Lud­wig Schick: „Das mensch­li­che Leben ist unan­tast­bar – auch das eigene“

Symbolbild Religion

Bam­ber­ger Erz­bi­schof zur Debat­te um Ster­be­hil­fe: „Auch die Assi­stenz beim Sui­zid ist Ent­schei­dung über wer­tes und unwer­tes Leben“

(bbk) In der Ster­be­hil­fe-Debat­te hat der Bam­ber­ger Erz­bi­schof Lud­wig Schick die Unan­tast­bar­keit des mensch­li­chen Lebens betont. Dies gel­te auch für das eige­ne Leben, sag­te Schick am Mitt­woch­abend in Fürth. „Das mensch­li­che Leben ist unver­füg­bar, und nie­mand darf das Leben anta­sten, auch nicht sein eige­nes“, sag­te Schick in einer Ring­vor­le­sung der Wil­helm-Löhe-Hoch­schu­le zum The­ma „Fra­gen am Beginn und Ende des Lebens“. Vor mehr als hun­dert inter­es­sier­ten Zuhö­rern warn­te Schick vor einem Damm­bruch: „Wer die Unver­füg­bar­keit des Lebens an einem Punkt in Fra­ge stellt, gibt das Prin­zip der Unan­tast­bar­keit des Lebens grund­sätz­lich auf. Die Fol­gen kön­nen unab­seh­bar sein.“

Schick stell­te ange­sichts der bevor­ste­hen­den Bun­des­tags­de­bat­te über ver­schie­de­ne Geset­zes­ent­wür­fe die Fra­ge: „Wenn der Sui­zid in Krank­heit und Behin­de­rung erlaubt wird, wie kann dann die Wür­de des Men­schen gewahrt blei­ben?“ Auch wenn dies oft bestrit­ten wer­de, so sei der Sui­zid, immer auch eine Ent­schei­dung über wer­tes und unwer­tes Leben. Wer sein eige­nes Leben been­de, hal­te es nicht mehr für lebens­wert. Wenn Leben getö­tet wer­den dür­fe, wer­de damit die Dis­kus­si­on eröff­net, ob es mehr oder weni­ger Wür­de für das Leben eines Men­schen gebe. „Wir müs­sen als Gesell­schaft und Kir­chen alles tun, dass auch das Leben von kran­ken, behin­der­ten und alten Men­schen als wert­voll, lebens­wert und unan­tast­bar ange­se­hen wird.“ Nur ver­ur­tei­len nüt­ze nicht, argu­men­tie­ren und wer­ben, sei notwendig.

Der Eid des Hip­po­kra­tes ver­pflich­te die Ärz­te, Leben zu erhal­ten, beton­te Schick und ver­wies auf den demo­gra­phi­schen Wan­del: Es wer­de immer mehr alte Men­schen geben, und die Erlaub­nis zum selbst­ge­wähl­ten und assi­stier­ten Sui­zid kön­ne den Druck auf die Men­schen erhö­hen, die dau­er­haft und gege­be­nen­falls lebens­lang auf Hil­fe ihrer Mit­men­schen und der Gesell­schaft ange­wie­sen sind, es „frei­wil­lig“ zu been­den. Dem glei­chen Druck wür­den auch die Ärz­te aus­ge­setzt wer­den. „Wird nicht auch der Gene­ra­tio­nen­ver­trag damit end­gül­tig auf­ge­kün­digt, der dar­in besteht, dass die Jun­gen und Alten, Gesun­den und Kran­ken, Star­ken und Schwa­chen sich gegen­sei­tig stüt­zen und tra­gen? Wird nicht die gegen­sei­ti­ge Hil­fe durch ein­sei­ti­ge Abhil­fe ersetzt wer­den?“, frag­te der Erzbischof.

Bischof Schick rief dazu auf, den Men­schen die Angst vor Alt­wer­den, den Alters­krank­hei­ten und dem Ster­ben zu neh­men. Dazu sei der Aus­bau der Pal­lia­tiv­me­di­zin eben­so wich­tig wie die sta­tio­nä­re und ambu­lan­te Hos­piz­ar­beit. Hier müss­ten sich auch die Kir­chen noch mehr enga­gie­ren. Das Ziel müs­se sein, dass nie­mand durch Men­schen­hand ster­be, son­dern an Men­schen­hand. Erz­bi­schof Schick beton­te: „Die Kir­che bleibt bei ihrer Auf­fas­sung, dass das Leben jedes Men­schen Gabe Got­tes ist, Sinn, Ziel und Auf­trag für das Gemein­wohl hat, auch in Leid, Krank­heit, Behin­de­rung und Sterben.“