Vol­les Haus zur Dis­kus­si­on um die Sterbehilfe

Dr. med. Jörg Cuno, Chefarzt der Palliativstation am Klinikum Bamberg, MdB Andreas Schwarz, Petra Ernstberger, MdB und Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Heinz Kuntke, Vizepräsident am Landgericht Bamberg, und Günther Werner, Dekan im Evangelisch-lutherischen Dekanat Forchheim.

Dr. med. Jörg Cuno, Chef­arzt der Pal­lia­tiv­sta­ti­on am Kli­ni­kum Bam­berg, MdB Andre­as Schwarz, Petra Ernst­ber­ger, MdB und Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­re­rin der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, Heinz Kunt­ke, Vize­prä­si­dent am Land­ge­richt Bam­berg, und Gün­ther Wer­ner, Dekan im Evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Deka­nat Forchheim.

Die SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on vor Ort in Forchheim

Der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Andre­as Schwarz und Petra Ernst­ber­ger, MdB und Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­re­rin der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, konn­ten am Diens­tag­abend knapp 100 Besu­che­rin­nen und Besu­cher zu einer Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung zum The­ma „Wür­de­vol­les Ster­ben – Beglei­tung bis zum Ende“ begrüßen.

Im kom­men­den Herbst wird der Deut­sche Bun­des­tag über die Fra­ge ent­schei­den, wie in Zukunft die Ster­be­hil­fe gere­gelt wer­den soll. Dann darf jeder Abge­ord­ne­te nach sei­nem Gewis­sen ent­schei­den, wie er zu die­sem The­ma steht. Vor der Bera­tung im Bun­des­tag woll­te Andre­as Schwarz die Mei­nung der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger dazu hören und mit Fach­leu­ten aus Medi­zin, Recht und Kir­che über die recht­li­chen, ethi­schen und medi­zi­ni­schen Aspek­te der Ster­be­hil­fe diskutieren.

Pal­lia­tiv­me­di­zin stärken

„Jeder möch­te in Wür­de ster­ben und hat Angst vor Schmer­zen am Lebens­en­de“, mein­te Petra Ernst­ber­ger. Wich­tig sei es aus ihrer Sicht, die Angst vor Schmer­zen zu neh­men. Des­halb müs­se die Pal­lia­tiv­me­di­zin wei­ter gestärkt wer­den, um jedem Betrof­fe­nen den Zugang zu ermöglichen.

Noch hat sich die Abge­ord­ne­te nicht ent­schie­den, wel­chem Geset­zes­ent­wurf sie sich im Herbst anschlie­ßen wird. Sicher ist für sie jedoch, dass sie Ster­be­hil­fe­ver­ei­nen einen Rie­gel vor­schie­ben möchte.

Heinz Kunt­ke, Vize­prä­si­dent am Land­ge­richt Bam­berg äußer­te sich kri­tisch über eine Neu­re­ge­lung des Geset­zes zur Ster­be­hil­fe. Bereits jetzt gebe es gro­ße Unei­nig­keit in der Recht­spre­chung. Eine wei­te­re Ver­schär­fung der Rechts­la­ge wür­de die Pro­ble­ma­tik für alle Betei­lig­ten nur wei­ter verkomplizieren.

Gün­ther Wer­ner, Dekan im Evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Deka­nat Forch­heim trat für eine men­schen­wür­di­ge Beglei­tung bis zum Ende ein. „Der Mensch soll­te, so lan­ge er lebt, in jedem erdenk­li­chen Maß unter­stützt wer­den. Eine kla­re Absa­ge erteil­te er der Selbst­tö­tung und der orga­ni­sier­ten Sterbehilfe.

Pal­lia­tiv­me­di­zin als Netzwerk

„Wenn wir das Ange­bot an Pal­lia­tiv­bet­ten aus­bau­en, dann braucht es kein neu­es Gesetz“, stell­te Dr. med. Jörg Cuno, Chef­arzt der Pal­lia­tiv­sta­ti­on am Kli­ni­kum Bam­berg, in sei­nem Ein­gangs­state­ment fest. „Der Begriff Ster­be­hil­fe ist eigent­lich etwas Posi­ti­ves, nimmt man ihn wört­lich als die Hil­fe beim Ster­ben. Unse­re Haupt­auf­ga­be besteht dar­in, den Men­schen Bei­stand zu lei­sten, sie zu umsor­gen statt zu ent­sor­gen.“ Mit sei­nen ver­schie­de­nen Teams betreut Cuno über 1600 Pati­en­ten sta­tio­när, ambu­lant und konsiliarisch.

Wich­tig ist für Jörg Cuno das Netz­werk rund um die Pal­lia­tiv­me­di­zin: „Wir brau­chen für die umfas­sen­de Betreu­ung unse­rer Pati­en­ten nicht nur die Pal­lia­tiv­me­di­zin, son­dern eben­so die Sozi­al­sta­ti­on, den All­ge­mein­arzt und den Fach­arzt“, beton­te Cuno. Nicht zu ver­ges­sen, dass eine pal­lia­ti­ve Betreu­ung nicht nur für die Pati­en­ten, son­dern auch für deren Ange­hö­ri­ge sehr wich­tig sei.

Abschlie­ßend rich­te­te Jörg Cuno die Bit­te an die Poli­tik, den Per­so­nal­schlüs­sel in Zukunft nicht zu begrenzen.

Geset­zes­ab­stim­mung wird Stern­stun­de des Parlaments

Nach über zwei Stun­den reger Dis­kus­si­on und Bei­trä­gen aus dem höchst inter­es­sier­ten Publi­kum bedank­te sich Gast­ge­ber Andre­as Schwarz bei allen Betei­lig­ten für den wich­ti­gen Gedan­ken­aus­tausch. „Die Geset­zes­ab­stim­mung zur Ster­be­hil­fe im kom­men­den Herbst ist eine par­la­men­ta­ri­sche Stern­stun­de, weil sich jeder Abge­ord­ne­te ohne Frak­ti­ons­zwang frei nach sei­nem Gewis­sen ent­schei­den kann. Wir brau­chen hier ein Gesetz, das den Men­schen Hand­lungs­mög­lich­kei­ten gibt“, so der Abgeordnete.

Klar aus der Dis­kus­si­on her­vor­ge­gan­gen sei, dass die Pal­lia­tiv­ver­sor­gung bun­des­weit wei­ter aus­ge­baut wer­den müs­se. „Die­se Bot­schaft ist auch in Ber­lin ange­kom­men“, ver­sprach Andre­as Schwarz. Eben­so müs­se die wich­ti­ge Hos­piz­ar­beit in Zukunft wei­ter gestärkt werden.