Kurz und prak­tisch – Leben ret­ten ler­nen in weni­gen Stunden

Gute Nach­richt zum Tag der Ersten Hil­fe: Mit der Ver­kür­zung der Kurs­dau­er um die Hälf­te und zugleich mehr prak­ti­schen Übun­gen sind die Erste-Hil­fe Kur­se attrak­ti­ver gewor­den. „Die Zahl der Kurs-Teil­neh­mer ist in den letz­ten Mona­ten gestie­gen. Jetzt gibt es also auch für Berufs­tä­ti­ge eine gute Mög­lich­keit, ihre Kennt­nis­se auf­zu­fri­schen und damit viel­leicht das Leben eines Freun­des, Kol­le­gen oder Bekann­ten zu ret­ten“, sagt Mar­kus Redel der Aus­bil­dungs­re­fe­rent der Bam­ber­ger Mal­te­ser. Das Ler­nen oder Auf­fri­schen von Erster Hil­fe dau­ert bei den Mal­te­sern nur noch neun Schulstunden.

„Nach den ersten zwei Stun­den kön­nen die Teil­neh­mer einen Pati­en­ten schon wie­der­be­le­ben“, ver­spricht Redel. So wie zum Bei­spiel Syl­via Riedl.: Sie war mit Freun­den in der Gast­wirt­schaft, als eine Frau plötz­lich bewusst­los auf ihrem Stuhl saß. Syl­via Riedl han­del­te schnell, führ­te eine Wie­der­be­le­bung durch bis der Not­arzt ein­traf und ret­te­te ihrer Bekann­ten damit das Leben. „Ich habe kei­ne Angst gehabt zu reagie­ren“, sagt die 53-Jäh­ri­ge. Ihr Fazit: „Das hät­te jedem pas­sie­ren kön­nen und ich war froh zu wis­sen, was ich tun muss.“ Infor­ma­tio­nen und Kurs-Buchung unter: www​.mal​te​ser​-kur​se​.de und Tele­fon 0951–9122025.

Inter­view mit Syl­via Riedl

Syl­via Riedl ist seit 1997 bei den Mal­te­sern tätig: Die 53jährige hat im Mal­te­ser Kran­ken­haus in Bonn als Bereichs­pfle­ge­dienst­lei­tung ange­fan­gen und arbei­tet seit 2005 in der Mal­te­ser Zen­tra­le in Köln im Bereich Arbeits­zeit­ma­nage­ment der Per­so­nal­ab­tei­lung. Als aus­ge­bil­de­te Erst­hel­fe­rin nimmt Syl­via Riedl regel­mä­ßig an Erste-Hil­fe-Kur­sen teil und schil­dert im Inter­view, wie sie eine Freun­din beim Abend­essen reani­mie­ren musste.

Sie haben kürz­lich erst Ihre Erste-Hil­fe-Kennt­nis­se in der Pra­xis anwen­den müs­sen. Kön­nen Sie uns schil­dern, was pas­siert ist?

Syl­via Riedl: Wir waren in Köln in einem Brau­haus mit ca. zehn Per­so­nen. Eine Freun­din erwähn­te, dass sie bereits star­ke Medi­ka­men­te auf­grund einer Erkäl­tung ein­ge­nom­men habe und klag­te nun mehr­fach dar­über, dass sie die Kom­bi­na­ti­on Medi­ka­men­te und Alko­hol nicht ver­tra­ge. Den­noch hat sie auch wei­ter­hin Alko­hol zu sich genom­men, wur­de im Lau­fe des Abends sicht­bar müde und sack­te dann in sich zusam­men. Zuerst dach­ten wir, sie wäre auf dem Stuhl ein­ge­schla­fen, was aber nicht der Fall war: Als jemand sie anrem­pel­te und der Kopf nach hin­ten fiel, sah man, dass sie schon ganz blau im Gesicht und die Atmung nicht mehr vor­han­den war.

Was waren ihre näch­sten Schritte?

Wir haben sie mit meh­re­ren Per­so­nen ganz schnell auf den Boden gelegt und ich habe sie erst ein­mal beatmet. Die umste­hen­den Bekann­ten waren sich dage­gen nicht ganz sicher, wie sie sich in der Situa­ti­on ver­hal­ten soll­ten, haben aber sofort den Not­arzt verständigt.

So konn­ten Sie die Zeit gut über­brücken bis der Not­arzt kam?

Ja, es ging zum Glück ganz schnell. Das Brau­haus liegt zen­tral in Köln und das Kran­ken­haus, wo der Not­arzt ansäs­sig war, war recht nah, sodass die­ser schnell über­neh­men konnte.

Was waren Ihre Gedan­ken, als Sie bemerkt hat­ten, dass Ihre Bekann­te nicht mehr geat­met hat? Hat­ten Sie Angst, zu reagieren?

Angst hat­te ich nicht. Ich habe auch nicht viel gedacht außer: Jetzt muss es schnell gehen! Ich hat­te nicht viel Zeit zum Nach­den­ken, son­dern habe ein­fach gehan­delt und war froh zu wis­sen, wie ich beatmen muss.

Wie geht es Ihrer Bekann­ten heu­te? Gibt es Nachwirkungen?

Sehr gut! Für sie war es natür­lich schockie­rend, dass die Kom­bi­na­ti­on von Medi­ka­men­ten und Alko­hol so wir­ken kann. Natür­lich steht das auf den Bei­pack­zet­teln, aber wer liest das schon so detail­liert und wer hat das schon erlebt? Wenn ich heu­te mit ihr raus­ge­he, fra­ge ich sie jetzt aller­dings immer, ob sie bereits Medi­ka­men­te genom­men hat bzw. sie bekommt dann Alkoholverbot.

Ist Ihnen so etwas zum ersten Mal passiert?

Nein, aber es hät­te jedem pas­sie­ren kön­nen. Hier auf der Arbeit ist zum Bei­spiel bei einer Kol­le­gin der Kreis­lauf zusam­men­ge­bro­chen und sie ist kol­la­biert. Das war zwar jetzt kei­ne Reani­ma­ti­on im klas­si­schen Sin­ne, aber wir muss­ten natür­lich ihren Kreis­lauf sta­bi­li­sie­ren und schau­en, dass sie wie­der zu Kräf­ten kommt bis der Ret­tungs­wa­gen da war.

Kann man bei einer Reani­ma­ti­on etwas falsch machen aus Ihrer Sicht?

Schwer zu sagen. Ich fin­de, man muss über­haupt han­deln. Das ist das A und O. Ob jemand ande­res sie viel­leicht „rich­tig“ beatmet hät­te oder nicht, das wäre in dem Moment erst ein­mal sekun­där gewe­sen – Haupt­sa­che, man macht etwas und reagiert und han­delt. In dem Moment hät­te ihr jeder hel­fen kön­nen, weil die Hil­fe not­wen­dig war. Ich glau­be, da ist bei vie­len Men­schen eine Blocka­de im Kopf, die man abbau­en muss.

Wie haben denn Ihre Freun­de anschlie­ßend reagiert? Haben die­se die Situa­ti­on zum Anlass genom­men, über die Teil­nah­me an einem Erste-Hil­fe-Kurs nachzudenken?

Ja. Alle haben erst ein­mal für sich dar­über nach­ge­dacht, wann ihr letz­ter Kurs war. Ich glau­be, 90% der Anwe­sen­den haben gesagt, dass sie die­sen zu ihrem Füh­rer­schein gemacht haben. Und wir sind jetzt in einem Alter, in dem der Füh­rer­schein auch schon ein paar Jah­re her ist.