Eine deutsch-deut­sche Foto­gra­fen-Kar­rie­re: Aus Dres­den zum Deut­schen Kameramuseum

Andreas Pietrucha

Andre­as Pietrucha

Der Vater des Wahl-Hofers Andre­as Pie­tru­cha grün­de­te nach dem Krieg die bekann­te Fir­ma MIKROLUX

Was haben Dres­den, Hof und das ober­frän­ki­sche 1300-See­len-Dorf Ple­ch (genau zwi­schen Bay­reuth und Nürn­berg an der A 9 gele­gen) gemein­sam? Ant­wort: Das sind wich­ti­ge Sta­tio­nen im Leben des Wahl-Hofers Andre­as Pie­tru­cha, des­sen Fami­lie in Dres­den Foto­ge­schich­te schrieb, der nach der Wen­de nach Hof „aus­wan­der­te“ und der längst zum eng­sten Unter­stüt­zer­kreis des Deut­schen Kame­ra­mu­se­ums in Ple­ch zählt. Eine deutsch-deut­sche Geschichte.

Der bekann­te ein­sti­ge DDR-Star­fo­to­graf und ‑Foto­de­si­gner Andre­as Pie­tru­cha wur­de im Nach­kriegs­deutsch­land des Jah­res 1947 als Sohn des Maschi­nen­bau­in­ge­nieurs und Unter­neh­mers Bern­hard Pie­tru­cha in Dres­den gebo­ren. Das 1949 gegrün­de­te väter­li­che Unter­neh­men MIKRO­LUX – DRES­DEN war eine der ersten fein­me­cha­ni­schen und opti­schen Werk­stät­ten in der zer­stör­ten Elbe­stadt und wur­de zugleich die Wie­ge sei­nes außer­ge­wöhn­li­chen Schaf­fens. Bekannt wur­de das Unter­neh­men durch die belieb­ten MIKRO­LUX Dia-Ste­reo-Seri­en, die nach einem vom Fir­men­grün­der ent­wickel­ten und paten­tier­ten Her­stel­lungs­ver­fah­ren pro­du­ziert wur­den und die so gut wie jedes Kind in der DDR erfreuten.

Bis zum Mau­er­bau 1961 fan­den die­se belieb­ten, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Dia-Film­strei­fen sogar im Westen Absatz. Alte Pro­spek­te geben noch Ein­blicke in die­se beweg­ten Zei­ten. Kurz nach der Ver­staat­li­chung 1971/72 schied Andre­as Pie­tru­cha aus der nun volks­ei­gen gewor­de­nen ehe­mals elter­li­chen Fir­ma aus und arbei­te­te als frei­schaf­fen­der Foto­graf erfolg­reich wei­ter. Zu sei­nen Kun­den zähl­ten unter ande­rem die Wart­burg­stif­tung Eisen­ach, das Karl-May-Muse­um Rade­beul, die Leip­zi­ger Mes­se, kirch­li­che Bild­stel­len, Indu­strie und Wirt­schaft. 1976 kam ein Wer­be­stu­dio für Werbe‑, Sach- und Indu­strie­fo­to­gra­fie mit Sitz in Thü­rin­gen dazu.

Im Jahr 1990 gab es wie­der einen neu­en Abschnitt im Leben die­ses außer­ge­wöhn­li­chen, von Lei­den­schaft zum Beruf beses­se­nen Foto­gra­fen. Die Wie­der­ver­ei­ni­gung vor nun­mehr auch schon 25 Jah­ren mach­te über Nacht aus dem Kun­den­stamm selbst nach neu­er Ori­en­tie­rung Suchen­de. Somit waren die übli­chen regel­mä­ßi­gen Auf­trä­ge zunächst hin­fäl­lig. Andre­as Pie­tru­cha fand neue Wege und Betä­ti­gungs­fel­der. Er bau­te sich aus sei­nem Hob­by „Kame­ras zu sam­meln“ eine neue Exi­stenz als Händ­ler für exklu­si­ve auf.

Durch sei­ne pro­fun­de Sach- und Fach­kun­de wie auch einer Por­ti­on Ver­kaufs­ta­lent – sei­ne lau­ni­gen Erklä­run­gen sind heu­te noch im Ple­cher Muse­um der Hit bei den Bera­tungs­ge­sprä­chen – lie­ßen Samm­ler aus allen Bun­des­län­dern in sei­ne drei Geschäf­te strö­men. Eines davon stand in Plau­en in der Bahn­hof­stra­ße. Eines der ersten Unter­neh­men, wel­che Andre­as Pie­tru­cha posi­tiv in die Markt­wirt­schaft beglei­tet haben, war die Fir­ma Kreis und Scholz aus Hof. Vie­le Samm­ler und Kun­den aus Hof und Umge­bung waren stän­di­ge Besu­cher. Nur sehr sel­ten kam es vor, dass er nicht sofort hel­fen konn­te. Im Jahr 2002 muss­te er aus gesund­heit­li­chen Grün­den etwas lang­sa­mer tre­ten und been­de­te das schö­ne, aber oft auch stres­si­ge Händ­ler­da­sein. Mit Ren­ten­ein­tritt ver­leg­te Andre­as Pie­tru­cha sei­nen Lebens­mit­tel­punkt in das von ihm gelieb­te Hof mit sei­nen herz­li­chen und sym­pa­thi­schen Sammlerfreunden.

Die eige­ne Wen­de-Epi­so­de war typisch Pie­tru­cha. Als Schab­ow­ski noch ungläu­big den befrei­en­den Zet­tel mit der Nach­richt zur Rei­se­frei­heit in den Hän­den hielt, mach­te sich Pie­tru­cha aus dem nahen Thü­rin­gen auf die A9 in Rich­tung der 60 Kilo­me­ter ent­fern­ten Gren­ze Rudolph­stein auf dem Weg. Vie­le hat­ten die glei­che Idee und es kam zu dem eigent­lich ersten rich­ti­gen Stau. Mit einem Gefühl von Freu­de, Span­nung aber auch Angst pas­sier­te er Stun­den spä­ter die Kon­trol­le und fuhr nach Kulm­bach zur Ver­wandt­schaft und nach Hof, Freun­de besu­chen. In Fol­ge ist er dann pro for­ma zu einem Freund nach Schwarzenbach/​Saale über­ge­sie­delt und hat den DDR-Aus­weis abge­ge­ben. Man wuss­te zu die­ser Zeit noch nicht ob die Grenz­öff­nung hält…

Andre­as Pie­tru­cha ist an jedem ersten und drit­ten Sonn­tag eines Monats jeweils von 11 bis 17 Uhr als ehren­amt­li­chen Hel­fer, Schät­zer und Bera­ter für Foto- und Kame­ra­tech­nik anzutreffen.