MdB Eli­sa­beth Schar­fen­berg: „Gesetz­ent­wurf zur Bei­hil­fe zum Sui­zid vorgelegt“

Heu­te hat im Bun­des­tag eine Grup­pe von Abge­ord­ne­ten aus allen im Bun­des­tag ver­tre­te­nen Frak­tio­nen einen gemein­sa­men Gesetz­ent­wurf zum Ver­bot der geschäfts­mä­ßi­gen Bei­hil­fe zum Sui­zid vor­ge­legt. Dazu erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg, ober­frän­ki­sche Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, Mit­glied im Gesundheitsausschuss:

Eine frak­ti­ons­über­grei­fen­de Grup­pe von Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten, der auch ich ange­hö­re, hat heu­te einen gemein­sa­men Gesetz­ent­wurf zur „Straf­bar­keit der geschäfts­mä­ßi­gen För­de­rung der Selbst­tö­tung“ als Grup­pen­an­trag vor­ge­legt. Wir schla­gen dar­in die Ein­füh­rung der Straf­bar­keit der geschäfts­mä­ßi­gen, d.h. der auf Wie­der­ho­lung ange­leg­ten För­de­rung zum assi­stier­ten Sui­zid vor.

Wir haben nach sehr inten­si­ver und sorg­fäl­ti­ger Bera­tung und unter Ein­be­zie­hung wis­sen­schaft­li­chen Sach­ver­stan­des einen mode­ra­ten und aus­ge­wo­ge­nen Rege­lungs­vor­schlag erar­bei­tet. Im Gegen­satz zu bereits vor­ge­leg­ten oder ange­kün­dig­ten Gesetz­ent­wür­fen for­dern wir weder eine star­ke Aus­wei­tung der Straf­bar­keit, etwa durch ein Total­ver­bot der Sui­zid­bei­hil­fe, noch ent­hält unser Ent­wurf eine Öff­nungs­klau­sel zur Aus­wei­tung des ärzt­lich assi­stier­ten Sui­zids. Das enge Nähe­ver­hält­nis in Fami­li­en berück­sich­ti­gen wir beson­ders, indem wir Ange­hö­ri­ge und nahe­ste­hen­de Per­so­nen, die als Teil­neh­mer selbst nicht geschäfts­mä­ßig han­deln, von der Straf­bar­keit ausnehmen.

Uns und auch mich ganz per­sön­lich lei­tet bei die­sem Vor­schlag die fol­gen­de Moti­va­ti­on: In Deutsch­land neh­men Fäl­le zu, in denen Ver­ei­ne (wie bspw. Digni­tas) oder ein­schlä­gig bekann­te Ein­zel­per­so­nen die Bei­hil­fe zum Sui­zid regel­mä­ßig bei­spiel­wei­se durch die Gewäh­rung, Ver­schaf­fung oder Ver­mitt­lung eines töd­li­chen Medi­ka­men­tes anbie­ten. Dadurch droht eine gesell­schaft­li­che „Nor­ma­li­sie­rung“, ein „Gewöh­nungs­ef­fekt“ an sol­che geschäfts­mä­ßi­gen For­men des assi­stier­ten Sui­zids ein­zu­tre­ten. Ins­be­son­de­re alte und/​oder kran­ke Men­schen kön­nen sich dadurch zu einem assi­stier­ten Sui­zid ver­lei­ten las­sen oder gar direkt oder indi­rekt gedrängt füh­len, die ohne die Ver­füg­bar­keit sol­cher Ange­bo­te eine sol­che Ent­schei­dung nicht erwä­gen, geschwei­ge denn tref­fen würden.

Die­se Ent­wick­lun­gen beun­ru­hi­gen mich. Ich will nicht, dass sich Men­schen unter Druck gesetzt füh­len. Sol­chen nicht not­wen­dig kom­mer­zi­ell ori­en­tier­ten, aber geschäfts­mä­ßi­gen, also auf Wie­der­ho­lung ange­leg­ten Hand­lun­gen ist des­halb zum Schutz der Selbst­be­stim­mung und des Grund­rech­tes auf Leben auch mit den Mit­teln des Straf­rechts entgegenzuwirken.

Den Kern der frak­ti­ons­über­grei­fen­den Grup­pe, die den Ent­wurf erar­bei­tet hat, bil­den Micha­el Brand MdB (CDU/CSU), Ker­stin Grie­se MdB (SPD), Kat­rin Vog­ler MdB (DIE LIN­KE.), Dr. Harald Ter­pe MdB (BÜND­NIS 90/DIE GRÜ­NEN), Micha­el Frie­ser MdB (CDU/CSU), Eva Högl MdB (SPD), Hali­na Waw­zy­ni­ak MdB (DIE LIN­KE.), Eli­sa­beth Schar­fen­berg MdB (BÜND­NIS 90/DIE GRÜ­NEN), Dr. Clau­dia Lücking-Michel MdB (CDU/CSU), Ans­gar Heve­ling MdB (CDU/CSU).