Bach­sa­fa­ri in Auf­seß – Kin­der erkun­den hei­mi­sche Gewässerwelt

Die Kinder lernen einen Galizierkrebs von dem in Fachkreisen eher unbeliebten Signalkrebs zu unterscheiden.

Die Kin­der ler­nen einen Gali­zier­krebs von dem in Fach­krei­sen eher unbe­lieb­ten Signal­krebs zu unterscheiden.

Safa­ri-Tou­ren in den gro­ßen Natio­nal­parks gehö­ren zum festen Pro­gramm vie­ler Rei­sen­den in Afri­ka. Sie bie­ten die ein­ma­li­ge Gele­gen­heit bekann­te Savan­nen­tie­re in ihrer natür­li­chen Umge­bung zu beob­ach­ten. Doch für eine Safa­ri muss man nicht erst nach Afri­ka rei­sen – auch in Ober­fran­ken gibt es viel zu ent­decken. In der Lehr­an­stalt für Fische­rei des Bezirks Ober­fran­ken in Auf­seß ging es in den Som­mer­fe­ri­en für 30 Kin­der auf eine Bach­sa­fa­ri. Zwei Stun­den lang erkun­de­ten sie den Lebens­raum „Bach“ und mach­ten sich auf die Suche nach sei­nen Bewohnern.

Mit­ten in den Som­mer­fe­ri­en lässt sich eine Grup­pe von Aben­teu­rern vom reg­ne­risch, küh­len Wet­ter an die­sem Tag kei­nes­falls abschrecken. Aus­ge­stat­tet mit Gum­mi­stie­feln und Keschern kom­men vie­le in Beglei­tung ihrer Eltern in die Lehr­an­stalt für Fische­rei nach Auf­seß. Dort wer­den sie von ihren Safa­ri-Gui­des, der aus Bra­si­li­en stam­men­den Fisch­wirt­schafts­mei­ste­rin Aman­da Dor­n­elas sowie den ange­hen­den Fisch­wir­tin­nen Isa­bell Schwe­gel und Ali­na Groß­mann emp­fan­gen. Dann geht es auch schon gleich los zum Safa­ri­bach, der im Jahr 2010 auf dem Gelän­de der Lehr­an­stalt ange­legt wurde.

Bevor die Kin­der in den Bach kön­nen, gibt es erst­mal eine klei­ne Ein­füh­rung in die ober­frän­ki­sche Unter­was­ser­welt. Aman­da und ihre Kol­le­gin­nen haben leben­de Kreb­se und Fische in Was­ser­becken mit­ge­bracht, die nun vor­ge­stellt wer­den. In der Wan­ne lie­gen Signal‑, Edel- und Gali­zier­kreb­se zwar fried­lich neben­ein­an­der, aber wie die Kin­der erfah­ren, ist das in frei­er Natur nicht immer der Fall. Beson­ders die aus Über­see ein­ge­schlepp­ten Signal­kreb­se ver­drän­gen die hei­mi­schen Edel­kreb­se aus ihren Lebens­räu­men und sind als Über­trä­ger der Krebs­pest für alle ande­ren Arten eine Bedrohung.

Dann wird es span­nend, denn die Kin­der dür­fen die ver­schie­de­nen Kreb­se anfas­sen. Aman­da zeigt vor­her wie es geht, damit kei­ner durch die Sche­ren ver­letzt wird. Die hei­mi­schen Fische – Bach­saib­lin­ge, Gold­bach­saib­lin­ge und Bach­fo­rel­len – sind dage­gen harm­los. Trotz­dem gibt es auch hier vor dem Anfas­sen eine wich­ti­ge Regel: „Ihr müsst die Hän­de zuerst nass machen, sonst ver­letzt ihr die Schleim­schicht“, erklärt Amanda.

Jetzt beginnt der Haupt­teil des Erleb­nis­aus­flugs: die Bach­sa­fa­ri. Jedes Kind bekommt ein Sieb, mit dem die Was­ser­tie­re gefan­gen wer­den. „Nur im fla­chen Safa­ri­be­reich blei­ben, denn sonst badet ihr!“, warnt Aman­da noch, doch die Kin­der sind schon auf dem Weg ins Was­ser. Unter Stei­nen und tief im Schlamm füh­len sich eini­ge Tie­re beson­ders wohl und so machen sich vie­le der Safa­ri­gän­ger genau dort auf die Suche. Spä­te­stens jetzt sind die Gum­mi­stie­fel ein Segen.

Es dau­ert kei­ne Minu­te, da ruft der Erste: „Da zap­pelt irgend­et­was in mei­nem Kescher!“ Auch die ande­ren sind bald dar­auf erfolg­reich und so fül­len sich die Was­s­er­schüs­seln, die zur Auf­be­wah­rung der gefun­de­nen Tie­re die­nen, schnell mit aller­lei Insek­ten und klei­nen Fischen. Aman­da, Isa­bell und Ali­na gehen von Schüs­sel zu Schüs­sel und erklä­ren den Kin­dern, was genau sie da gefan­gen haben. Eine Grup­pe hat einen läng­li­chen, wurm­ar­ti­gen Fisch erwischt. „Das ist ein Quer­der, eine Vor­stu­fe des Neun­au­ges“, erzählt Aman­da. Die­se Wir­bel­tie­re zäh­len zu den leben­den Fos­si­li­en, da sie sich in den letz­ten 500 Mil­lio­nen Jah­ren kaum ver­än­dert haben.

In der Schu­le haben die Kin­der bereits eini­ges über die hei­mi­schen Gewäs­ser gelernt. Doch die Tie­re, die sie bis­lang nur auf Bil­dern sehen konn­ten, erle­ben sie nun haut­nah. Die­se Art von Unter­richt darf sogar in den Som­mer­fe­ri­en ein­mal sein. Bei einem der gefan­gen Tier­chen ist unklar um was für eine Art es sich han­delt. „Ich hab‘ eine neue Lebens­form gefun­den!“, ver­kün­det der Fin­der dar­auf­hin stolz sei­ner Mut­ter. Eine ande­re Grup­pe von Kin­der hat der­weil nur Augen für die gro­ßen Fische im Was­ser­becken, das noch immer neben dem Safa­ri­bach steht. Mit viel Geschick neh­men eini­ge die Fische aus dem Was­ser her­aus. „Das kann schon etwas stres­sig für die Tie­re wer­den, aber die­se kön­nen sich spä­ter im gro­ßen Teich von dem Tru­bel erho­len“, sagt Ali­na, die den Kon­takt der Kin­der mit den ein­hei­mi­schen Fisch­ar­ten als sehr wich­tig ansieht. Vie­le Kin­der wür­den heut­zu­ta­ge nur noch Fisch­stäb­chen oder See­lachs ken­nen, ein­hei­mi­sche Arten wie Saib­lin­ge oder Forel­len sei­en dage­gen nicht immer bekannt.

Die Bach­sa­fa­ri nähert sich nun lang­sam ihrem Ende. Die besten Fun­de aus den Schüs­seln wer­den in Becher­lu­pen gesam­melt und allen prä­sen­tiert. Jetzt zeigt sich die Viel­falt des klei­nen Bachs. Neben dem Quer­der sind auch Hacken­kä­fer, Schnell­läu­fer, Mühl­kop­pen, Ein­tags­flie­gen­lar­ven, Rol­legel und Was­ser­skor­pio­ne dabei. Über einen gefun­de­nen Bach­floh­krebs freut man sich beson­ders. „Das ist ein Anzei­chen für ein sehr gutes Gewäs­ser“, erklärt Aman­da der Grup­pe. Für die Tie­re ist der Land­aus­flug nur von kur­zer Dau­er, sie keh­ren bald dar­auf zurück in den Safa­ri­bach. Auch die Fische in der Was­ser­wan­ne müs­sen wie­der zurück in ihren Teich, um sich aus­zu­ru­hen und neu­en Sau­er­stoff zu tanken.

Zum Schluss kön­nen sich alle Kin­der und Eltern noch auf dem Gelän­de der Lehr­an­stalt für Fische­rei umse­hen. Die Son­ne hat sich mitt­ler­wei­le auch durch die dicke Wol­ken­schicht gekämpft und kün­digt einen schö­nen Nach­mit­tag an. Für die Kin­der steht fest, dass auch ein Bach in der Frän­ki­schen Schweiz ein Aben­teu­er bie­ten kann. Bei der Bach­sa­fa­ri im näch­sten Jahr wol­len sie wie­der dabei sein.

INFO: Jung und alt ent­decken auf eige­ne Faust die Unterwasserwelt

In der Lehr­an­stalt für Fische­rei kön­nen Kin­der­grup­pen, Kin­der­gär­ten und Schu­len mit Gum­mi­stie­fel, Becher­lu­pe und Kescher das Leben in hei­mi­schen Fließ­ge­wäs­sern erkun­den und einen Ein­blick in die Viel­falt der Fisch­ar­ten und Gewäs­ser­le­be­we­sen sowie in den Gewäs­ser­schutz erhal­ten. „Wir möch­ten mit unse­rer Bach­sa­fa­ri Kin­dern und Jugend­li­chen auf die hei­mi­schen Lebe­we­sen und Fisch­ar­ten auf­merk­sam machen. Denn nur was man kennt, das schützt man auch“, ver­deut­licht Bezirks­tags­prä­si­dent Dr. Gün­ther Denz­ler den Hin­ter­grund der belieb­ten Aktion.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen, Ter­min­ver­ein­ba­rung und Anmel­dung bei der Lehr­an­stalt für Fische­rei in Auf­seß unter Tele­fon 09198/340