Bam­berg: ADFC ver­misst inno­va­ti­ve Ideen für den Radverkehr

Ein paar neue Schutz- und Rad­fahr­strei­fen auf Stra­ßen mit mäßi­gem Kfz-Ver­kehr und neue Abstell­bü­gel in der Innen­stadt, wegen denen aber kei­nes­falls ein PKW-Stell­platz weg­fal­len darf. So sieht die der­zei­ti­ge Fahr­rad­för­de­rung der Stadt Bam­berg aus Sicht des All­ge­mei­nen Deut­schen Fahr­rad-Clubs (ADFC) e.V. aus, was zu hef­ti­ger Kri­tik bei deren dies­jäh­ri­gen Jah­res­haupt­ver­samm­lung führte

„Es fehlt an inno­va­ti­ven und bahn­bre­chen­den Ideen, die den Rad­ver­kehr in Bam­berg wirk­lich vor­an­brin­gen“ so Harald Pap­pen­schel­ler vom drei­köp­fi­gen ADFC-Vor­stands­team bei sei­nem Bericht zur Ver­kehrs­po­li­tik. Dass es auch anders geht, hat das Pla­nungs­team 3 bei der Vor­stel­lung ihrer Ideen zur Gestal­tung des Kon­ver­si­ons­ge­län­des bewie­sen: Danach soll­te ein Fahr­rad­schnell­weg, eine soge­nann­te Radel­ram­blas vom Bam­ber­ger Bahn­hof bis nach Schloss See­hof das Kon­ver­si­ons­ge­biet erschlie­ßen. Hier ist in erster Linie die Poli­tik gefragt, sol­che nicht all­täg­li­chen Ideen auch ein­mal umzu­set­zen. Es ist zu befürch­ten, dass dazu wie­der mal der Mut fehlt. Der ADFC ist sich sicher, dass die Umset­zung einer sol­chen Pla­nung den Rad­ver­kehrs­an­teil in Bam­berg deut­lich in die Höhe trei­ben wür­de. Gera­de das Kon­ver­si­ons­ge­län­de böte die ein­ma­li­ge Gele­gen­heit, ein­mal neue und zukunfts­wei­sen­de Wege zu gehen. Die Ent­fer­nun­gen zum Stadt­zen­trum sind opti­mal für den Rad­ver­kehr und es gibt kei­ne nen­nens­wer­ten Stei­gun­gen, die sonst ger­ne als Hin­der­nis ange­se­hen werden.

Adenauerufer

Ade­naue­ru­fer

Aber auch abseits des Kon­ver­si­ons­ge­län­des besteht wenig Hoff­nung auf einen bal­di­gen Durch­bruch zu mehr Fahr­rad­freund­lich­keit. Ganz im Gegen­teil: Statt die wich­ti­ge Nord-Süd­ver­bin­dung am Ade­naue­ru­fer wirk­sam zu ertüch­ti­gen, damit er zu einer schnel­len und kom­for­ta­blen Strecke für den Rad­ver­kehr wer­den kann, wur­de der Weg über­ra­schend und ohne Vor­ankün­di­gung von einem getrenn­ten Geh- und Rad­weg zu einem kom­bi­nier­ten Geh- und Rad­weg umge­wid­met, der Trenn­strei­fen für teu­res Geld her­aus gefräst und so auch der ADFC vor voll­ende­te Tat­sa­chen gestellt. Man fragt sich, wel­che tat­säch­li­chen Ver­bes­se­run­gen für den Fuß- und Rad­ver­kehr wohl mög­lich gewe­sen wären, wenn man die­ses Geld sinn­voll ein­ge­setzt hätte.

Beim bun­des­wei­ten ADFC-Fahr­rad­kli­ma­test 2014 hat die Stadt Bam­berg mit Note 3,8 erneut schwach abge­schnit­ten und tritt bei der öffent­li­chen Wahr­neh­mung ihrer Fahr­rad­freund­lich­keit wei­ter auf der Stel­le. „Das beweist, dass nicht nur kri­ti­sche ADFC-Funk­tio­nä­re mit den Fahr­rad­be­din­gun­gen in Bam­berg unzu­frie­den sind, son­dern dass es eine durch­aus reprä­sen­ta­ti­ve Mas­se an Rad­le­rin­nen und Rad­lern ähn­lich sieht“ so Vor­stands­mit­glied Micha­el Schil­ling. Eine nach­hal­tig bes­se­re Ein­schät­zung des Fahr­rad­kli­mas wird man nur errei­chen kön­nen, wenn man dem Rad­ver­kehr im Stra­ßen­raum end­lich deut­lich mehr Platz zur Ver­fü­gung stellt, und ihn nicht mit Rest­flä­chen abspeist.

Neben dem kri­ti­schen Blick auf die Rad­ver­kehrs­po­li­tik in Bam­berg gab es viel Posi­ti­ves vor allem über die umfang­rei­che ADFC-Tou­ren­sai­son 2014 zu berich­ten. Auch die Vor­schau auf das Tou­ren­an­ge­bot 2015 lässt vie­le Rad­ler­her­zen höher schla­gen: Selbst­ver­ständ­lich wird es wie­der die Fei­er­abend­tou­ren geben. Dar­über hin­aus gibt es auch wie­der Ein­stei­ger­tou­ren in beson­ders gemüt­li­chem Tem­po. Eine Viel­zahl von Tages­tou­ren bie­tet All­tags- und Tou­ren­rad­lern im Raum Bam­berg und Lich­ten­fels fast jedes Wochen­en­de eine Mit­fahr­ge­le­gen­heit. MTB- und Renn­rad­tou­ren run­den das viel­fäl­ti­ge Ange­bot ab. Das neue Tou­ren­pro­gramm wird vor­aus­sicht­lich Anfang April 2015 erscheinen.

Schatz­mei­ste­rin Elke Pap­pen­schel­ler berich­te­te über eine wei­ter leicht stei­gen­de Mit­glie­der­ent­wick­lung und eine soli­de Finanz­la­ge. Sie stell­te auch die wei­te­ren Pla­nun­gen für das Jahr 2015 vor: Auf der Fahr­rad­mes­se am 25. April 2015 wird der ADFC neben sei­nem Info­stand auch eine Bera­tung zur Fahr­rad­re­pa­ra­tur anbie­ten. Ein neu­es und sehr inter­es­san­tes Pro­jekt ist die Rad­fahr­schu­le für Erwach­se­ne. Hier will der ADFC Men­schen, die noch nie Fahr­rad gefah­ren sind oder es wie­der ver­lernt haben, die Mög­lich­keit bie­ten, das Rad­fah­ren (neu) zu erlernen.

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    Andern­orts, theo­re­tisch selbst im baye­ri­schen Lan­des- und im Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ste­ri­um (sie­he ent­spre­chen­de Pas­sa­gen im Rad­ver­kehrs­hand­buch Radl­land Bay­ern sowie im Natio­na­len Rad­ver­kehrs­plan der Bun­des­re­gie­rung!), hat man längst erkannt:

    Rad­ver­kehrs­för­de­rung spart enor­me Kosten ein: ver­mie­de­ne Unfall‑, Gesundheits‑, Bau- und Umwelt­schä­den, Bau und Unter­halt der Ver­kehrs­in­fra­struk­tur und ande­res mehr. Der Rad­ver­kehr muß „nur“ so gestal­tet sein, daß er als attrak­ti­ve Alter­na­ti­ve zum moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehr wahr- und ange­nom­men wird – auf Kurz­strecken für sich, bei län­ge­ren Distan­zen in Kom­bi­na­ti­on mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln (Umwelt­ver­bund, in den zudem noch Fuß­ver­kehr und Car­Sha­ring inte­griert sind).

    Doch das enor­me Umstiegs­po­ten­ti­al sehen die Ver­ant­wort­li­chen in der Bam­ber­ger Kom­mu­nal­po­li­tik und ‑ver­wal­tung nicht, sie wol­len es wohl auch nicht sehen. Sie betrach­ten das Fahr­rad noch immer – den seit vie­len Jah­ren offen­lie­gen­den Fak­ten zum Trotz – nahe­zu aus­schließ­lich als Sport­ge­rät und Frei­zeit­ve­hi­kel. Jeden Cent, den sie für das Fahr­rad aus­zu­ge­ben bereit sind, jeden Qua­drat­zen­ti­me­ter, den sie an Ver­kehrs­flä­che zuge­ste­hen, betrach­ten sie als groß­zü­gi­ges Extra. Auch nur etwas neu zu ver­tei­len, kommt ihnen nicht in den Sinn. Statt des­sen wer­den nach wie vor selbst bei Neu- und erheb­li­chen Umbau­ten die ver­pflich­ten­den fach­li­chen Vor­ga­ben sträf­lichst miß­ach­tet, wie u. a. an der Kreu­zung Münch­ner Ring / Forch­hei­mer Stra­ße zu besich­ti­gen ist.

    Statt Gefahr­stel­len zu besei­ti­gen, ver­legt die Stadt sich dar­auf, durch Neu­an­la­ge viel zu schma­ler Fahr­spu­ren, euphe­mi­stisch „Schutz­strei­fen“ genannt, den Rad­ver­kehr an den Rand zu drän­gen – man­gels aus­rei­chen­der Sei­ten­ab­stän­de von rechts durch auf­schla­gen­de Auto­tü­ren, von links durch teil­wei­se haut­nah über­ho­len­de Kraft­fahr­zeu­ge bedrängt (sie­he Pfisterstraße!).

    Es ist kein Zufall, daß man sei­tens Ober­bür­ger­mei­sters, Stadt­ver­wal­tung und Rats­mehr­heit wie schon vor zwei Jah­ren kein Wort zu den beschä­men­den Ergeb­nis­sen des Fahr­rad­kli­ma­tests ver­nimmt. Sonst wäre näm­lich tat­säch­lich von­nö­ten, die Grün­de des bla­ma­blen Abschnei­dens ehr­lich auf­zu­ar­bei­ten und über wirk­sa­me Abhil­fe nachzudenken.