Sonn­tags­ge­dan­ken: Vom „Ver­lo­re­nen Sohn“

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Im Evan­ge­li­schen Gesang­buch fin­de ich auf S. 1478 eine inter­es­san­te Radie­rung von Hans Tho­ma mit dem Titel: „Der ver­lo­re­ne Sohn“. Ich sehe einen jun­gen Mann auf einem Fel­sen sit­zen. Er hat sei­ne Bei­ne ange­win­kelt. Der lin­ke Arm ruht auf den Knien. Das Gesicht ist in der Arm­beu­ge verborgen.Der Künst­ler zeich­net die Situa­ti­on, wo der in Ein­sam­keit, Schuld und Elend ver­strick­te jun­ge Mann aus dem bekann­ten Gleich­nis über sein ver­pfusch­tes Leben nach­denkt. Er zog von zuhau­se weg, um sein Leben zu genie­ßen. Nun kommt er zu der spä­ten Ein­sicht, dass er gründ­lich geschei­tert ist. Geld und Freun­de sind weg. Er ist am Ende.

Chri­sti­an Roh­lffs zeich­net im Evan­ge­li­schen Gesang­buch Auf S. 720 den „ver­lo­re­nen Sohn“ wie er demü­tig vor sei­nem Vater kniet. Die­ser aber beschimpft oder ver­spot­tet ihn nicht, son­dern beugt sich lie­be­voll zu ihm her­ab. Der Evan­ge­list Lukas erzählt uns im 15. Kapi­tel sei­nes Buches, dass die Geschich­te vom „ver­lo­re­nen Sohn“ mit einem Hap­py End aus­ging, lei­der oft eine Ausnahme.

Vie­le „moder­ne“ Men­schen aber füh­len sich nicht als „ver­lo­re­ne“ Kin­der Got­tes und kom­men anschei­nend ohne Gott gut aus. Es sind durch­aus respek­ta­ble Huma­ni­sten, über­zeug­te Anhän­ger ande­rer Reli­gio­nen, aber eben auch die Selbst­zu­frie­de­nen, Gleich­gül­ti­gen. Die­se Men­schen sind noch viel ärmer dran als der ins Elend gera­te­ne jun­ge Mann. Gott hat ihn näm­lich sei­nen ver­kehr­ten Weg gehen las­sen, hat ihn durch das Tal des Unglücks geführt, um ihn so zur Ver­nunft zu brin­gen. Viel­leicht müs­sen auch wir erst ganz unten sein, am Boden zer­stört, bis wir auf­wa­chen aus dem süßen Traum unse­rer Selbst­zu­frie­den­heit, aus dem Wahn mit unserm Leben allein zurecht­zu­kom­men. Gott war­tet täg­lich auf sie und mich, liebt jeden, auch den Kran­ken, den Ver­sa­ger, den schul­dig Gewor­de­nen, und hier­in unter­schei­det sich die christ­li­che von allen ande­ren Reli­gio­nen. Gott zwingt uns aber zu nichts.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind