GAL Bam­berg: „Her­um­tram­peln auf bestehen­dem Kulturleben“

Grü­ne kri­ti­sie­ren Macher und Geld­ge­ber für Inter­na­tio­na­les Literaturfestival

Das für Janu­ar geplan­te Inter­na­tio­na­le Lite­ra­tur­fe­sti­val ern­tet, lan­ge bevor es star­tet, vehe­men­te Kri­tik bei den Grü­nen in Stadt und Land. In einem Schrei­ben an Bür­ger­mei­ster und Kul­tur­re­fe­rent Chri­sti­an Lan­ge spricht sich Tobi­as Rausch, kul­tur­po­li­ti­scher GAL-Spre­cher, klar dage­gen aus, dass das Event mit Mit­teln aus dem Kul­tur­haus­halt geför­dert wird. Der Kul­tur­se­nat wur­de mit dem The­ma noch gar nicht befasst, stellt Rausch fest. Da aber die Macher des Festi­vals bei ihrer Pla­nung 5000 Euro Zuschuss von der Stadt ein­kal­ku­lie­ren, ver­mu­tet er, dass die­se vom Kul­tur­re­fe­ren­ten frei­hän­dig ver­ge­ben wer­den sol­len. Das will er durch sei­nen Appell verhindern.

Auch die Grü­nen im Land­kreis, wo Kreis- und Kul­tur­aus­schuss eine För­de­rung von 11.000 Euro mehr­heit­lich bewil­ligt haben, stimm­ten dage­gen. Ihre Kri­tik bringt der stell­ver­tre­ten­de Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Andre­as Lösche auf den Punkt: „Die Macher des Lite­ra­tur­fe­sti­vals pol­tern wie ein Tram­pel­tier durch das Kul­tur­le­ben der Region.“

Tobi­as Rausch bezeich­net es als Schlag gegen die zahl­rei­chen ehren­amt­li­chen Kul­tur­schaf­fen­den, wenn nun ein rein pri­vat­wirt­schaft­li­ches Kul­tur-Event zu über 90% mit öffent­li­chen Mit­teln geför­dert wird. Dazu muss man wis­sen, dass hin­ter dem Festi­val das Stadt­mar­ke­ting Bam­berg, die Buch­hand­lung Hüb­scher und der Bam­ber­ger Ver­an­stal­tungs­ser­vice ste­hen. Und För­der­gel­der haben Stier­in­ger, Heyder und Co nicht nur von Stadt und Land ein­ge­plant, son­dern auch 45.000 Euro aus LEA­DER-Mit­teln, ein För­der­pro­gramm zur Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums. „Das riecht nach Risi­ko­mi­ni­mie­rung für einen Pro­fi-Ver­an­stal­ter auf Kosten des Steu­er­zah­lers“, kom­men­tiert Lösche.

Dass genau damit dann auch noch Kul­tur­pro­jek­ten Kon­kur­renz gemacht wird, die vor­wie­gend von unbe­zahl­ter Frei­wil­li­gen­ar­beit getra­gen sind, erzürnt Rausch und Lösche beson­ders. Die genau zeit­gleich im Janu­ar 2016 statt­fin­den­den Kurz­film-Tage, fürch­ten um ihr Publi­kum und dro­hen bereits mit einen Stopp, weiß Rausch. „Und die von der Stadt geför­der­ten und regio­nal ver­an­ker­ten Lite­ra­tur­ta­ge ‚Bam­berg liest’ drän­gen wir nun selbst in die exi­stenz­ge­fähr­den­de Kon­kur­renz mit einem auf­ge­bla­se­nen hoch sub­ven­tio­nier­ten Event. Das wird im Bam­ber­ger Kul­tur­le­ben viel zer­stö­ren, was über lan­ge Zeit gewach­sen ist – und es wird die Bereit­schaft zum unei­gen­nüt­zi­gen Enga­ge­ment dra­stisch schmä­lern“, warnt er.

Den Grü­nen in Stadt und Land sind renom­mier­te und inter­na­tio­nal bekann­te Autoren und Autorin­nen in Bam­berg und Umge­bung durch­aus will­kom­men. „Dann aber hät­te man gemein­sam mit den hie­si­gen Kul­tur­schaf­fen­den pla­nen und die­se ein­bin­den müs­sen. Regio­na­le Künst­ler und Künst­le­rin­nen sowie Nach­wuchs hät­ten durch gemein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen pro­fi­tie­ren kön­nen, und dann hät­ten auch För­der­gel­der das Ehren­amt beflü­geln und eine Wert­schät­zung sein kön­nen“, mei­nen Rausch und Lösche. „So wird ein­fach nur auf dem Bestehen­den herumgetrampelt.“