Universität Bayreuth: Neue Professur im Rahmen des Zentrums Digitalisierung.Bayern

Symbolbild Bildung

Digitalisierung in Wissenschaft und Kultur: Wie Computerspiele neuartige Zugänge zur Realität fördern

Die Universität Bayreuth erhält eine Professur für „Serious Games“ im Rahmen des Zentrums Digitalisierung.Bayern

Die Universität Bayreuth erhält eine der 20 neuen Professuren, welche die Bayerische Staatsregierung im Rahmen des Zentrums Digitalisierung.Bayern (ZD.B) an Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften einrichten wird. Die thematische Auswahl dieser Professuren und deren Verteilung auf bayerische Hochschulstandorte lag in den Händen einer hochkarätig besetzten Expertenkommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Peter Liggesmeyer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering IESE und Präsident der Gesellschaft für Informatik (GI e.V.).

Die neue Bayreuther Professur ist dem Thema „Serious Games / Applied Games“ gewidmet. Hierbei handelt es sich um Computerspiele, die den Nutzer zu einer methodisch reflektierten Auseinandersetzung mit Strukturen und Abläufen der realen Welt anleiten. Diese Funktion erfüllen bereits einige ‚klassische‘ Computerspiele, wie beispielsweise Sportspiele, Wirtschaftssimulationen, Fahrzeugsimulationen oder Strategiespiele. In jüngster Zeit aber haben neue Entwicklungen auf verschiedenen Gebieten der Informatik zu einem neuen Typ von Computerspielen geführt. Sogenannte ‚hybride Spiele‘ verbinden die reale Welt durch mobile Schnittstellen direkt mit den virtuellen Welten des Spiels. Ein Beispiel hierfür sind Laufapps, mit denen man virtuell gegeneinander auf der gleichen Strecke antreten kann und die damit zur Motivation und Gesundheitsprävention dienen. Im Umkreis der neuen Professur werden solche Formen der Verknüpfung zwischen Spiel und Realität künftig systematisch untersucht.

Die Universität Bayreuth gehört damit zu den wenigen Einrichtungen in Deutschland, die sich in Forschung und Lehre gezielt mit der Frage auseinandersetzen, wie durch Computerspiele neuartige Zugänge zu komplexen Sachverhalten in der Realität entstehen. Dabei kommt es entscheidend auf eine enge Zusammenarbeit von Medienwissenschaft und Informatik an. Denn Computerspiele sind zugleich ein technisches und ein künstlerisches Medium. Es sind interaktive Systeme, die Inhalte und Strukturen aus der realen Welt aufgreifen und auf technisch anspruchsvolle Weise simulieren. Sie können somit einen wesentlichen Einfluss darauf haben, wie die Nutzer die reale Welt verstehen und deuten. Künftige Projekte an der Universität Bayreuth sollen diese Prozesse genauer untersuchen. So werden sie nicht allein die wissenschaftliche Forschung vorantreiben, sondern ebenso zur Weiterentwicklung des Computerspielmarkts beitragen, der heute zu den am stärksten wachsenden Bereichen der Kreativwirtschaft zählt.

Mit diesem Profil wird die Bayreuther Professur zugleich an der Entstehung neuer Lernformen in Schulen und Hochschulen mitwirken. „Die im September 2015 veröffentlichte PISA-Studie ‚Students, Computers and Learning – Making the Connection“ hat ergeben, dass Schülern in Deutschland zentrale Kompetenzen im Umgang mit digitalen Technologien fehlen“, erklärt Prof. Dr. Jochen Koubek, Koordinator des Masterstudiengangs ‚Computerspielwissenschaften‘ an der Universität Bayreuth, und fügt hinzu: „Die Studie macht aber auch deutlich, dass sich diese Kompetenzen nicht allein durch technische Mittel aufbauen lassen. Erfolgversprechender sind neue Formen eines spielbasierten Lernens, die in enger Zusammenarbeit von Informatik, Medienwissenschaft und weiteren Disziplinen entwickelt werden. Serious Games verbinden systemische Lehrinhalte mit einer zielgruppengerechten Aufbereitung, die mit nicht-interaktiven Medien nur unzureichend realisiert werden könnte.“ Daher werde die neue Professur einen originären Beitrag zur Themenplattform „Bildung, Wissenschaft und Kultur“ des ZD.B leisten können. Hier sollen Arbeitsweisen und Methoden für den Bildungsauftrag von Schule, Hochschule und Kultur gefördert und im Bereich von Kunst und Kultur neue Zugänge eröffnet werden.

Weitere Informationen:

  • Homepage des zum Zentrum Digitalisierung.Bayern (ZD.B): www.zd-b.de
  • Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung zur Einrichtung 20 zusätzlicher Professuren im Rahmen des ZD.B:
    www.stmwi.bayern.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/pm/267-2015/