Baye­ri­sches Fle­der­maus­zen­trum in Schloss Thurn ab 9. Mai für Besu­cher geöffnet

Fledermaushaus

Fle­der­maus­haus. Foto: Tom Schneider

Ein roman­ti­sches Schloss, ein Graf aus einer alten Adels­fa­mi­lie und jede Men­ge Fle­der­mäu­se – wer jetzt sofort an Trans­sil­va­ni­en, Graf Dra­cu­la und Vam­pi­re denkt, liegt dies­mal aus­nahms­wei­se ganz falsch. Auf Schloss Thurn bei Herolds­bach ste­hen nicht Gru­sel und schau­ri­ge Legen­den im Mit­tel­punkt, son­dern Arten­schutz, Hei­mat­pfle­ge und die Lie­be zu fas­zi­nie­ren­den Tie­ren und deren Bezie­hung zu Mensch und Umwelt.

Am 6. Mai eröff­ne­te Bene­dikt Graf Bent­zel auf Schloss Thurn gemein­sam mit der Baye­ri­schen Umwelt­mi­ni­ste­rin Ulri­ke Scharf, das Baye­ri­sche Fle­der­maus­zen­trum. Scharf: „Das ein­zig­ar­ti­ge baye­ri­sche Natur­er­be benö­tigt unse­ren beson­de­ren Schutz. Unse­re hei­mi­schen Fle­der­mäu­se gehö­ren zu den am stärk­sten vom Aus­ster­ben bedroh­ten Tier­ar­ten. Durch das Fle­der­maus­zen­trum schaf­fen wir ein Bewusst­sein für die Schön­heit und Bedeu­tung der bio­lo­gi­schen Vielfalt.“

Die Wahl des Stand­or­tes kommt nicht von unge­fähr: Seit vie­len Jah­ren leben im histo­ri­schen Gemäu­er des barocken Was­ser­schlos­ses Thurn bis zu 300 Fle­der­mäu­se. Die Säu­ger unter­hal­ten dort ihre soge­nann­te Wochen­stu­be. Hier schlie­ßen sich die Weib­chen zu einer Grup­pe zusam­men, brin­gen ihre Jun­gen zur Welt und sor­gen wäh­rend des Som­mers dafür, dass die Jung­tie­re bis zum Herbst groß und stark genug wer­den für den Umzug in ihr Win­ter­quar­tier in den Höh­len der Frän­ki­schen Schweiz.

Schon als Kind ist Bene­dikt Graf Bent­zel dem Charme der nacht­ak­ti­ven Flug­künst­ler erle­gen. Nach Ein­bruch der Däm­me­rung, wenn der Erleb­nis­park Schloss Thurn sei­ne Pfor­ten schließt und lang­sam Ruhe im Schloss­park ein­kehrt, schwär­men die Mut­ter­tie­re aus und jagen nach Nah­rung für ihre Jungen.

„Im Som­mer bin ich abends mit mei­nen Geschwi­stern zum Schloss­wei­her gegan­gen, um die­ses Schau­spiel zu beob­ach­ten“, erzählt der Graf und kommt dabei heu­te noch ins Schwär­men. „Wir haben uns ein­fach auf die Wie­se gelegt und stun­den­lang den Fle­der­mäu­sen zugeschaut“.

Mitt­ler­wei­le ist der Graf erwach­sen und lei­tet seit eini­gen Jah­ren den Erleb­nis­park Schloss Thurn, ein belieb­tes Aus­flugs­ziel für Fami­li­en mit jähr­lich rund 180.000 Besu­chern. Geblie­ben ist die Erkennt­nis, dass es sich bei den lie­bens­wer­ten Säu­gern um eine bedroh­te Art han­delt, die den Schutz ihres natür­li­chen Lebens­rau­mes und dabei auch die Hil­fe des Men­schen drin­gend benötigen.

Das Bewusst­sein der Men­schen in Bay­ern für öko­lo­gi­sche Zusam­men­hän­ge und Arten­schutz nicht nur in fer­nen Kon­ti­nen­ten, son­dern auch vor der eige­nen Haus­tür, ist in den letz­ten Jahr­zehn­ten ste­tig gewach­sen. Das Ver­ständ­nis, dass Hei­mat­pfle­ge, Umwelt­schutz und Arten­viel­falt zusam­men gehö­ren und nur gemein­sam dafür sor­gen kön­nen, unse­re Hei­mat lebens- und lie­bens­wert zu erhal­ten, ist heu­te grö­ßer denn je.

So hat der Graf über die Jah­re immer mehr Mit­strei­ter für sein Anlie­gen gefun­den, den Schutz der Fle­der­mäu­se ins öffent­li­che Bewusst­sein zu rücken. Aus der ersten Idee, nur mit einem schlich­ten Infor­ma­ti­ons­häus­chen und klei­nen Flug­blät­tern für die Anlie­gen der flie­gen­den Säu­ger zu wer­ben, ist nun ein ein­zig­ar­ti­ges Infor­ma­ti­ons­zen­trum ent­stan­den, das nicht nur bay­ern­weit sei­nes­glei­chen sucht.

Auf 130 Qua­drat­me­tern kön­nen die Besu­cher mit allen Sin­nen in die fas­zi­nie­ren­de Welt der Fle­der­mäu­se ein­tau­chen. Ein mit Schwarz­licht „aus­ge­leuch­te­ter“ Raum simu­liert die natür­li­che Umge­bung der Tie­re und ver­mit­telt den Men­schen haut­nah, wie die­se ihre Umwelt erle­ben. Zahl­rei­che inter­ak­ti­ve Sta­tio­nen bie­ten die Mög­lich­keit, inter­es­san­te Details über das Leben der klei­nen Flug­künst­ler zu erfah­ren und Ant­wor­ten auf vie­le span­nen­de Fra­gen zu finden.

Sämt­li­che Inhal­te des Fle­der­maus­zen­trums wer­den medi­al und päd­ago­gisch so prä­sen­tiert, dass Kin­der und Erwach­se­ne hier alters­ge­recht stau­nen und ler­nen kön­nen. Fas­zi­nie­rend für Jung und Alt ist auch die Archi­tek­tur des Infor­ma­ti­ons­zen­trums: Das Gebäu­de hat die Form einer Fle­der­maus mit aus­ge­brei­te­ten Flü­geln, der Besu­cher betritt den Bau durch das weit geöff­ne­te Maul. Im Inne­ren emp­fängt ihn dann die Aus­stel­lung, die Clau­dia Nau­mann vom Inge­nieur­bü­ro „Natur und Bil­dung“ gemein­sam mit den Fle­der­maus­freun­den der Orts­grup­pe Forch­heim des Bund Natur­schutz kon­zi­piert hat.

Mög­lich wur­de die­ses ehr­gei­zi­ge Pro­jekt erst durch das gemein­sa­me Bemü­hen meh­re­rer Part­ner: Den größ­ten Teil der Bau­ko­sten über­nimmt der Natur­schutz­fonds Bay­ern, des­sen Vor­stand Georg Schlapp mit sei­nem Enga­ge­ment maß­geb­lich zur Rea­li­sie­rung bei­getra­gen hat. Eben­falls finan­zi­ell betei­ligt sind die Ober­fran­ken­stif­tung und der Erleb­nis­park Schloss Thurn. Den lau­fen­den Betrieb gewähr­lei­stet der Frei­zeit­park gemein­sam mit der Gemein­de Herolds­bach, deren Bür­ger­mei­ster Edgar Bütt­ner das Pro­jekt von Beginn an beglei­tet und unterstützt.

Wich­tig war allen Betei­lig­ten, dass für den Besuch des Baye­ri­schen Fle­der­maus­zen­trums kein Ein­tritt erho­ben wird. „Das ist für mich eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit“, sagt Bene­dikt Graf von Bent­zel hier­zu. „Ich wün­sche mir, dass mög­lichst vie­le Besu­cher kom­men und unse­re Fle­der­mäu­se genau­so ins Herz schlie­ßen wie ich. Dann kön­nen wir gemein­sam dafür Sor­ge tra­gen, dass sie uns hier in Fran­ken noch lan­ge erhal­ten blei­ben“. Der Grund­stein für die­sen Wunsch ist jetzt gelegt, ab 9. Mai ist das Zen­trum zu den Öff­nungs­zei­ten des Erleb­nis­parks Schloss Thurn für Besu­cher geöffnet.

www​.fle​der​maus​zen​trum​-schloss​-thurn​.de