Fach­li­che und kul­tu­rel­le Diver­si­tät: eine Chan­ce für Schu­le und Universität

Symbolbild Bildung

Ein fächer­über­grei­fen­des Pro­jekt der Uni­ver­si­tät Bay­reuth wird durch die bun­des­wei­te „Qua­li­täts­of­fen­si­ve Leh­rer­bil­dung“ mit 3 Mio. Euro gefördert

Gro­ßer Erfolg für die Uni­ver­si­tät Bay­reuth: In der zwei­ten Aus­wahl­run­de der „Qua­li­täts­of­fen­si­ve Leh­rer­bil­dung“, einer gemein­sa­men Initia­ti­ve von Bund und Län­dern, konn­te sie mit ihrem Pro­jekt „Fach­li­che & kul­tu­rel­le Diver­si­tät in Schu­le & Uni­ver­si­tät“ die Aus­wahl­ju­ry über­zeu­gen. In den näch­sten drei­ein­halb Jah­ren wird sie hier­für vom Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) eine För­de­rung von ins­ge­samt rund 3 Mio. Euro erhal­ten. Die Koor­di­na­ti­on des Pro­jekts liegt beim Zen­trum für Leh­rer­bil­dung (ZLB), einer zen­tra­len Ein­rich­tung der Uni­ver­si­tät Bayreuth.

Ein Gesamt­kon­zept für alle Fakultäten

Dem neu­en Vor­ha­ben liegt ein alle Fakul­tä­ten über­grei­fen­des Gesamt­kon­zept zugrun­de. Es zielt dar­auf ab, die Leh­rer­bil­dung in allen Fächern so wei­ter­zu­ent­wickeln, dass die zuneh­men­de Ver­schie­den­heit von Schü­lern und Stu­die­ren­den künf­tig als Chan­ce begrif­fen und pro­duk­tiv genutzt wer­den kann. Die Uni­ver­si­tät Bay­reuth kon­zen­triert sich dabei auf zwei Aspek­te die­ser Diver­si­tät: unter­schied­li­che kul­tu­rel­le Prä­gun­gen, deren Viel­falt in Deutsch­land nicht zuletzt auf­grund der Zuwan­de­rung von Fami­li­en aus außer­eu­ro­päi­schen Kul­tu­ren deut­lich stei­gen wird, sowie die viel­fäl­tig aus­ge­präg­ten Fach­kom­pe­ten­zen, die sich aus unter­schied­li­chen Bega­bun­gen, Nei­gun­gen und Inter­es­sen ergeben.

Zukunfts­wei­sen­de Kon­zep­te für die Lehrerbildung

Die För­der­gel­der wer­den vor allem dafür ein­ge­setzt, das Stu­di­en­an­ge­bot in allen Fächern, die an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth in die Lehr­amts­aus­bil­dung ein­be­zo­gen sind, zu ver­stär­ken. Dazu zäh­len Bio­lo­gie, Che­mie, Deutsch, Eng­lisch, Geo­gra­phie, Geschich­te, Infor­ma­tik, Mathe­ma­tik, Metall­tech­nik, Phy­sik, Sport und Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten sowie Psy­cho­lo­gie, Schul­päd­ago­gik und All­ge­mei­ne Päd­ago­gik. „In den 40 Jah­ren ihres Bestehens hat die Uni­ver­si­tät Bay­reuth ein breit gefä­cher­tes Ange­bot in der Lehr­amts­aus­bil­dung auf­ge­baut“, erklärt Prof. Dr. Vol­ker Ulm, der in Bay­reuth den Lehr­stuhl für Mathe­ma­tik und ihre Didak­tik lei­tet und den erfolg­rei­chen För­der­an­trag koor­di­niert hat. „Dies ist eine her­vor­ra­gen­de Grund­la­ge, um mit Blick auf die stei­gen­de kul­tu­rel­le und fach­be­zo­ge­ne Viel­falt in Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten zukunfts­wei­sen­de Kon­zep­te zu erar­bei­ten. Auch die sehr guten Kon­tak­te der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zu zahl­rei­chen Schu­len in der Regi­on wol­len wir in unser Vor­ha­ben ein­be­zie­hen. So kön­nen wir aktu­el­le Her­aus­for­de­run­gen des Schul­all­tags unmit­tel­bar in unse­re kon­zep­tio­nel­len Über­le­gun­gen ein­flie­ßen las­sen“, so der Bay­reu­ther Didaktiker.

Vier Aspek­te von Diversität

Im Rah­men des neu­en Pro­jekts will die Uni­ver­si­tät Bay­reuth Ant­wor­ten auf vier Her­aus­for­de­run­gen ent­wickeln und mit­ein­an­der ver­net­zen: kul­tu­rel­le Viel­falt in der Schu­le, Viel­falt von Fach­kom­pe­ten­zen in der Schu­le, kul­tu­rel­le Viel­falt an der Uni­ver­si­tät und Viel­falt von Fach­kom­pe­ten­zen an der Uni­ver­si­tät. Die­se Aspek­te von Diver­si­tät sol­len künf­tig nicht oder jeden­falls nicht pri­mär als Ursa­chen von Pro­ble­men, son­dern im Gegen­teil als Nor­ma­li­tät und sogar als Stär­ken von Lern­ge­mein­schaf­ten behan­delt wer­den – unab­hän­gig davon, ob es sich um Kin­der, Jugend­li­che oder Erwach­se­ne handelt.

Neue Wege in Schu­le und Universität

An die­sem Leit­ge­dan­ken ori­en­tie­ren sich alle Maß­nah­men, die im Rah­men des Pro­jekts auf den Weg gebracht und umge­setzt wer­den sol­len: Es wer­den neue Stu­di­en­mo­du­le für das Lehr­amts­stu­di­um ent­wickelt, die auf einen pro­duk­ti­ven Umgang mit Diver­si­tät im Unter­richt und im täg­li­chen Zusam­men­le­ben an der Schu­le aus­ge­rich­tet sind. In enger Koope­ra­ti­on mit der Uni­ver­si­tät Bay­reuth wol­len 20 Schu­len in der Regi­on ihr Pro­fil im Umgang mit Diver­si­tät neu über­den­ken und opti­mie­ren. Unter­schied­li­che Schul­ar­ten – von der Grund­schu­le bis hin zur beruf­li­chen Schu­le und zum Gym­na­si­um – wer­den in die­sem Netz­werk ver­tre­ten sein.

In Lehr­amts­stu­di­en­gän­gen der Uni­ver­si­tät Bay­reuth sol­len die Stu­die­ren­den die eige­ne kul­tu­rel­le und fach­li­che Diver­si­tät mehr als bis­her als eine cha­rak­te­ri­sti­sche Stär­ke des Uni­ver­si­täts­stu­di­ums begrei­fen und für fach­spe­zi­fi­sches Ler­nen nut­zen kön­nen. Dar­über hin­aus rich­tet die Uni­ver­si­tät Bay­reuth ein Dok­to­ran­den­kol­leg „Diver­si­tät in Bil­dungs­pro­zes­sen“ ein, das die im Rah­men des Pro­jekts gewon­ne­nen Erkennt­nis­se mit der Qua­li­fi­zie­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses verbindet.

Wert­vol­le Forschungserfahrungen

Die Uni­ver­si­tät Bay­reuth war und ist in zahl­rei­chen euro­päi­schen For­schungs­pro­jek­ten dar­an betei­ligt, den Begriff des „for­schen­den Ler­nens“ („inquiry-based lear­ning“) wei­ter­zu­ent­wickeln und neu­en Her­aus­for­de­run­gen anzu­pas­sen. Es geht dabei um ein fächer­über­grei­fen­des didak­ti­sches Kon­zept, das der­zeit wach­sen­de inter­na­tio­na­le Auf­merk­sam­keit erfährt. Es steht in engem Zusam­men­hang mit Begrif­fen wie „ent­decken­des Ler­nen“, „pro­blem­ba­sier­tes Ler­nen“, und „koope­ra­ti­ves Ler­nen“. Die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler, die an die­sen Pro­jek­ten mit­ge­wirkt haben, wol­len ihre dabei gewon­ne­nen Erkennt­nis­se in das neue Vor­ha­ben zur Diver­si­tät in Schu­le und Hoch­schu­le einbringen.

Dar­über hin­aus ver­fügt die Uni­ver­si­tät Bay­reuth über jahr­zehn­te­lan­ge Erfah­run­gen im Bereich der inter­kul­tu­rel­len Bil­dung. Ins­be­son­de­re der Afri­ka­schwer­punkt för­dert Begeg­nun­gen unter­schied­li­cher Kul­tu­ren auf dem Cam­pus und macht die Poten­zia­le bewusst, die in kul­tu­rel­ler Diver­si­tät begrün­det sind. Von Bay­reuth aus sol­len Erkennt­nis­se und Erfah­run­gen der Afri­ka­for­schung ver­stärkt für die „Qua­li­täts­of­fen­si­ve Leh­rer­bil­dung“ genutzt wer­den. Zudem hat die Uni­ver­si­tät Bay­reuth auf dem Gebiet der Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten einen For­schungs­schwer­punkt „Inter­kul­tu­ra­li­tät“ ein­ge­rich­tet, der in den letz­ten Jah­ren gezielt aus­ge­baut wur­de und nun das neue Pro­jekt unter­stüt­zen wird.