Gedanken zum Jahrestag: 25 Jahre deutsche Einheit

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Heute feiern wir also den „Tag der deutschen Einheit“. Aber feiern wir ihn überhaupt? Nationaler Überschwang ist uns Deutschen aus historischen Gründen fremd, ja verdächtig geworden. Andere Völker gehen wesentlich entspannter mit ihrer Tradition um. Dabei haben wir allen Grund, Gott, dem Herrn der Geschichte, für die Wiedervereinigung zu danken. Hunderte starben beim Versuch, aus dem großen Gefängnis namens DDR zu flüchten. Wir sollten Gott dafür danken, dass die Wiedervereinigung ohne Blutvergießen abging. Es hätte auch alles ganz anders kommen können! Wir leben nun in Freiheit, ein Geschenk Gottes, das wir nicht hoch genug schätzen können, das es nun zu verteidigen und fördern gilt. Der demokratische, der Würde des Menschen verpflichtete Staat lebt vom Engagement, vom Verantwortungsgefühl seiner Bürger, und deshalb möchte ich heute allen danken, die sich zum Wohl ihrer Mitmenschen engagieren in Vereinen, Parteien und Kirchen. Die Frucht ihrer Arbeit ist ein lebens- und liebenswertes Gemeinwesen.

So leitet der Tag der deutschen Einheit auch zum Erntedanktag über. Morgen danken wir für die Früchte der Äcker und Gärten, für alle in der Landwirtschaft Tätigen, ohne deren mühevolle, leider meist schlecht bezahlte Arbeit wir kein Brot hätten. Erntedank erinnert daran, dass wir auch hier auf die Gnade Gottes angewiesen sind, der die Sonne aufgehen und den Regen zu uns herunterschickt, die Spender des Lebens. Gott schenkt uns so viel, was wir oft als selbstverständlich hinnehmen und deshalb oft nicht mehr schätzen: Gesundheit, Familie, materielle Absicherung, unser humanes Staatswesen, den Frieden. Wer nur ein wenig nachdenkt, wird danach für all das danken. Jeder Abend lädt uns ein zu überlegen, was Gott uns an diesem Tag Gutes getan hat, und gibt die Möglichkeit, das Schwere ihm zurückzugeben. Als Christ weiß ich, dass ich durch meine Taufe zu Gott gehöre, durch sie Anteil erhalte an Gottes neuer Welt. So kann ich dann auch einmal Bilanz ziehen, auf mein Leben zurückblicken, offen die um Vergebung bitten, die ich verletzte, und denen vergeben, die mir weh taten. Wir sollten damit nicht zu lange warten, denn niemand kann vorhersagen, wann seine Lebenssonne untergeht.

Weitere Sonntagsgedanken

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind