Sonn­tags­ge­dan­ken: Der schüt­zen­de Engel

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Die Psal­men des Alten Testa­ments gehö­ren zu den fas­zi­nie­ren­den Tei­len der Bibel. Unbe­kann­te Men­schen beten hier ganz ehr­lich ohne fal­sche Scheu ohne from­mes Pathos zu Gott. Sie schrei­en ihre Ver­zweif­lung her­aus, sie kla­gen und kla­gen an, ver­lan­gen Rache und füh­len sich doch mit­ten in all dem Leid, in all der Unsi­cher­heit ihres Lebens gebor­gen in Got­tes Hand. Unser Evan­ge­li­sches Gesang­buch ent­hält eine Rei­he sol­cher Psal­men, die zum Nach­le­sen, zum Nach­den­ken, zum Nach­be­ten ein­la­den. Die­sen Abschnitt im Gesang­buch eröff­net auf S. 1264 eine Zeich­nung von Marc Chagall mit dem Titel: „Der schüt­zen­de Engel“.

Der Engel steht im Zen­trum des Bil­des, mäch­tig, aber nicht bedroh­lich. Er brei­tet schüt­zend, seg­nend die Arme über eine Men­schen­grup­pe aus, die ihre Stadt flucht­ar­tig ver­las­sen müs­sen. Rechts unten im Bild sieht man ein böses Mon­ster, das säbel­schwin­gend die Flie­hen­den bedroht. Der Böse­wicht kann den Engel nicht sehen und bil­det sich wohl ein, die Flücht­lin­ge nie­der­ma­chen zu kön­nen. Dra­sti­sche Bil­der von Krieg und Ver­trei­bung, von sinn­lo­ser Gewalt flim­mern täg­lich übern Bild­schirm. Wir reagie­ren hilf­los, man­che auch gleich­gül­tig oder gar zynisch. Der Engel auf Chagalls Bild erin­nert, dass Got­tes schüt­zen­de Macht stär­ker ist als das Mon­ster, das in uns Men­schen steckt und uns zugleich von außen bedroht. Die Macht des Bösen kann ver­nünf­ti­ge Zeit­ge­nos­sen in wil­de Tie­re ver­wan­deln, wenn die Umstän­de, die Mit­men­schen sie umkräm­peln und zugleich steckt das Böse auch in men­schen­ver­ach­ten­den Struk­tu­ren von Wirt­schaft, Poli­tik und Gesellschaft.

Begrei­fen wir auch nicht, war­um Gott so viel Elend zulässt, war­um so oft das Böse tri­um­p­fiert, so dür­fen wir uns als Chri­sten doch auf Gott ver­las­sen, auf sei­ne Kraft, sei­ne Gegen­wart, sei­ne Lie­be. Im Ver­gleich zu dem Engel wirkt das Mon­ster auf unse­rem Bild klein und lächerlich.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind