Fle­der­mäu­se fal­len vom Him­mel: Töd­li­che Hit­ze­fal­len unter dunk­len Gebäudedächern

Um Hit­ze-Tod zu ent­ge­hen fal­len Jung­tie­re oft aus dem Quartier –

Tipps zur Hilfe

Mit den erneut hoch­som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren beginnt eine wei­te­re Lei­dens­zeit für vie­le Fle­der­mäu­se. Wie schon zur letz­ten Hit­ze­wel­le erwar­tet der Lan­des­bund für Vogel­schutz (LBV) wie­der zahl­rei­che Anru­fe von besorg­ten Natur­freun­den, die jetzt wie­der ver­mehrt ver­un­glück­te Jung­tie­re fin­den. Betrof­fen sind dabei vor allem Fle­der­mäu­se, die an oder in Gebäu­den ihr Quar­tier haben und dort in töd­li­che Hit­ze­fal­len gera­ten. Wenn bei hohen Tem­pe­ra­tu­ren kei­ne Aus­weich­mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung ste­hen, kann der Nach­wuchs nicht ein­fach sei­ne Behau­sung ver­las­sen. Beim ver­zwei­fel­ten Ver­such der uner­träg­li­chen Hit­ze zu ent­kom­men, fal­len vie­le aus dem Quar­tier oder flüch­ten in dar­un­ter lie­gen­de Wohnungen.

Fle­der­mäu­se fin­den in den baye­ri­schen Wäl­dern schon lan­ge immer weni­ger natür­li­che Höh­len­bäu­me für ihre Quar­tie­re. Des­halb sie­deln inzwi­schen zahl­rei­che Arten wie Zwerg- oder Bart­fle­der­maus ver­mehrt an und in Gebäu­den. „Dort fin­den sie viel leich­ter Spal­ten und Hohl­räu­me, in denen sie ihre Jun­gen auf­zie­hen kön­nen“, erklärt LBV-Fle­der­maus­exper­te Rudolf Leitl. Fle­der­mäu­se bevor­zu­gen dabei rela­tiv war­me und zug­luft­freie Quar­tie­re. Im küh­len Früh­jahr 2015 habe sie dar­um oft Ver­stecke gewählt, die sich schnell erwär­men. Doch aus­ge­rech­net die­se Stand­or­te wer­den jetzt für sie zur Todes­fal­le, da die Fle­der­mäu­se in den Gebäu­den der Hit­ze meist ohne Aus­weich­mög­lich­keit aus­ge­lie­fert sind.

Am bekann­te­sten sind die Kolo­nien des Gro­ßen Maus­ohrs, wel­che sich meist in den unge­stör­ten Dach­bö­den von Kir­chen befin­den. „Viel häu­fi­ger sind aber die Wochen­stu­ben von klei­ne­ren Arten, ins­be­son­de­re der Zwerg­fle­der­maus, die sich ent­we­der unter Dach­zie­geln oder hin­ter Holz­ver­scha­lun­gen befin­den“, so Rudolf Leitl. Hier bil­den schon klein­ste Spal­ten in den Dach­über­stän­den im First­be­reich oft die Quartiereingänge.

„Bei sehr hei­ßen Som­mer­ta­gen ent­ste­hen unter schwar­zen Dach­zie­geln, dunk­lem Kup­fer­blech oder auch hin­ter dunk­len Bret­tern bei star­ker Son­nen­ein­strah­lung Tem­pe­ra­tu­ren über 40 Grad, oft sogar über 60 Grad“, weiß der LBV-Exper­te. Um dem Hit­ze-Tod zu ent­kom­men, suchen die Tie­re nach küh­le­ren Berei­chen, um nicht zu ver­bren­nen. Dabei fal­len die Jung­tie­re oft aus dem Quar­tier. „Gele­gent­lich tau­chen die Fle­der­mäu­se dann auch in dar­un­ter lie­gen­den Woh­nun­gen auf, wenn irgend­wo klei­nen Spal­ten einen Durch­schlupf ermög­li­chen“, sagt Leitl.

Pfle­ge­sta­tio­nen über­füllt – – Tipps für Jedermann

Da ein der­ar­ti­ges Flucht­ver­hal­ten bei Hit­ze­pha­sen gehäuft auf­tritt, erwar­ten die weni­gen ehren­amt­li­chen Fle­der­maus­be­treu­er in Bay­ern auch jetzt wie­der zahl­rei­che Anru­fe von besorg­ten Natur­freun­den. „Da die Ehren­amt­li­chen aber immer noch viel zu vie­le Pfleg­lin­ge von der letz­ten Hit­ze­wel­le ver­sor­gen müs­sen, wer­den sie auch dies­mal den Ansturm nicht mehr bewäl­ti­gen kön­nen“, warnt Rudolf Leitl.

Der LBV rät des­halb: Wer her­un­ter­ge­fal­le­ne Fle­der­mäu­se fin­det, soll­ten die­se an einen küh­le­ren und vor Kat­zen siche­ren Platz brin­gen. „Wenn man den Tie­ren mit einer Pipet­te oder einem Tee­löf­fel etwas Was­ser an den Mund hält, trin­ken die­se oft bereit­wil­lig“, weiß Leitl. Meist reicht es, die Tie­re auf einen schat­ti­gen Baum zu set­zen. Man kann sie bis zur Däm­me­rung aber auch in einem Kar­ton auf­be­wah­ren und dann erst frei las­sen. Fle­der­mäu­se soll­ten wie alle Wild­tie­re mög­lichst nicht mit blo­ßen Hän­den ange­fasst wer­den, weil sie even­tu­ell auch Krank­hei­ten über­tra­gen können.

In alten Wäl­dern und Baum­be­stän­den hin­ge­gen kön­nen der­ar­ti­ge Hit­ze­fal­len kaum ent­ste­hen. Die Fle­der­mäu­se haben hier genü­gend Mög­lich­kei­ten, recht­zei­tig an schat­ti­ge­re Stel­len aus­zu­wei­chen. Doch alte Bäu­me als wich­tig­ster Lebens­raum wer­den den Tie­ren zuneh­mend genom­men. „Baum­höh­len wer­den ger­ne vom Klei­nen Abend­seg­ler, der Bech­stein­fle­der­maus und wei­te­ren Arten als Wochen­stu­ben­quar­tier genutzt, aber auch die Männ­chen vie­ler ande­rer Fle­der­maus­ar­ten wie das Gro­ße Maus­ohr sie­deln in die­sen, da sie sich nicht mit in den Gebäu­de-Wochen­stu­ben auf­hal­ten“, erklärt Rudolf Leitl.