Spek­ta­ku­lä­re Neu­erwer­bung für das Richard Wag­ner Museum

Bis­lang unbe­kann­te Mar­mor-Büste Richard Wag­ners aus dem Jahr 1874 erworben

Spektakuläre Neuerwerbung

Spek­ta­ku­lä­re Neuerwerbung

Pünkt­lich zur Neu­eröff­nung am 26. Juli prä­sen­tiert das Richard Wag­ner Muse­um Bay­reuth eine spek­ta­ku­lä­re Neu­erwer­bung. Es han­delt sich um eine bis­lang unbe­kann­te Mar­mor-Büste Richard Wag­ners von Gustav Adolph Kietz aus dem Jahr 1874. Die Büste wur­de im April von der Ober­fran­ken­stif­tung erwor­ben und dem Richard Wag­ner Muse­um als Dau­er­leih­ga­be zur Ver­fü­gung gestellt. Sie wird ihren Platz im Foy­er des Muse­ums­neu­baus finden.

Die Büste wur­de im Novem­ber 2014 von Herrn Peter Werth, Mün­chen, im Kunst­han­del ent­deckt. Als bedeu­ten­des Objekt zur Wag­ner-Iko­no­gra­phie wur­de sie dem Richard Wag­ner Muse­um zum Kauf ange­bo­ten. Die Ver­hand­lun­gen von Muse­ums­di­rek­tor Dr. Sven Fried­rich führ­ten schließ­lich zum Erfolg und die Büste konn­te von der Ober­fran­ken­stif­tung erwor­ben werden.

Die Büste ent­stand 1874, unmit­tel­bar nach der bekann­ten Por­trät­bü­ste, die in der Hal­le von Wahn­fried auf­ge­stellt wur­de. Für bei­de Büsten saß Wag­ner im noch unfer­ti­gen Haus Wahn­fried Modell. Der Ent­ste­hungs­ort der Büste eben­so wie der ent­ste­hungs­ge­schicht­li­che Bezug auf das „neue“ Wahn­fried prä­de­sti­niert sie natur­ge­mäß für das „neue“ Richard Wag­ner Museum.

Gustav Adolph Kietz schrieb über die Sit­zun­gen an sei­ne Frau: „Die Sit­zun­gen gehen regel­mä­ßig vor­wärts. Lei­der habe ich Wag­ner sel­ten allei­ne, die Kin­der kom­men meist alle mit, auch Russ, der gro­ße Hund, und zuletzt kommt noch Frau Cosi­ma. Das alles erschwert die Arbeit bei sei­ner gro­ßen Leben­dig­keit sehr. Sind wir ein­mal allein, dann wirft er den Kopf meist zurück und singt aus Sin­fo­nien, Quar­tet­ten, Opern, auch mir noch unbe­kann­te Wei­sen. Es kommt auch öfter vor, wenn ich gera­de recht eif­rig und still bei der Arbeit bin und mich dann ein­mal zu ihm wen­de, um eine Form genau­er zu ver­fol­gen, dass ich zu mei­nem Ent­set­zen eine fürch­ter­li­che Gri­mas­se vor mir sehe, den Mund mit bei­den Fin­gern weit auf­ge­ris­sen, die Augen ver­dreht – das ech­te Leip­zi­ger Gas­sen­bu­ben­ge­sicht!“ (Gustav Adolph Kietz. Richard Wag­ner in den Jah­ren 1842–1849. Erin­ne­run­gen von Gustav Adolph Kietz. Auf­ge­zeich­net von Marie Kietz, Dres­den 1905, S. 157).

Im Gegen­satz zu der klas­si­zi­stisch anti­ki­sie­ren­den Dar­stel­lung der „offi­zi­el­len“ Wahn­fried-Büste ohne Pupil­len und Gewan­dung und mit idea­li­sier­ter Gesamt­erschei­nung ist die jetzt erwor­be­ne Büste wirk­lich­keits­nä­her. Die Pupil­len sind deut­lich her­aus­ge­ar­bei­tet, die Fri­sur genia­lisch wirr, und die Figur ist hier mit Kra­wat­te, Jacke und dickem Pelz­man­tel gewan­det, „ein Hin­weis auf die Käl­te in dem noch unfer­ti­gen Raum ohne Glas­fen­ster bei der Sit­zung in Wahn­fried“ (Oswald Georg Bau­er, Expo­sé zu: Gustav Adolph Kietz, Por­trät-Büste Richard Wag­ner im wei­ßen Mar­mor, Mün­chen, 15. Febru­ar 2015).

Durch die­se Gestal­tung, ins­be­son­de­re der Augen und damit des Blicks, ist die­se pla­sti­sche Dar­stel­lung Wag­ners von beson­de­rer Aus­drucks­kraft. Mit einer Höhe von 76 cm und einer Schul­ter­brei­te von 62 cm ist sie knapp über­le­bens­groß, was ihre dra­ma­ti­sche Wir­kung eben­so unter­streicht wie die zahl­rei­chen natur­be­las­se­nen Ein­schlüs­se und Fär­bun­gen des Mar­mors, wäh­rend die idea­li­sie­ren­de Erst­fas­sung in der Hal­le von Wahn­fried von blen­dend wei­ßer Rein­heit ist.