Arti­kel­se­rie “Ener­gie­wen­de – muss das sein?”: 23. Kli­ma – Ist die Kli­ma­er­wär­mung menschengemacht?

Foto: Uberprutser, CC-BY-SA-3.0-nl

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Es wer­den immer wie­der Zwei­fel laut, ob die gegen­wär­ti­ge Kli­ma­er­wär­mung auf natür­li­che oder vom Men­schen gemach­te Ursa­chen zurück­zu­füh­ren ist. Die­se Zwei­fel sind ver­ständ­lich, da es in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der Kli­ma­ver­än­de­run­gen gege­ben hat, für die der Mensch sicher nicht ver­ant­wort­lich war. Betrach­ten wir des­halb die „natür­li­chen Kli­ma­schwan­kun­gen“ der letz­ten 2000 Jahre.

In die­sem Zeit­raum gab es zwei aus­ge­präg­te Warm­pe­ri­oden und zwei Käl­te­pe­ri­oden. Details sie­he hier.

Die­se Kli­ma­pe­ri­oden hat­ten jeweils eine Dau­er von etwa 400 bis 600 Jah­ren. Der Unter­schied der glo­ba­len Tem­pe­ra­tur zwi­schen Warm- und Kalt­pe­ri­ode lag bei 0,4ºC bis 0,8ºC. Eine wesent­li­che Grö­ße, die „Ände­rungs­ge­schwin­dig­keit“ der glo­ba­len Tem­pe­ra­tur, betrug 0,1 bis 0,15ºC/100 Jah­re. Ein Ver­gleich mit Mess­wer­ten der letz­ten 100 Jah­re, macht den Unter­schied des jet­zi­gen Kli­ma­wan­dels zu den natür­li­chen Kli­ma­schwan­kun­gen deut­lich. Wir haben bereits eine Tem­pe­ra­tur erreicht, die um 0,4ºC höher ist als der Spit­zen­wert der letz­ten 2000 Jah­re. Die heu­ti­ge Tem­pe­ra­tur ist 0,8 bis 1ºC höher als Ende des 19. Jahr­hun­derts. Die Ände­rungs­ge­schwin­dig­keit von 0,8 bis 1ºC/100 Jah­re, ist der 8 bis 10fachen Wert der natür­li­chen Kli­ma­schwan­kun­gen. Wird die­se rasan­te Ände­rung zurück ver­folgt, so zeigt sich: ihr Beginn fällt zeit­lich mit dem Start der Indu­stria­li­sie­rung zusammen.

Kli­ma­ga­se sind not­wen­dig für den Treib­haus­ef­fekt. Sie sind in natür­li­che Kreis­läu­fe ein­ge­bun­den. Die­se bewirk­ten, dass unser Kli­ma in gewis­sen Gren­zen gleich­blei­bend war. Seit Beginn der Indu­stria­li­sie­rung greift der Mensch zuneh­mend in die­se Kreis­läu­fe ein. In den CO₂-Kreis­lauf durch das Ver­bren­nen der fos­si­len Ener­gie­trä­ger, wodurch zusätz­li­ches CO₂ in die Kreis­läu­fe ein­ge­speist wird. Durch die glo­ba­le Abhol­zung der Wäl­der, wodurch die Kapa­zi­tät des CO₂-Kreis­laufs ver­rin­gert wird. Beim Ver­bren­nen von orga­ni­schem Mate­ri­al (Holz, Koh­le, Öl, Kunst­stoff) ent­steht nicht nur CO₂, son­dern auch Was­ser­dampf. Durch die Nut­zung der gespei­cher­ten fos­si­len Ener­gie, wird zusätz­li­che Wär­me­en­er­gie in den Ener­gie­kreis­lauf ein­ge­speist, und zwar, bedingt durch die hier­für tech­nisch not­wen­di­gen Ver­bren­nungs­pro­zes­se, etwa 3mal so viel wie wir für unse­re Ener­gie­wirt­schaft eigent­lich benö­ti­gen. Das alles ist mini­mal, sam­melt sich aber im Lau­fe der Jah­re an.

Erin­nern wir uns an die Zeit­kon­stan­ten für sol­che Vor­gän­ge auf der Erde und, an unser Was­ser­topf­ex­pe­ri­ment (Kapi­tel 16 und 17): höhe­re Ener­gie­zu­fuhr führt zu einer höhe­ren Tem­pe­ra­tur für eine aus­ge­gli­che­ne Energiebilanz.

Die Bevöl­ke­rungs­explo­si­on der letz­ten 100 bis 150 Jah­re sowie der höhe­re Lebens­stan­dard füh­ren zwangs­läu­fig zu höhe­rer Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on, damit aber auch ver­stärkt zu der Pro­duk­ti­on der beson­ders wirk­sa­men Kli­ma­ga­se Methan und Lach­gas. Seit Beginn der Indu­stria­li­sie­rung hat sich die Welt­be­völ­ke­rung etwa ver­vier­facht. Der Bedarf an fos­si­len Ener­gie­trä­gern (ohne Kern­kraft und son­sti­ge) hat sich aber mehr als ver­zwan­zig­facht. Ein Ende die­ser dyna­mi­schen Ent­wick­lung ist nicht abzu­se­hen, ver­stärkt sich eher noch.

Es ist des­halb unbe­strit­ten, dass der Mensch sei­nen Anteil an der gegen­wär­ti­gen Kli­ma­er­wär­mung hat. Umstrit­ten ist, wie groß die­ser Anteil ist, bzw. wie stark natür­li­che Vor­gän­ge ver­stärkt wer­den. In einem Punkt jedoch ist sich die Wis­sen­schaft einig: Wenn die Erwär­mung so weit fort­schrei­tet, dass die in Kapi­tel 21 und 22 beschrie­be­nen posi­ti­ven Rück­kopp­lun­gen ein­set­zen, dann ist es für eine Gegen­re­ak­ti­on zu spät. Wenn über­haupt eine Chan­ce besteht der Kli­ma­er­wär­mung ent­ge­gen­zu­wir­ken, dann jetzt. Hier­zu ist mehr not­wen­dig, als nur der Umbau des Strom­ver­sor­gungs­sy­stems. Aber dies ist ein wich­ti­ger Bau­stein, der auch tech­nisch am schnell­sten zu rea­li­sie­ren ist. In die Über­le­gun­gen für einen umfas­sen­den Ener­gie­wan­del muss auch ein­be­zo­gen wer­den, dass ca. 70% unse­res lau­fen­den Ener­gie­be­dar­fes im pri­va­ten Bereich für Gebäu­de­hei­zung und Warm­was­ser benö­tigt wird. Hier sind Spar­maß­nah­men tech­nisch am schnell­sten zu realisieren.

Wei­te­re Detail­in­for­ma­tio­nen zum The­ma Klima:

In der ZDF-Media­thek gibt es eine gute zwei­tei­li­ge Sen­de­rei­he über den Ein­fluss von histo­ri­schen Kli­ma­ver­än­de­run­gen auf die Ent­wick­lung des Men­schen und sei­ne Kul­tu­ren. Spe­zi­ell Teil 2 ver­mit­telt einen Ein­druck, wel­che Pro­ble­me durch eine glo­ba­le Kli­ma­ver­än­de­rung in Zukunft auf uns zukom­men können.

Teil 1: Kli­ma­ti­sche Ein­flüs­se auf die Ent­wick­lung mensch­li­cher Kul­tu­ren bis ca. 500 vor unse­rer Zeitrechnung.

Teil 2: Kli­ma­ti­sche Ein­flüs­se auf die anti­ken Hoch­kul­tu­ren bis heute.

Die Inter­net­sei­te „Kli­ma­wan­del ver­ste­hen“ fasst die kom­ple­xen Zusam­men­hän­ge des Kli­mas ver­ständ­lich zusammen.
Nach die­sem umfang­rei­chen Kapi­tel über das Kli­ma, sol­len die näch­sten Fol­gen wie­der tech­ni­sche The­men auf­grei­fen: Sicher­heit und Risi­ken von tech­ni­schen Einrichtungen.