arbeit­ge­ber­ver­bän­den bay­me vbm und der Ver­ei­ni­gung der Baye­ri­schen Wirt­schaft (vbw) unterstützt.

Inner­halb des ersten inhalt­li­chen Schwer­punkts der Ver­an­stal­tung erläu­ter­te Rechts­an­walt und Betriebs­wirt Jörg Haupt von der BVUK. Grup­pe in Würz­burg zurück­lie­gen­de und zu erwar­ten­de gesetz­li­che und steu­er­recht­li­che Neu­aus­rich­tun­gen im Bereich der Bilan­zie­rung von Pen­si­ons­zu­sa­gen und Betriebs­ren­ten. Die aktu­el­le und wei­ter anhal­ten­de Nied­rig­zins­pha­se birgt höch­ste und zum Teil exi­sten­zi­el­le Risi­ken für Unter­neh­men aller Grö­ßen­ord­nun­gen. Eine „Zins­schmel­ze“ von 0,7 kann zu einer Ver­än­de­rung von 10% der vor­ge­schrie­be­nen und not­wen­di­gen Rück­stel­lun­gen mit einem Gegen­wert von oft­mals meh­re­ren min­de­stens hun­dert­tau­sen­den Euro füh­ren. Auf Druck und in Abspra­che mit den Wirt­schafts­ver­bän­den dis­ku­tiert die Poli­tik aktu­ell Mög­lich­kei­ten der Glät­tung von Zins­schwan­kun­gen über eine Ver­län­ge­rung der betrach­te­ten Durch­schnitts­zeit­räu­me von 7 Jah­ren auf bis zu 15 Jah­re. Herr Haupt zeig­te vor die­sem Hin­ter­grund Optio­nen der arbeits­recht­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ent­haf­tung des Arbeit­ge­bers und die brei­ten Mög­lich­kei­ten einer betrieb­li­chen Alters­vor­sor­ge als alter­na­ti­ve Absi­che­rung für die Arbeitnehmer.

Für den The­men­block „Flücht­lin­ge als Arbeits­markt­re­ser­ve“ ver­ab­re­de­ten die Ver­an­stal­ter BF/​M‑Bayreuth, Per­so­net e. V: und Arbeit­ge­ber­ver­bän­de Metall und Elek­tro in Ober­fran­ken im Vor­feld eine mehr­per­spek­ti­vi­sche Betrach­tung. Dass eine ein­di­men­sio­na­le Sicht hier nicht aus­rei­chen kann, bestä­ti­gen die aktu­el­len Initia­ti­ven der Agen­tur für Arbeit Bay­reuth-Hof, beim 3. Ober­frän­ki­schen Per­so­nal- und Pra­xis­tag ver­tre­ten durch Herrn Vor­sit­zen­den der Geschäfts­füh­rung Seba­sti­an Pei­ne, der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth – ver­tre­ten durch Frau Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Chri­sti Degen – und wei­te­rer zen­tra­ler Wirt­schafts­in­stan­zen der Region.
Seba­sti­an Pei­ne hob in sei­nem Bei­trag „Arbeits­markt­pro­gramm für Flücht­lin­ge“ ins­be­son­de­re den Pakt des Frei­staa­tes Bay­ern mit den Regio­nal­di­rek­tio­nen der Bun­des­agen­tur für Arbeit, der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung, dem Ver­band der baye­ri­schen Wirt­schaft sowie den Kam­mern her­vor. Der Pakt ver­stän­dig­te sich auf die Inte­gra­ti­on durch Aus­bil­dung und Arbeit von 60.000 Flücht­lin­gen allei­ne bis zum Jahr 2019. Herr Pei­ne beton­te dabei, dass an den Lei­stun­gen für Inlän­der in 2016 kein Cent gespart wer­den wird.

Aus­ge­hend von Demo­gra­fie-Pro­gno­sen erläu­ter­te Frau Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Chri­sti Degen die Situa­ti­on der Flücht­lin­ge in Ober­fran­ken und die dar­aus abge­lei­te­ten Initia­ti­ven der Indu­strie- und Han­dels­kam­mer für Ober­fran­ken Bay­reuth: „Ober­fran­ken ist in Sachen Inte­gra­ti­on Vor­rei­ter!“. Mit der Blei­be­per­spek­ti­ve 3+2 besteht für die Aus­bil­dungs­un­ter­neh­mern der Regi­on Pla­nungs­si­cher­heit. Die regio­na­le Koor­di­nie­rungs­run­de Asyl + Arbeit, wel­che sich im unmit­tel­ba­ren Vor­feld des 3. Ober­frän­ki­schen Per­so­nal- und Pra­xis­tag 2016 zu ihrer ersten Arbeits­sit­zung zusam­men­fand, arbei­tet über kur­ze Wege und mit aktu­el­len Infor­ma­tio­nen auf schnel­le, ziel­füh­ren­de und gewinn­brin­gen­de Ent­schei­dun­gen hin. An der Run­de neh­men die Agen­tu­ren für Arbeit Bay­reuth-Hof und Bam­berg-Coburg, die regio­na­len Job­cen­ter, die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, die Hand­werks­kam­mer Bay­reuth, die Ver­ei­ni­gung der Baye­ri­schen Wirt­schaft (vbw) und die Regie­rung von Ober­fran­ken teil.

Im wei­te­ren Ver­lauf brach­te Frau Moni­ka Fried­lein von der Tech­ni­schen Berufs­bil­dung Bay­reuth GmbH (TBB) die Per­spek­ti­ve der Pra­xis ein. Die TBB als Anbie­ter einer tech­ni­schen Ver­bund­aus­bil­dung mit mehr als 60 ange­schlos­se­nen Aus­bil­dungs­un­ter­neh­men ermög­lich­te kürz­lich sechs jun­gen Flücht­lin­gen im Rah­men eines ein­wö­chi­gen Prak­ti­kums Ein­blicke in tech­ni­sche Aus­bil­dun­gen in Ober­fran­ken. Durch die enge Koope­ra­ti­on der TBB mit der Fir­ma Schlae­ger Kunst­stoff­tech­nik GmbH bestehen sehr gute Aus­sich­ten auf eine spä­te­re Beschäf­ti­gung bspw. als Ver­fah­rens­me­cha­ni­ker Kunst­stoff- und Kau­tschuk­tech­nik. Frau Fried­lein lob­te ins­be­son­de­re die erleb­te Pünkt­lich­keit und Moti­va­ti­on auf Sei­ten der Flücht­lin­ge und die Begei­ste­rung und Hilfs­be­reit­schaft der deut­schen Aus­bil­dungs­kol­le­gen auf der ande­ren Seite.

Die vier­te von sechs Per­spek­ti­ven schil­der­te Herr Wer­ner Kot­schen­reu­ther (Wer­ner Kot­schen­reu­ther Per­so­nal­ma­nage­ment). In einem Pilot­pro­jekt mit der Berufs­schu­le Kro­nach konn­te mit Hil­fe des von der DNLA GmbH lizen­zier­ten Poten­zi­al­fest­stel­lungs­ver­fah­rens INS­KA (Inte­gra­ti­on durch Sozi­al­kom­pe­tenz) die Inte­gra­ti­ons­wahr­schein­lich­keit von 21 Teilnehmer/​‑innen unter 23 Jah­ren mit Flücht­lings­hin­ter­grund bestimmt wer­den. Die in der Pra­xis bewähr­te vali­de, objek­ti­ve und relia­ble Mes­sung von indi­vi­du­el­len Aus­prä­gun­gen des Ein­füh­lungs­ver­mö­gens, von Miss­erfolgs­to­le­ranz, emo­tio­na­len Grund­hal­tun­gen, der Eigen­ver­ant­wort­lich­keit oder Selbst­si­cher­heit zeigt einer­seits Ent­wick­lungs­be­dar­fe und ‑poten­tia­le sowie bestehen­de Mög­lich­kei­ten der Teilnehmer/​‑innen auf und ermög­licht ande­rer­seits poten­ti­el­len Aus­bil­dungs­be­trie­ben und Arbeit­ge­bern all­ge­mein eine belast­ba­re Ein­schät­zung der Arbeits­markt­re­ser­ve Flüchtlinge.

Das BF/​M‑Bayreuth arbei­tet seit mehr als drei Jahr­zehn­ten am Trans­fer wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nis­se in die mit­tel­stän­di­sche Wirt­schafts­pra­xis. Frau Ramo­na Heinz stell­te als wei­te­re Refe­ren­tin zen­tra­le Erkennt­nis­se des aktu­el­len BF/​M‑Forschungsprojektes EUDiM zur Not­wen­dig­keit der Inte­gra­ti­on aus­län­di­scher Fach­kräf­te und aus wis­sen­schaft­li­cher Sicht zu emp­feh­len­de Vor­ge­hens­wei­ses eines Manage­ments von und für kul­tu­rel­le Viel­falt vor. So zeig­te die Befra­gung von mehr als 300 betrof­fe­nen Fach­kräf­ten und Unter­neh­men, dass Initia­ti­ven des Unter­neh­mens und Sozia­le Unter­stüt­zung signi­fi­kan­te Aus­wir­kun­gen auf die Inte­gra­ti­on im Unter­neh­men ent­fal­ten. Dem gegen­über wir­ken indi­vi­du­el­le Anstren­gun­gen der aus­län­di­schen und zu inte­grie­ren­den Fach­kraft eben nicht signi­fi­kant. Eine Trans­fe­rier­bar­keit die­ser Erkennt­nis­se in den The­men­block Flücht­lin­ge liegt nahe und soll­te auch nach Ansicht der somit gefor­der­ten und beim Ober­frän­ki­schen Per­so­nal- und Pra­xis­tag 2016 zahl­reich anwe­sen­den Unternehmensvertreter/​‑innen ange­strebt werden.

IdA-Navi­ga­to­rin für Ober­fran­ken Frau Chri­stia­ne Alter erläu­ter­te als Ver­tre­te­rin der Ver­ei­ni­gung der Baye­ri­schen Wirt­schaft (vbw) deren Hand­lungs­schwer­punk­te und Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te. In allen Berei­chen – von der Berufs­ori­en­tie­rung, über die dua­le Aus­bil­dung bis zu Arbeit/​Beruf – bie­tet die Baye­ri­sche Wirt­schaft in Abstim­mung mit der Staats­re­gie­rung eine Viel­zahl von Initia­ti­ven sowohl für Bewer­ber als auch Unter­neh­men zur Gestal­tung der Über­gän­ge und zur Ermög­li­chung von Inte­gra­ti­on in den Arbeits­markt an. Frau Alter nann­te im Bei­trag auch die für Ober­fran­ken sehr kon­kre­ten Maß­nah­men und Ter­min­lich­kei­ten IdA Bay­ern Tur­bo, IdA 120 und IdA 1.000 sowie IdA Ausbilderqualifikation.

Die mehr­per­spek­ti­vi­sche Betrach­tung des The­mas „Flücht­lin­ge als Arbeits­markt­re­ser­ve“ run­de­te die gelun­ge­ne Podi­ums­dis­kus­si­on unter Mode­ra­ti­on von Herrn Manu­el Wolz, Geschäfts­füh­rer Per­so­net e. V. und Stellv. Geschäfts­füh­rer BF/​M‑Bayreuth, und mit akti­vem Ein­be­zug der Teilnehmer/​‑innen ab. Die Refe­ren­ten bekräf­ti­gen ihren Wil­len zur Unter­stüt­zung der Pra­xis bei der Inte­gra­ti­on von Flücht­lin­gen in den Arbeits­markt und damit die Gesell­schaft. Flücht­lin­ge sind als Poten­zi­al und Chan­ce für die mit­tel­stän­di­sche Wirt­schaft in der Regi­on zu sehen, so dass eine ver­netz­te und gut abge­stimm­te gemein­sa­me Vor­ge­hens­wei­se der Wirt­schafts­ak­teu­re und ‑ver­tre­ter im Sin­ne der Unter­neh­men, der Gesell­schaft all­ge­mein und der Flücht­lin­ge im Spe­zi­el­len in der Regi­on zu gewähr­lei­sten ist.