Azu­bis hän­de­rin­gend gesucht: Noch vie­le Lehr­stel­len in Ober­fran­ken unbesetzt

Symbolbild Bildung

Die Suche nach Aus­zu­bil­den­den wird für ober­frän­ki­sche Unter­neh­men mehr und mehr zur Her­aus­for­de­rung. Obwohl die IHK seit Jah­ren beob­ach­tet, dass Lehr­ver­trä­ge immer frü­her unter­schrie­ben wer­den und Unter­neh­men inten­si­ver um geeig­ne­te Bewer­ber wer­ben, sind drei Mona­te vor Beginn des Aus­bil­dungs­jah­res immer noch vie­le Stel­len unbesetzt.

Momen­tan sind noch 3205 Lehr­stel­len in Ober­fran­ken unbe­setzt. Gleich­zei­tig gibt es 2698 unver­sorg­te Bewer­ber, geht aus den Zah­len der Agen­tur für Arbeit her­vor. „Schon heu­te feh­len in Ober­fran­ken rund 15.000 Fach­kräf­te“, sorgt sich Heri­bert Trunk, Prä­si­dent der Indu­strie- und Han­dels­kam­mer für Ober­fran­ken Bay­reuth. „Kön­nen die Unter­neh­men ihre frei­en Aus­bil­dungs­plät­ze nicht beset­zen, wird die­se Zahl in den kom­men­den Jah­ren unwei­ger­lich dra­ma­tisch ansteigen.“

Haupt­grund ist die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung, die die Situa­ti­on in den kom­men­den Jah­ren vor­aus­sicht­lich noch wei­ter ver­schär­fen wird: So leb­ten im Jahr 2014 rund 33.200 Men­schen im Alter von 16 bis 19 Jah­ren in Ober­fran­ken, laut Pro­gno­se wird die­se Zahl bis 2032 um ein Vier­tel auf 24.700 sin­ken. Vor allem bei den Haupt­schul­ab­sol­ven­ten sei der Rück­gang schon jetzt deut­lich spür­bar, erläu­tert Chri­sti Degen, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth: „Deren Zahl ging in Ober­fran­ken zwi­schen 2005 und 2014 von 4245 auf 2401 zurück. Im Jahr 2014 gab es also 44 Pro­zent weni­ger Haupt­schul­ab­sol­ven­ten als zehn Jah­re zuvor.“

Dra­stisch zeigt sich der Man­gel an Azu­bis vor allem im Ein­zel­han­del. Zwar gibt es in die­ser Bran­che auch die mei­sten unver­sorg­ten Bewer­ber, den­noch sind in Ober­fran­ken noch fast 450 Stel­len für ange­hen­de Ein­zel­han­dels­kauf­leu­te und Ver­käu­fer unbe­setzt. Doch auch in ande­ren Bran­chen tun sich Unter­neh­men teils schwer, Aus­zu­bil­den­de zu fin­den, etwa in der Gastro­no­mie, Hotel­le­rie, in der Logi­stik oder bei den Mechatronikern.

IHK-Prä­si­dent Heri­bert Trunk for­dert ein rasches Gegen­steu­ern sei­tens der Poli­tik, um dem Fach­kräf­te­man­gel Ein­halt zu gebie­ten. Die beruf­li­che Aus­bil­dung müs­se als Alter­na­ti­ve zum Stu­di­um gestärkt wer­den. „Die Unter­neh­mer suchen hän­de­rin­gend beruf­lich Qua­li­fi­zier­te, die Zahl der feh­len­den Aka­de­mi­ker ist weit­aus nied­ri­ger“, erklärt Trunk. Außer­dem befür­wor­tet Trunk die voll­stän­di­ge Umset­zung des „3+2“-Modells für jun­ge Flücht­lin­ge. Nach die­sem Vor­schlag der baye­ri­schen IHKs sol­len Asyl­be­wer­ber, die eine Leh­re auf­neh­men, in den drei Jah­ren der Berufs­aus­bil­dung sowie in den fol­gen­den zwei Jah­ren zum Sam­meln von Berufs­er­fah­rung nicht abge­scho­ben wer­den dür­fen. Kri­tisch sieht Trunk hin­ge­gen einen Erlass des baye­ri­schen Innen­mi­ni­sters Joa­chim Herr­mann. Dem­zu­fol­ge dür­fen Flücht­lin­ge aus als sicher gel­ten­den Her­kunfts­län­dern nicht in Bay­ern arbei­ten. Aus­bil­dungs­plät­ze, die den Flücht­lin­gen bereits ver­spro­chen sind, dür­fen sie nicht mehr anneh­men. „Das ver­schärft die Situa­ti­on auf dem Aus­bil­dungs­markt und raubt den Unter­neh­men Pla­nungs­si­cher­heit“, kri­ti­siert Trunk.

Mehr als 2300 Unter­neh­men aus dem Bereich der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth bil­den der­zeit aktiv aus.