Erzbischof Schick: "Ausspähskandale sind Zeichen für ausbreitendes Misstrauen in der Gesellschaft"

Symbolbild Religion

„Vertrauen weckt Vertrauen“

(bbk) Ausspäh- und Bespitzelungsskandale sind nach Worten von Erzbischof Ludwig Schick Anzeichen für ein sich ausbreitendes Misstrauen in der Gesellschaft. Dass der amerikanische Geheimdienst NSA auch befreundete Länder abhört, dass in Supermärkten die Mitarbeiter von versteckten Kameras kontrolliert werden und die privaten Überwachungsdienste immer mehr Aufträge bekommen, zeige, dass sich das Misstrauen wie ein Krebsgeschwür breit mache, sagte Schick am Sonntag beim Vierzehnheiligenfest. Wer nach dem Motto lebe, „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, der müsse wissen, dass dieses Zitat von Lenin stamme, einem der Väter des autoritären Sowjetsystems, das seine Bürger brutal unterdrückt hat. Für Christen gelte das Motto „Vertrauen weckt Vertrauen“.

Geheimdienste und Kontrollsysteme hätten grundsätzlich ihre Berechtigung, müssten aber dem Schutz der Gesellschaft dienen und Gefahren aufspüren, so Schick. „Sie dürfen nicht dem Machtstreben und der Unterdrückung dienen; sie sollen sich ohne Wenn und Aber an das Recht halten und auch kontrolliert werden.“ Vertrauen sei die Basis für jedes humane Gemeinschaftsleben, das gelte für Ehe und Familie, für Nachbarschaft und Vereine, Ordensgemeinschaften und Pfarreien sowie Staaten und Völker. „Ohne Vertrauen wird alles unmenschlich und unerträglich.“ Christen hätten daher die Aufgabe, das Vertrauen zu den Mitmenschen und in der Gesellschaft spürbar zu machen und auszubreiten.

Das Misstrauen in der Gesellschaft wachse durch Angst um Macht und Einfluss. Vertrauen aber wachse durch Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit, wachse auf der Basis der Solidarität und Freundschaft. „Ausspähen und Freundschaft sind wie Feuer und Wasser“, betonte Bischof Schick, indem er Bundeskanzlerin Merkel mit dem Ausspruch: „Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht“ zitierte und hinzufügte: „Freunde spähen sich nicht aus, sie vertrauen einander.“

Ein Ort des Vertrauens sei der Wallfahrtsort Vierzehnheiligen, wo seit Jahrhunderten die Menschen ihre Sorgen und Nöte den vierzehn heiligen Nothelfern anvertrauen. „So innerlich aufgerichtet gehen sie wieder nach Hause und können im Vertrauen auf Gott den Alltag in Familie, Beruf und Gesellschaft meistern.“ Schick rief auf: „Werden wir Freunde und Nothelfer der Mitmenschen, so werden wir das Vertrauen in unserer Gesellschaft erhalten und ausbreiten.“