Bezirk Ober­fran­ken beschließt Hebesatzsenkung

Der Bezirks­tag von Ober­fran­ken hält an sei­ner Ent­schei­dung fest: Rund vier Wochen nach Ein­brin­gung des Haus­hal­tes für 2016 ver­ab­schie­de­te das Gre­mi­um gegen zwei Stim­men das umfang­rei­che Zah­len­werk mit einem Hebe­satz der Bezirks­um­la­ge von 17,5 Pro­zent­punk­ten. Damit sinkt der bay­ern­weit nied­rig­ste Hebe­satz aller Bezir­ke noch­mals um 0,4 Pro­zent­punk­te im Ver­gleich zum Jahr 2015. Der Groß­teil des Gel­des wird im Bereich Sozia­le Siche­rung für Men­schen mit Behin­de­rung und pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen aus­ge­ge­ben. Zudem soll das Kom­mu­nal­un­ter­neh­men „Kli­ni­ken und Hei­me des Bezirks Ober­fran­ken“ spür­bar ent­la­stet werden.

Als einen Spa­gat zwi­schen den berech­tig­ten Inter­es­sen der Umla­ge­zah­ler auf der einen und einer aus­rei­chen­den Aus­stat­tung für die Auf­ga­ben des Bezirks auf der ande­ren Sei­te, bezeich­ne­te Bezirks­tags­prä­si­dent Dr. Gün­ther Denz­ler den heu­te ver­ab­schie­de­ten Haus­halt des Bezirks Ober­fran­ken. „Für uns gilt wei­ter­hin der Grund­satz, den Hebe­satz so nied­rig wie mög­lich, aber auch so hoch wie nötig fest­zu­set­zen“, fass­te Dr. Denz­ler in sei­ner Haus­halts­re­de zusam­men. Das Zah­len­werk, das von Käm­me­rer Rei­ner Böh­ner erar­bei­tet und vor­ge­stellt wur­de, umfasst Aus­ga­ben in Höhe von ins­ge­samt 394 Mil­lio­nen Euro. Rund elf Mil­lio­nen Euro davon ent­fal­len auf den Vermögenshaushalt.

Mit der Ent­schei­dung ver­bleibt vom rea­len Umla­ge­kraft­zu­wachs von 45,6 Mil­lio­nen Euro in Ober­fran­ken drei Vier­tel bei den Kom­mu­nen. Der Bezirk schöpft von den zusätz­lich nach Ober­fran­ken flie­ßen­den Gel­dern nur einen von vier Euro ab. Ein­schließ­lich der 8,5 Mil­lio­nen Euro aus der soge­nann­ten Bun­des­mil­li­ar­de kön­nen die ober­frän­ki­schen Gemein­den und Land­krei­se damit im kom­men­den Jahr mit einem Plus von 43 Mil­lio­nen Euro rech­nen. Gleich­zei­tig inve­stiert der Bezirk Ober­fran­ken jedoch in sein Kom­mu­nal­un­ter­neh­men, sprich in die Bezirks­kli­ni­ken. Die­se waren im Jahr 2005 aus­ge­glie­dert wor­den und muss­ten damals die Schul­den der frü­he­ren Eigen­be­trie­be des Bezirks übernehmen.

Nun wol­le man der dama­li­gen Emp­feh­lung des kom­mu­na­len Prü­fungs­ver­ban­des zumin­dest teil­wei­se nach­kom­men und dem Kom­mu­nal­un­ter­neh­men mit 12,5 Mil­lio­nen Euro unter die Arme grei­fen. Nach der Ent­schul­dung des Bezirks­haus­halts zum 31.12.2015 ein wei­te­rer Meilenstein!

Größ­te Aus­ga­ben­po­si­tio­nen im heu­te ver­ab­schie­de­ten Haus­halt bil­den nach wie vor die Lei­stun­gen für pfle­ge­be­dürf­ti­ge und behin­der­te Men­schen in Ober­fran­ken. Als über­ört­li­cher Sozi­al­hil­fe­trä­ger gibt der Bezirk für die Belan­ge die­ser Men­schen und für wei­te­re sozia­le Auf­ga­ben über 352 Mil­lio­nen Euro aus. „Wir blei­ben damit auch in Zukunft das sozia­le Gewis­sen Ober­fran­kens“, unter­strich der Bezirks­tags­prä­si­dent. Größ­te Unab­wäg­bar­keit im Haus­halt stell­ten vor allem die unvor­her­seh­ba­ren Kosten für die Unter­brin­gung unbe­glei­te­ter min­der­jäh­ri­ger Flücht­lin­ge dar.

Sowohl Elke Protz­mann für die CSU-Frak­ti­on im Bezirks­tag, als auch Frank Reb­han für die SPD-Frak­ti­on bekräf­ti­gen in ihren Haus­halts­re­den den ein­ge­schla­ge­nen Weg fort­set­zen zu wol­len, trotz der ein­ge­gan­gen Reso­lu­tio­nen den Hebe­satz der Bezirks­um­la­ge auf 17,5 Pro­zent­punk­te zu sen­ken. Der Bezirk habe in den ver­gan­ge­nen Jah­ren den Hebe­satz kon­se­quent gesenkt, ohne die eige­nen Belan­ge aus den Augen zu ver­lie­ren. Den Schul­den­ab­bau des Kom­mu­nal­un­ter­neh­mens bezeich­ne­ten sie eben­so wie Ste­fan Früh­bei­ßer (Freie Wäh­ler) als ein­ma­li­ge Gele­gen­heit. Gegen den Ent­wurf stimm­ten nur Ulri­ke Heucken (Grü­ne) und Rein­hard Möl­ler (Die Lin­ke), die sich gegen eine Sen­kung des Hebe­sat­zes aus­ge­spro­chen hat­ten. „Wir hat­ten bereits bis­her den nied­rig­sten Hebe­satz aller Bezir­ke und wer­den die­sen wohl auch in Zukunft haben, obwohl wir bei der Steu­er- und der Umla­ge­kraft in Bay­ern auf dem letz­ten Platz ran­gie­ren“, resü­mier­te der Bezirks­tags­prä­si­dent nach der Haus­halts­ver­ab­schie­dung. Damit blei­ben wir ein fai­rer und ver­läss­li­cher Part­ner unse­rer Umla­ge­zah­ler, den Land­krei­sen und kreis­frei­en Städten.

INFO:

Das Haus­halts­vo­lu­men des Bezirks Ober­fran­ken beläuft sich im Jahr 2016 auf rund 394 Mil­lio­nen Euro und liegt damit deut­lich über dem des Vor­jah­res. Auf den Ver­wal­tungs­haus­halt ent­fal­len 382,5 Mil­lio­nen Euro, auf den Ver­mö­gens­haus­halt 11 Mil­lio­nen Euro. Fast 94 Pro­zent der berei­nig­ten Aus­ga­ben des Ver­wal­tungs­haus­halts flie­ßen in den Bereich Sozia­le Siche­rung, ins­be­son­de­re für Men­schen mit Behin­de­rung oder pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen. Die frei­wil­li­gen Lei­stun­gen belau­fen sich auf 4,1 Mil­lio­nen Euro.

Größ­te Ein­zel­po­si­tio­nen im Bezirks­haus­halt sind auch wei­ter­hin die Sozia­len Hil­fen für Men­schen mit Behin­de­rung (Ein­glie­de­rungs­hil­fe, 198 Mil­lio­nen Euro) und pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen in sta­tio­nä­ren Ein­rich­tun­gen (Hil­fe zur Pfle­ge, 74 Mil­lio­nen Euro). Der­zeit nicht abschätz­bar ist der Finanz­be­darf für die Unter­brin­gung von unbe­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Flücht­lin­gen, für deren Kosten­er­satz in Bay­ern die Bezir­ke zustän­dig sind. Der Aus­ga­ben­an­satz im Bereich Jugend­hil­fe steigt des­halb enorm von 11 Mil­lio­nen Euro auf 24 Mil­lio­nen Euro. „Ob dies aus­reicht, wis­sen wir aber nicht“, sprach Böh­ner die finan­zi­el­len Unwäg­bar­kei­ten bei der Unter­brin­gung der unbe­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Flücht­lin­ge an. Der Frei­staat Bay­ern erstat­tet davon nach den neu­en gesetz­li­chen Rege­lun­gen rund 16 Mil­lio­nen Euro.