Rhein-Main-Donau AG nimmt fisch­freund­li­che Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses an der Reg­nitz offi­zi­ell in Betrieb

Am 9. April 2015 wurde die fischfreundliche Wasserkraftschnecke Neuses, die Restwassermengen der Regnitz zur ökologischen Stromerzeugung nutzt, offiziell in Betrieb genommen. FOTO: Jan Kiver, Rhein-Main-Donau AG, München, 2015

Am 9. April 2015 wur­de die fisch­freund­li­che Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses, die Rest­was­ser­men­gen der Reg­nitz zur öko­lo­gi­schen Strom­erzeu­gung nutzt, offi­zi­ell in Betrieb genom­men. FOTO: Jan Kiver, Rhein-Main-Donau AG, Mün­chen, 2015

Modern­ste Tech­nik zur öko­lo­gi­schen Restwasserkraftnutzung

Am 9. April 2015 wur­de das neue Rest­was­ser­kraft­kraft­werk „Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses“ nach der öku­me­ni­schen Wei­he durch Pfar­rer Dani­el Schu­ster vom Eggols­hei­mer katho­li­schen Pfarr­amt St. Mar­tin und Vika­rin Bri­git­te Mül­ler vom Forch­hei­mer evan­ge­li­schen Pfarr­amt St. Johan­nis offi­zi­ell sei­ner Bestim­mung über­ge­ben. Der Staats­se­kre­tär im Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Wirt­schaft und Medi­en, Ener­gie und Tech­no­lo­gie Franz Josef Pschie­rer nahm die 60. Was­ser­kraft­an­la­ge der Rhein-Main-Donau AG zusam­men mit dem Forch­hei­mer Land­rat Dr. Her­mann Ulm und dem Eggols­hei­mer 1. Bür­ger­mei­ster Claus Schwarz­mann offi­zi­ell in Betrieb.

Dr. Albrecht Schleich, Vor­stand der Rhein-Main-Donau AG, und Karl-Heinz Stra­ßer, Lei­ter Was­ser­kraft Deutsch­land Mit­te der E.ON Kraft­wer­ke GmbH, „assi­stier­ten“ tat­kräf­tig beim Druck auf den blau­en Knopf, wodurch das Absperr­schütz nach oben gefah­ren wur­de, so dass das Reg­nitz­was­ser in die Was­ser­kraft­schnecke ein­strö­men konn­te und die gere­gel­te umwelt­freund­li­che Strom­erzeu­gung begann.

„Wir freu­en uns, dass wir gemein­sam mit unse­rem Pro­jekt­lei­ter E.ON Kraft­wer­ke nach rund 10-mona­ti­ger Bau­zeit heu­te die­ses hoch­mo­der­ne Rest­was­ser­kraft­werk an der Reg­nitz offi­zi­ell in Betrieb neh­men kön­nen“, begrüß­te Dr. Albrecht Schleich, Vor­stand der Rhein-Main-Donau AG, die zahl­rei­chen Gäste aus Poli­tik, Wirt­schaft, Behör­den und Medi­en. „Als Bau­herr haben wir rund 1,4 Mil­lio­nen Euro in das Pro­jekt inve­stiert, davon etwa ein Vier­tel (rund 350.000 Euro) in öko­lo­gi­sche Opti­mie­rungs­maß­nah­men und ein fisch­öko­lo­gisch opti­mier­tes Aus­lauf­bau­werk, wes­halb die ent­spre­chen­den Pla­nun­gen mehr­fach ange­passt wur­den“, erläu­ter­te Schleich. „Die­se Pla­nungs­än­de­run­gen und auch teil­wei­se schwie­ri­ge Wit­te­rungs- und Boden­ver­hält­nis­se scho­ben den Inbe­trieb­nah­me­ter­min auf das Früh­jahr 2015“, fuhr Schleich fort und ergänz­te: „Wir dan­ken allen Betei­lig­ten für das gelun­ge­ne Ergeb­nis und vor allem die unfall­freie Aus­füh­rung des Pro­jekts, das von den Mit­ar­bei­tern unse­res Betriebs­füh­rers, der E.ON Kraft­wer­ke GmbH, nament­lich dem Pro­jekt­lei­ter Alex­an­der Bube­li­ny, in her­vor­ra­gen­der Wei­se gemei­stert wur­de. Unser herz­li­cher Dank gebührt vor allem auch den zustän­di­gen Ämtern und Behör­den sowie der Fische­rei und unse­ren Part­nern für die kon­struk­ti­ve Mit­hil­fe und posi­ti­ve Beglei­tung, um die­ses Muster­bei­spiel für die Ver­ein­bar­keit von Öko­lo­gie und Öko­no­mie bei der Nut­zung der rege­ne­ra­ti­ven Was­ser­kraft zu ver­wirk­li­chen. An unse­ren Kraft­wer­ken an Reg­nitz und Main gehen Strom­erzeu­gung aus Was­ser­kraft, Gewäs­ser­öko­lo­gie und Fisch­schutz Hand in Hand.“

Staats­se­kre­tär Franz Josef Pschie­rer hob in sei­ner Fest­an­spra­che die Bedeu­tung der Was­ser­kraft für den Frei­staat Bay­ern her­vor. „Trotz aller Aus­bau­erfol­ge bei der Pho­to­vol­ta­ik und der Wind­kraft bil­det die Was­ser­kraft in Bay­ern mit der­zeit rund 13 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den pro Jahr nach wie vor das Rück­grat der rege­ne­ra­ti­ven Strom­erzeu­gung im Frei­staat.“ Ins­be­son­de­re unter der Berück­sich­ti­gung der Umwelt­und Kli­ma­freund­lich­keit, der per­ma­nen­ten Ver­füg­bar­keit rund um die Uhr, der Grund­la­stund Spei­cher­fä­hig­keit sowie der Regel­bar­keit bil­de die Was­ser­kraft eine der tra­gen­den Säu­len in der Baye­ri­schen Ener­gie­wen­de. Daher sei es umso mehr zu begrü­ßen, dass die Rhein-Main-Donau AG nun das fisch­freund­li­che Was­ser­kraft­pro­jekt Neu­ses in die Tat umge­setzt habe.

Land­rat Dr. Her­mann Ulm beglück­wünsch­te die Rhein-Main-Donau AG, E.ON und die wei­te­ren Betei­lig­ten zu dem gelun­ge­nen Pro­jekt: „Mit 12 Kraft­wer­ken in unse­rem Land­kreis Forch­heim hat die Was­ser­kraft eine lan­ge Tra­di­ti­on und lie­fert mit der neu­en Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses als 13. Anla­ge einen unver­zicht­ba­ren Bei­trag für die Ener­gie­wen­de. Ich wün­sche der Anla­ge stö­rungs­frei­en Betrieb und freue mich über den gelun­ge­nen Bei­trag zur Stei­ge­rung der rege­ne­ra­ti­ven Strom­erzeu­gung in Bay­ern. “ Bür­ger­mei­ster Claus Schwarz­mann erklär­te: „Dass die Eggols­hei­mer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zumin­dest rech­ne­risch zu gut elf Pro­zent aus die­sem neu­en und zudem fisch­freund­li­chen Was­ser­kraft­werk umwelt­freund­lich und Kli­ma scho­nend ver­sorgt wer­den könn­ten, macht uns schon ein wenig stolz. Die Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses mit ihrer Jah­res­strom­erzeu­gung von rund 1,14 Mil­lio­nen Kilo­watt­stun­den ist ein wich­ti­ger öko­lo­gi­scher Mosa­ik­stein für das Pro­jekt Energiewende.“

„Wenn das Rest­was­ser­kraft­werk Neu­ses mit einer Aus­bau­lei­stung von 130 Kilo­watt nun sei­nen umwelt­freund­li­chen Strom­erzeu­gungs­be­trieb auf­nimmt, pro­fi­tie­ren Men­schen und Fische bzw. Was­ser­le­be­we­sen glei­cher­ma­ßen“, freu­te sich Karl-Heinz Stra­ßer, Lei­ter Was­ser­kraft Deutsch­land Mit­te der E.ON Kraft­wer­ke GmbH, und erläu­ter­te: „Mit dem inno­va­ti­ven Rest­was­ser­kraft­werk Neu­ses kön­nen wir die zusätz­li­chen Was­ser­men­gen, die unser fluss­ab­wärts gele­ge­nes Kraft­werk Hirschaid aus gewäs­ser­öko­lo­gi­schen Grün­den auf Höhe des Wehrs Neu­ses in die Reg­nitz abzu­ge­ben hat, künf­tig durch die Was­ser­kraft­schnecke sinn­voll zur rege­ne­ra­ti­ven Strom­erzeu­gung nut­zen und gleich­zei­tig opti­mier­te Wan­der­mög­lich­kei­ten für die Fisch­po­pu­la­ti­on zu Ver­fü­gung stel­len. Die Reg­nitz wird öko­lo­gisch auf­ge­wer­tet und die gerin­ge­re rege­ne­ra­ti­ve Strom­erzeu­gung in Hirschaid kann durch die 1,14 Mil­lio­nen Kilo­watt­stun­den Jah­res­er­zeu­gung der Was­ser­kraft­schnecke weit­ge­hend aus­ge­gli­chen wer­den“. Stra­ßer bedank­te sich für das gelun­ge­ne Werk: „Wir dür­fen uns an die­ser Stel­le ins­be­son­de­re auch bei den bau­aus­füh­ren­den Fir­men unter Feder­füh­rung der Bau­fir­ma Knoll sowie dem Pla­nungs­bü­ro Lah­mey­er Hydro sehr herz­lich für die kon­struk­ti­ve Zusam­men­ar­beit und die unfall­freie Durch­füh­rung des Pro­jekts bedanken!“

Anspruchs­vol­le Bau­stel­le unter der Wasseroberfläche

Auf unse­rer Bau­stel­le im Indu­strie­ge­biet des Markts Eggols­heim waren recht kom­ple­xe und anspruchs­vol­le Her­aus­for­de­run­gen zu mei­stern. Zum einen wur­de im Auf­trag und auf Kosten des Was­ser- und Schiff­fahrts­amts (WSA) Nürn­berg die bestehen­de lin­ke Ufer­be­fe­sti­gung, die soge­nann­te Wehr­wan­ge, kom­plett durch eine 26 Meter lan­ge Stahlspund­wand (ca. 36 Ton­nen Stahl) mit einem Beton­kopf­bal­ken im Ober­was­ser erneu­ert und wei­ter fluss­ab­wärts eine neue Mög­lich­keit zum Umset­zen von Sport­boo­ten für Was­ser­wan­de­rer geschaf­fen. Zum ande­ren muss­te in die bestehen­de feste Wehr­schwel­le eine Öff­nung gesägt wer­den, in die die fer­tig vor­mon­tier­te Was­ser­kraft­schnecke in einem Stück ein­ge­ho­ben wur­de. Um die­se Arbei­ten trocken aus­füh­ren zu kön­nen, muss­te der Bau­platz ent­spre­chend hoch­was­ser­si­cher vor­be­rei­tet wer­den: Im Ober­was­ser­be­reich wur­de zusätz­lich eine rund 12 Meter lan­ge Spund­wand aus 14 Stahl­ele­men­ten (ca. 17 Ton­nen Stahl) und etwa 42 soge­nann­ten Big-Bags (mit einem Sand-Kiesge­misch befüll­te Kunst­stoff­säcke von jeweils 1,6 Ton­nen > ins­ge­samt 70 Ton­nen) ein­ge­baut. Im Unter­was­ser­be­reich erreich­te die zur Böschungs­si­che­rung not­wen­di­ge Spund­wand eine Län­ge von rund 20 Meter (ca. 28 Ton­nen Stahl). Sie wur­de nach Abschluss der Arbei­ten wie­der kom­plett ausgebaut.

Die Zufahrt zum Bau­platz wur­de über eine eigens errich­te­te frei­tra­gen­de Behelfs­brücke sicher­ge­stellt, die nach Abschluss aller Arbei­ten kom­plett zurück­ge­baut wur­de. Sie über­spann­te mit 10,4 Meter Län­ge und 5,0 Meter Brei­te das bestehen­de Umge­hungs­ge­wäs­ser für die Fische um die Wehr­an­la­ge des WSA. Die Trag­fä­hig­keit der mobi­len Pio­nier­brücke erlaub­te auch die Zufahrt z. B. eines 250-Ton­nen­Schwer­last­krans ohne Flur­schä­den. High­light war die Anlie­fe­rung und Mon­ta­ge der 20 Ton­nen schwe­ren, in einem Stahl­trog vor­mon­tier­te Was­ser­kraft­schnecke, die laut Her­stel­ler Andritz schon eines der grö­ße­ren Tei­le die­ser Art ist. Zwei gro­ße Auto­krä­ne hoben syn­chron den 18,4 Meter lan­gen und 3,4 Meter brei­ten stäh­ler­nen Rie­sen vom Spe­zi­al­trans­por­ter in die schrä­ge Beton­wan­ne. Die­se war in eine neue Öff­nung gebaut wor­den, die in die bestehen­de feste Wehr­schwel­le mit Beton­sä­gen und Bag­ger­mei­ßel aus­ge­bro­chen wor­den war.

Im Rah­men der gesam­ten Bau­tä­tig­kei­ten waren im Schnitt sechs Mit­ar­bei­ter dau­er­haft vor Ort im Ein­satz. Zur Vor­be­rei­tung des gesam­ten 6.000 Qua­drat­me­ter gro­ßen Bau­be­reichs und der nach öko­lo­gi­schen Vor­ga­ben der Fische­rei aus­ge­stal­te­ten Flä­chen waren zwei 25-Ton­nen-Ket­ten­bag­ger im Ein­satz; ein etwa 50 Meter hoher Turm­dreh­kran mit einem 40-Meter-Aus­le­ger stand im Unter­was­ser­be­reich in der Bau­gru­be. Den Abtrans­port von rund 20.000 Ton­nen Aus­hub und rund 1.200 Ton­nen Abbruch­ma­te­ri­al erle­dig­ten 600 Sat­tel­zug­la­dun­gen. Zum Antrans­port der 3.500 Ton­nen Was­ser­bau­stei­ne für den Aus­lauf­be­reich und die neu­en Ufer­be­fe­sti­gun­gen waren rund 200 Sat­tel­zug­la­dun­gen not­wen­dig. Und 90 Beton­mi­scher­fuh­ren brach­ten die 550 Kubik­me­ter Mate­ri­al für das Betriebs­ge­bäu­de und den Beton­trog zur Auf­nah­me der stäh­ler­nen Schnecke. Für die Armie­rung des Betons wur­den 55 Ton­nen Bau­stahl ein­ge­baut. Ins­ge­samt wur­den etwa 11.000 Arbeits­stun­den unfall­frei und ohne ver­let­zungs­be­ding­te Aus­fäl­le geleistet.

Hin­ter­grund

Rest­was­ser­kraft­werk „Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses“ an der Regnitz

Im April 2015 nahm die Rhein-Main-Donau AG ihr Rest­was­ser­kraft­werk „Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses“ offi­zi­ell in Betrieb. Mit der Betriebs­füh­rung ist die E.ON Kraft­wer­ke GmbH betraut, die auch die Pro­jekt­lei­tung für den Bau der Anla­ge inne­hat­te. Das 1,4‑Millionen-Euro-Projekt ist ein Muster­bei­spiel für die Ver­ein­bar­keit von Öko­lo­gie und Öko­no­mie bei der Nut­zung der rege­ne­ra­ti­ven Was­ser­kraft. Im Auf­trag und auf Kosten des Was­ser- und Schiff­fahrts­amts Nürn­berg wur­de par­al­lel die bestehen­de lin­ke (west­li­che) Ufer­be­fe­sti­gung, die soge­nann­te Wehr­wan­ge, kom­plett erneu­ert sowie eine neue Mög­lich­keit zum Umset­zen von Sport­boo­ten für Was­ser­wan­de­rer geschaffen.

Die Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses ist die 60. Was­ser­kraft­an­la­ge der Rhein-Main­Don­au AG. Die Neu­se­ser Anla­ge arbei­tet nach dem umge­kehr­ten Prin­zip einer Archi­me­di­schen Schrau­be. Sie nutzt eine Fall­hö­he von rund fünf Metern zur umwelt­freund­li­chen Strom­erzeu­gung aus der Kraft der Reg­nitz und hat eine Aus­bau­lei­stung von 130 Kilo­watt. Durch ihre Bau­art gilt die Was­ser­kraft­schnecke als beson­ders fisch­freund­li­che Tech­nik zur öko­lo­gi­schen, ener­ge­ti­schen Nut­zung von Rest­was­ser­ab­ga­ben. Bei einem kon­ti­nu­ier­li­chen Was­ser­durch­fluss von etwa 3,5 Kubik­me­tern pro Sekun­de (rund 23 Bade­wan­nen­fül­lun­gen pro Sekun­de) kann die Neu­se­ser Anla­ge rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr rege­ne­ra­ti­ven Strom erzeu­gen, so dass das Regel­ar­beits­ver­mö­gen pro Jahr bei ca. 1,14 Mil­lio­nen Kilo­watt­stun­den (kWh) liegt. Die­se Strom­men­ge reicht aus, den Strom­be­darf von knapp 350 baye­ri­schen Durch­schnitts­haus­hal­ten oder fast 720 Men­schen ein Jahr lang umwelt- und kli­ma­freund­lich aus Was­ser­kraft zu decken. Rein rech­ne­risch könn­ten also gut elf Pro­zent der 6.374 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in der Markt­ge­mein­de Eggols­heim mit einer Jah­res­pro­duk­ti­on aus der Was­ser­kraft­schnecke sicher und umwelt­freund­lich mit Strom ver­sorgt wer­den. Im Ver­gleich zum deut­schen Ener­gie­mix (695 g CO2 pro kWh) ent­la­stet die Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses das Kli­ma ins­ge­samt um fast 800.000 Kilo­gramm Koh­len­di­oxid (CO2).

Men­schen und Fische bzw. Was­ser­le­be­we­sen pro­fi­tie­ren von der Neu­se­ser Anla­ge. Die zusätz­li­chen Was­ser­men­gen, die das fluss­ab­wärts gele­ge­ne Kraft­werk Hirschaid der E.ON Kraft­wer­ke GmbH aus gewäs­ser­öko­lo­gi­schen Grün­den auf Höhe des Wehrs Neu­ses in die Reg­nitz abzu­ge­ben hat, kön­nen durch die Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses sinn­voll zur rege­ne­ra­ti­ven Strom­erzeu­gung genutzt wer­den, ohne die Fisch­po­pu­la­ti­on zu beein­träch­ti­gen. Der Was­ser­aus­lauf aus der Was­ser­kraft­schnecke wur­de nach öko­lo­gi­schen Vor­ga­ben der Fische­rei und in Abspra­che mit der Fische­rei­fach­be­ra­tung Ober­fran­ken so gestal­tet, dass das bestehen­de Umge­hungs­ge­rin­ne auch in Zukunft opti­mal sei­nen Zweck als Fisch­wan­der­hil­fe erfüllt. Dazu wur­de ein rund 100 Meter lan­ger Aus­lauf­be­reich ange­legt, der sich von 3,5 Meter direkt am Fuß der Was­ser­kraft­schnecke auf 1,5 Meter bei der Ein­mün­dung in die Reg­nitz ver­jüngt. Die Was­ser­tie­fe ver­rin­gert sich im sel­ben Maße von 1,5 Meter am Fuß der Schnecke bis 20 cm bei der Reg­nitz­ein­mün­dung. Zwi­schen Reg­nitz und Aus­lauf­bau­werk erstreckt sich jetzt ein 95 Meter lan­ger Damm, der auf 75 Meter Län­ge von Was­ser über­strömt ist. Dadurch lässt sich die Strö­mungs­en­er­gie des ablau­fen­den Was­sers soweit ver­rin­gern, dass bei der Ein­mün­dung in die Reg­nitz kei­ne für Fische ver­locken­de Strö­mung ent­steht, die die Fische in Rich­tung Schnecke locken könn­te. Die Reg­nitz ist durch die ent­stan­de­ne Aus­lauf­ge­stal­tung der Was­ser­kraft­schnecke öko­lo­gisch deut­lich auf­ge­wer­tet wor­den und die gerin­ge­re Strom­erzeu­gung in Hirschaid kann weit­ge­hend aus­ge­gli­chen wer­den. Allein in die öko­lo­gi­schen Maß­nah­men inve­stier­te die Rhein-Main-Donau AG ein Vier­tel (rund 350.000 Euro) der Gesamt­ko­sten von rund 1,4 Mil­lio­nen Euro.

Die Was­ser­kraft­schnecke Neu­ses wird – wie auch die zwei ande­ren Reg­nitz- und 29 Main­kraft­wer­ke der Rhein-Main-Donau AG – von E.ON betrie­ben und von der rund um die Uhr besetz­ten War­te des RMD-Pump­spei­cher­kraft­werks Lan­gen­pro­zel­ten im Spes­sart aus über­wacht und gesteuert.

Was­ser­kraft in Bayern

Die Nut­zung der Was­ser­kraft zur Strom­erzeu­gung ist ange­sichts der ange­streb­ten Ener­gie­wen­de in Deutsch­land aktu­el­ler denn je und hat in Bay­ern eine über 100-jäh­ri­ge Tra­di­ti­on. Sie ist nicht nur die älte­ste Form der Strom­erzeu­gung, son­dern immer noch die effi­zi­en­te­ste Art, rege­ne­ra­ti­ve Ener­gie kun­den­nah rund um die Uhr, wet­ter- und import­un­ab­hän­gig, fle­xi­bel, in grö­ße­rer Men­ge und weit­ge­hend sub­ven­ti­ons­frei zuver­läs­sig bereit zu stel­len. Damit ist sie ein grund­last­fä­hi­ger erneu­er­ba­rer Ener­gie­trä­ger, der einen unver­zicht­ba­ren Bei­trag zur Umset­zung der Ener­gie­wen­de lei­stet. Sie erlaubt, Strom in grö­ße­ren Men­gen in Pump­spei­cher­kraft­wer­ken zu spei­chern und trägt auch zur Strom­netz­sta­bi­li­sie­rung bei. Sie ist stän­dig ver­füg­bar und in Bay­ern reich­lich vor­han­den. Außer­dem lei­stet sie Bei­trä­ge zur Sohl­sta­bi­li­sie­rung der Flüs­se (Ver­mei­dung von Grund­was­ser­ab­sen­kung), zum Hoch­was­ser­schutz sowie zur Rei­ni­gung der Gewäs­ser von Wohl­stands­müll und Grün­gut. Öko­lo­gisch ist Was­ser­kraft beson­ders kli­ma­freund­lich (kein CO2) und res­sour­cen­scho­nend. Mit rund 13,1 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den (kWh) Jah­res­er­zeu­gung hat­te sie laut dem Ver­band der Baye­ri­schen Ener­gie- und Was­ser­wirt­schaft – VBEW im Jahr 2013 in Bay­ern einen Anteil von über 41 Pro­zent an der Strom­erzeu­gung aus Erneu­er­ba­ren Ener­gien und war so mit Abstand wich­tig­ster rege­ne­ra­ti­ver Strom­pro­du­zent in Bay­ern. Die 241 gro­ßen (> 1.000 Kilo­watt) und 3.900 klei­ne­ren Was­ser­kraft­an­la­gen (< 1.000 Kilo­watt) an Bay­erns Flüs­sen stell­ten 2013 Strom in einer Grö­ßen­ord­nung zur Ver­fü­gung, die rech­ne­risch für die Ver­sor­gung von vier Mil­lio­nen Durch­schnitts­haus­hal­te aus­reich­te und den Aus­stoß von rund 9,1 Mio. Ton­nen CO2 (bei 695 g/​kWh) ver­mie­den hat. Dies ent­spricht dem jähr­li­chen CO2-Aus­stoß von knapp 4,2 Mio. Mit­tel­klas­se­wa­gen (mit 15.000 km/​a und durch­schnitt­lich 145 g CO2/km).Um das bestehen­de Was­ser­kraft­po­ten­zi­al zu erhal­ten, wer­den die Was­ser­kraft­wer­ke mit hohem finan­zi­el­len Auf­wand instand gehal­ten. Laut einer reprä­sen­ta­ti­ven Umfra­ge des renom­mier­ten Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts For­sa im Jahr 2009 befür­wor­ten 91 Pro­zent der Men­schen in Bay­ern die Nut­zung der Was­ser­kraft. Laut einer Jour­na­li­sten-Umfra­ge zur Ener­gie­wen­de 2013 der Uni Düs­sel­dorf wür­den sich rund 85 Pro­zent nicht gegen den Bau eines Was­ser­kraft­werks in ihrer Nähe stel­len. Und der Deut­sche Ener­gie­kom­pass 2013 der Indu­strie­ge­werk­schaft Bau, Che­mie, Ener­gie weist eine hohe Akzep­tanz von 94 Pro­zent für die Vor­tei­le der Was­ser­kraft aus. Die­se Zah­len wur­den in einer Voith­Stu­die von Anfang 2015 erneut bestätigt.

Rhein-Main-Donau

Die Rhein-Main-Donau AG (RMD) mit Sitz in Mün­chen wur­de 1921 gegrün­det und gehört seit 1995 mehr­heit­lich zu E.ON sowie zu LEW und EnBW. Das baye­ri­sche Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­men ist seit über 90 Jah­ren in der ener­ge­ti­schen Was­ser­kraft­nut­zung tätig und ist Eigen­tü­me­rin von ins­ge­samt 60 Was­ser­kraft­wer­ken. Die 59 Lauf­was­ser­an­la­gen an Alt­mühl, Donau, Lech, Main und Reg­nitz. ver­fü­gen über eine Lei­stung von rund 460 Mega­watt (MW) und erzeu­gen pro Jahr rund 2,7 Mrd. Kilo­watt­stun­den (kWh) rege­ne­ra­ti­ven Strom. Damit kön­nen über 1,6 Mio. Men­schen sicher und umwelt­freund­lich aus Was­ser­kraft ver­sorgt wer­den; das Kli­ma wird dabei im Ver­gleich zum deut­schen Ener­gie­mix um rund 1,9 Mio Ton­nen Koh­len­di­oxid (CO2) pro Jahr ent­la­stet. Dies ent­spricht dem jähr­li­chen CO2-Aus­stoß von etwa 874.000 Mittelklassewagen.

Zusätz­lich lie­fert das Pump­spei­cher­kraft­werk Lan­gen­pro­zel­ten im Spes­sart mit 164 MW Tur­bi­nen­lei­stung bis zu 200 Mio. kWh Strom pro Jahr zur Abdeckung von Bedarfsspitzen.

Unter­neh­mens­zie­le der RMD sind neben der Strom­erzeu­gung aus der bestän­dig­sten rege­ne­ra­ti­ven Ener­gie­quel­le in Bay­ern der Aus­bau der Was­ser­kraft und der Erhalt der bestehen­den Anla­gen im Ein­klang mit Mensch und Natur. Vor­han­de­ne Poten­zia­le zum wei­te­ren Aus­bau der Was­ser­kraft sol­len im Sin­ne der Ener­gie­wen­de zur Unter­stüt­zung der ener­gie­po­li­ti­schen Zie­le der Bun­des­re­gie­rung und der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung aktiv geho­ben werden.

Die RMD Con­sult GmbH ist eine auf dem inter­na­tio­na­len Markt täti­ge Inge­nieur­ge­sell­schaft und gehört zu 100 Pro­zent zur Rhein-Main-Donau AG. Ihre Schwer­punk­te lie­gen in den Berei­chen Hoch­was­ser­schutz, Fluss­re­na­tu­rie­rung, Schiff­fahrts­stra­ßen, Was­ser­kraft, Rege­ne­ra­ti­ve Ener­gien, dezen­tra­le Ener­gie­ver­sor­gung und ther­mi­sche Kraftwerksanlagen.

Die RMD Was­ser­stra­ßen GmbH arbei­tet unter dem Dach der Rhein-Main-Donau AG mit über 100 Mit­ar­bei­tern in den Berei­chen „Was­ser­stra­ßen­bau“ und „Hoch­was­ser­schutz“. Das Tätig­keits­ge­biet liegt heu­te aus­schließ­lich an der nie­der­baye­ri­schen Donau. Die Arbei­ten lau­fen im Auf­trag und auf Rech­nung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und des Frei­staa­tes Bayern.

Was­ser­kraft bei E.ON

E.ON betreibt in Deutsch­land, Schwe­den, Ita­li­en und Spa­ni­en über 200 Was­ser­kraft­wer­ke mit einer instal­lier­ten Kraft­werks­lei­stung von rund 5.665 Mega­watt und einer jähr­li­chen Erzeu­gung von rund 16,5 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den. In Deutsch­land betreibt E.ON gut 100 Laufwasser‑, Spei­cher- und Pump­spei­cher­kraft­wer­ke mit einer instal­lier­ten Lei­stung von 2.500 Mega­watt, die pro Jahr rund fünf Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den umwelt­freund­li­chen Strom erzeu­gen. Das reicht aus, um den Jah­res­be­darf von über 1,5 Mil­lio­nen pri­va­ten Haus­hal­ten zu decken. Mit meh­re­ren gro­ßen Pump­spei­cher­kraft­wer­ken lei­stet E.ON zudem einen wich­ti­gen Bei­trag zur Inte­gra­ti­on ande­rer erneu­er­ba­rer Ener­gien ins deut­sche Strom­netz und zur Netz­sta­bi­li­tät. Vie­le der Was­ser­kraft­wer­ke wur­den auch durch Umge­hungs­ge­wäs­ser, Fisch­päs­se und Rena­tu­rie­rungs­strecken ent­lang der Fluss­ufer öko­lo­gisch aufgewertet.