Sport­ler­aus­tausch Forch­heim – Le Per­reux vom 8. ‑10. Mai 2015

Die Volleyballspieler: links Le Perreux, rechts Forchheim

Die Vol­ley­ball­spie­ler: links Le Per­reux, rechts Forchheim

Vol­ley­ball im Zei­chen der Völ­ker­freund­schaft und Partnerschaft

Pünkt­lich zum 70. Jah­res­tag des Endes des 2. Welt­krie­ges in Euro­pa kamen fran­zö­si­sche Sport­ler aus Forch­heims Part­ner­stadt Le Per­reux, einem Stadt­teil von Paris, zu Besuch in die alte deut­sche Königs­stadt. Was in dama­li­ger Zeit undenk­bar war, ist heu­te geleb­te Rea­li­tät: Aus den „Erb­fein­den“ wur­den gleich­be­rech­tig­te Freunde.

Der Besuch der fran­zö­si­schen Sport­ler, die alle­samt bei deut­schen Fami­li­en auf­ge­nom­men wur­den, fand im Rah­men des Sport­ler­aus­tauschs der Stadt Forch­heim mit der Part­ner­ge­mein­de statt. Unter den Gästen befand sich auch eine Vol­ley­ball-Mixed-Mann­schaft, die von einer offe­nen Grup­pe Frei­zeit­vol­ley­bal­ler aus Forch­heim und Umge­bung herz­lich auf­ge­nom­men wur­de. Beglei­tet wur­de das fran­zö­si­sche Vol­ley­ball­team von Geor­ges Moulin, seit 2009 Prä­si­dent des ASMP, mit 820 Mit­glie­dern einer der größ­ten Ver­ei­ne in der Part­ner­stadt, und der ein­zi­ge, der zugleich Sport- und Kul­tur­ab­tei­lun­gen bie­tet: neben Vol­ley­ball auch Bad­min­ton, Fech­ten, Gym­na­stik, Hand­ball, Jazz-Dance, Hip-Hop, Zum­ba, Thea­ter, Yoga und einen Chor. Geor­ges war selbst zuvor nie in Forch­heim und woll­te end­lich ein­mal die Part­ner­stadt besu­chen und haut­nah dort den Sport­ler­aus­tausch erle­ben, so ent­schloß er sich mit­zu­fah­ren. Da er in den 1970er Jah­ren eini­ge Zeit lang Vol­ley­ball betrie­ben hat­te, reih­te er sich bei den Vol­ley­bal­lern sei­nes Ver­eins ein und nahm auch am Trai­ning und Wett­kampf in Forch­heim teil, selbst über­rascht wie gut er nach all die­ser Zeit doch noch spie­len konnte.

Jean-René Béchon­net war offi­zi­ell der Lei­ter der fran­zö­si­schen Vol­ley­ball­grup­pe und ist sei­nen eige­nen Wor­ten nach im schön­sten Vier­tel von Paris beruf­lich tätig: Als Capi­taine der Poli­zei unter­ste­hen ihm 90 Beam­te, die im 1. Pari­ser Arron­dis­se­ment, einem der älte­sten Stadt­vietel, zu dem auch der Lou­vre gehört, ihren Dienst ver­rich­ten. Die Ter­ror­an­schlä­ge im Janu­ar die­sen Jah­res haben eini­ge sei­ner Leu­te haut­nah erlebt, ver­stö­ren­de Ereig­nis­se für alle. Die Gefahr für Leib und Leben, so Jean-René, ist für Poli­zi­sten sehr groß, da die Gewalt­be­reit­schaft gegen die Poli­zei zunimmt.

Neben dem Ver­eins­prä­si­den­ten und der Poli­zei hat­te die Mann­schaft aus Le Per­reux noch einen wei­te­ren Joker im Ärmel: Alex­and­re Mai­son, ehe­ma­li­ger Spie­ler in der 1. fran­zö­si­schen Liga bei „Paris Vol­ley“, mit nach­fol­gen­der Beach­vol­ley­ball-Kar­rie­re. Kom­plet­tiert wur­de das fran­zö­si­sche Team durch Mouad Alouach, Lou­is Vibert und den drei Frau­en Assia Msa­ha­zi, Vanes­sa Jor­by und Les­lie Fon­ta­li­ve. Alle hat­ten noch nie zuvor Forch­heim besucht und bega­ben sich in die mit Sport­ler­aus­tau­schen ver­trau­ten Hän­de der 14-köp­fi­gen Forch­hei­mer Grup­pe, dar­un­ter fünf Jugend­li­che, unter Lei­tung von Bernd Dötzer.

Es wur­de ver­sucht, das Pro­gramm nicht zu über­deh­nen, um kei­nen Frei­zeit­streß auf­kom­men zu las­sen, aber neben Sport soll­te auch ein wenig das Forch­hei­mer Leben zum Zuge kom­men, sodaß am Ende die Le Per­reu­xer sport­lich zufrie­den und kul­tu­rell berührt nach Hau­se fah­ren könn­ten. So durf­ten die fran­zö­si­schen Vol­ley­bal­ler am Ankunfts­tag nach 10 Stun­den Bus­fahrt gleich zwei ent­span­nen­de Stun­den im Forch­hei­mer Königs­bad ver­brin­gen, das Mit­tag­essen im Gewöl­be­kel­ler des Rat­hau­ses ein­neh­men und am Rat­haus­platz bei einem – neu für sie – Glas Wei­zen oder Cola-Wei­zen oder Rad­ler das All­tags­le­ben der alten frän­ki­schen Stadt an sich vor­bei­zie­hen lassen.

Die Gesprä­che hier­bei fan­den vor allem in Eng­lisch statt, obwohl sich hier und da fran­zö­si­sche und deut­sche Schul- und Volks­hoch­schul­kennt­nis­se der jeweils ande­ren Spra­che ihren Weg bahn­ten und mit Hän­den und Füßen unter­stri­chen wur­den. Das schö­ne Wet­ter ließ die Sprach­bar­rie­ren weg­bre­chen und fand im gemein­sa­men Ent­schluß Aus­druck, die Nach­mit­tags­zeit mit Beach­vol­ley­ball an der HGF-Hal­le zu bege­hen. Son­ne, Sand, Frei­zeit und einen Ball: was will der Vol­ley­bal­ler mehr? Der sport­li­che Ehr­geiz kann­te kei­ne Gren­zen und so ging es anschlie­ßend sogar noch nach Ker­s­bach in die Schul­turn­hal­le zum gemein­sa­men Training.

Das wohl­ver­dien­te Abend­essen fand stan­des­ge­mäß Forch­hei­me­risch auf den Kel­lern statt. Natür­lich ist der Kel­ler­wald mit sei­nen Bier­kel­lern etwas, was die Pari­ser so nicht ken­nen, und somit ein neu­er kul­tu­rel­ler Ein­druck für die Fran­zo­sen aus der Weltstadt.

Der Sams­tag begann nach dem Früh­stück in den gast­ge­ben­den Fami­li­en mit dem Vol­ley­ball­wett­kampf in der EGF-Hal­le. Hier­bei zeig­te sich die abso­lu­te spie­le­ri­sche Über­le­gen­heit der Mixed-Mann­schaft aus Le Per­reux, die im Forch­hei­mer Team – das auch sei­ne Jugend­li­chen mit­spie­len lies, um den Nach­wuchs für die Part­ner­schaft mit den Fran­zo­sen wei­ter zu begei­stern – kei­nen ernst­zu­neh­men­den Geg­ner fand. Das Ergeb­nis war nicht wei­ter tra­gisch: ein Sieg für Le Perreux.

Die Volleyballer und politische Vertreter beider Partnerstädte beim Abschlußabend

Die Vol­ley­bal­ler und poli­ti­sche Ver­tre­ter bei­der Part­ner­städ­te beim Abschlußabend

Damit war für die Vol­ley­bal­ler der Sport been­det und es ging in die Frän­ki­sche Schweiz, zum Besuch der Höh­len­rui­ne Rie­sen­burg, zum Som­mer­ro­deln und Ein­keh­ren nach Pot­ten­stein. Auf dem Heim­weg ging es dann zum Aus­sichts­punkt der Streit­burg in Streit­berg, um noch ein­mal einen herr­li­chen Blick auf die Land­schaft der Frän­ki­schen den Gästen zu bereiten.
Der Abend wur­de von der Stadt Forch­heim und dem Part­ner­schafts­ko­mi­tee in Form eines gemein­sa­men Abends aller teil­neh­men­den Sport­grup­pen samt gast­ge­ben­der Fami­li­en in der Adal­bert-Stif­ter-Schu­le zele­briert. Ein reich­hal­ti­ges Buf­fet, genü­gend flüs­si­ge Nah­rung und die anschlie­ßen­de Dis­co­par­ty – hier ein Dank an den DJ, der die rich­ti­ge Mischung fand und die Deut­schen und Fran­zo­sen zum aus­ge­las­se­nen Tan­zen brach­te – sorg­te für einen äußerst gelun­ge­nen Aus­klang des Sportleraustauschs.

Am näch­sten Mor­gen war Abschied ange­sagt. Die Vol­ley­bal­ler – wie alle ande­ren Fran­zo­sen – waren von den ver­gan­ge­nen zwei Tagen in Forch­heim sehr ange­tan. Geor­ges drück­te es so aus: „Von Her­zen kann ich sagen, daß ich Forch­heim sehr mag, sehr cool, und nicht so laut wie Le Per­reux oder Paris. Sicher­lich wer­de ich eines Tages wie­der kom­men.“ Wei­ter teil­ten er und Jean-René mit, daß sie sich jetzt schon Gedan­ken machen wür­den, mit wel­chem Pro­gramm sie uns in zwei Jah­ren beim Gegen­be­such beein­drucken könn­ten, was ihnen auf­grund des in Forch­heim Erleb­ten schier unmög­lich zu top­pen erscheint. Die Forch­hei­mer beru­hig­ten sie: Zwei Jah­re sind eine lan­ge Zeit zum Über­le­gen, im Übri­gen ist für uns Ober­fran­ken ein frei­er Tag in der Haupt­stadt Frank­reichs mehr als Aus­rei­chend, um uns zu beein­drucken und beglücken. Da braucht es nichts wei­ter als ein paar neue, ein­hei­mi­sche Freun­de, die zusam­men mit uns dort die Zeit verbringen.

Als der Bus der Fran­zo­sen um die Ecke bog, war der Forch­hei­mer Vol­ley­ball­grup­pe klar, daß sich mit hoher Wahr­schein­lich­keit neue Freun­de gefun­den haben und man nicht 2 Jah­re war­ten möch­te, um sich wie­der zu sehen…

Für Forch­heim spiel­ten Vol­ley­ball und nah­men die Gäste bei sich auf: Bri­git­te & Micha­el Rau­her / Sig­rid, Ste­fan, Sarah & Jan Stöhr-Zirn­sack / Jane Jänicke & Ron­ja Rascher / Mar­ti­na, Mar­tin, Seli­na & Juli­an Hitz / Micha­el Adler / Mar­git, Gott­fried & Bernd Dötzer.

Herz­li­chen Dank an Herrn Ober­bür­ger­mei­ster Stumpf für die Unter­stüt­zung unse­rer offe­nen und ver­eins­lo­sen Vol­ley­ball-Grup­pe, Frau Ire­ne Matt­le von der Tou­rist-Info und dem gesam­ten Part­ner­schafts­ko­mi­tee für die Orga­ni­sa­ti­on des Aus­tauschs, sowie bezüg­lich der Sport­hal­len Frau Gnad von der Stadt Forch­heim und Herrn Arneth vom Land­rats­amt Forch­heim. Beson­de­rer Dank gilt eben­falls der Vol­ley­ball­ge­mein­schaft Jahn/​VfB Forch­heim für die zur Ver­fü­gung gestell­ten Bäl­le und Netze.

Links

Mehr Infos zu Geor­ges Moulins Ver­ein ASMP gibt es hier: www​.asmp​.asso​.fr

Die offi­zi­el­le Web­sei­te der Stadt Le Per­reux: www​.leper​reu​x94​.fr

Bericht: Bernd Dötzer
Fotos: Geor­ges Moulin